© Bea Borgers

Boardslide, Ollie & Kickflip: Skatepark

Auf einer Boardlänge: Mette Ingvartsen bringt mit „Skatepark“ das Phänomen der Jugendkultur schlechthin zu den Wiener Festwochen. In der Halle G im MuseumsQuartier sorgen Rampen, Geländer und Kanten für ein originaltreues Bild, währenddessen die Choreographie der Skater, erdacht mit dem Tanzquartier Wien, mit dröhnender Musik Aufsehen erregt und Jubel herbeiführt.

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Schweben die Protagonisten von „Skatepark” im Zustand größtmöglicher Freiheit? Sind das coole Freigeister, ältere und jüngere, die durch die Bewegung auf den Rollschuhen und Skateboards das Leben besonders spüren oder verbringt hier eine Community ihre Zeit, für die sich sonst niemand zuständig fühlt? Mit solchen Fragen beschäftigt man sich, während die Regeln des Alltags im Zuge der Inszenierung ausgesetzt sind.

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Man spürt, dass es um Adoleszenzerfahrungen geht, um Gefühle wie Ausgrenzung und Zugehörigkeit, die gerade in dieser Zeit des Heranwachsens sinn- und identitätsstiftend sind und die im privaten oder familiären Raum vielleicht auf wenig Gegenliebe stoßen. Erwachsene spielen bei Ingvartsen indessen keine Rolle. Die dänische Performancekünstlerin hat mit ihrer Herangehensweise Jugendliche sublim beobachtet und ihnen mit diesem Stück regelrecht entschlossen einen Platz eingeräumt. Beim Skaten, Tanzen und Breakdancen sind die Darsteller und Darstellerinnen jedenfalls ganz bei sich. Sie vollführen individuell ihre Tricks, feuern sich gegenseitig an, maskieren ihre Gesichter, filmen sich gegenseitig mit ihren Smartphones, konkurrieren auch, jedoch stets mit dem Gedanken des fairen Wettbewerbs. Es gibt auch immer wieder Augenblicke, in denen die Teenager sich in die Ecken begeben, die Kapuzen der Sweater ganz tief übers Gesicht ziehen und in sich gehen.

Fehler passieren. Kunststücke wollen auch nach mehreren Versuchen nicht gelingen. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Missgeschicke spornen an, animieren und motivieren, was bei dieser lebendigen Performance besonders zur Geltung kommt. Aufgeben ist keine Option, wenn der rebellische Teamgeist wie eine große Fahne über den Köpfen des Publikums hochgehalten wird – am Ende sogar tatsächlich.

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Wiener Festwochen

12. Mai bis 21. Juni 2023

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