© Julian Roeder

True story: Angela (A Strange Loop)

In Susanne Kennedys seltsamer Wiener Festwochen-Vorführung „Angela (A Strange Loop)” steckt das richtungsweisende Adjektiv bereits im Titel. Hauptdarstellerin Ixchel Mendoza Hernández zeigt dem Publikum, basierend auf wahren Begebenheiten (oder auch nicht), wie es sich anfühlt, unserer Dimension den Rücken zu kehren.

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Weitgehend emotionslos agieren die fünf Charaktere in Kennedys giftgrüner Welt, die vom bildenden Künstler Markus Selg zum Leben erweckt wird. Ob dieses Dasein überhaupt als lebendig bezeichnet werden kann, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Wenig verwunderlich und sehr verständlich, dass in dieser ca. 100-minütigen Performance der deutschen Theaterregisseurin in der Halle G im Wiener Museumsquartier die ganze Zeit über nach einem Ausweg gesucht wird. Die großen Exit-Überschriften, gleich mehrmals auf der Bühne projiziert, wirken dabei wie ein Wink mit dem Zaunpfahl für die kränkelnde und gepeinigte Angela.

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Was ist real und wahrhaftig? Sorgen Social Media-Plattformen mittlerweile nur dafür, dass wir uns gegenseitig immer mehr entfremden? Wenn Erlebtes nicht virtuell und digital gezeigt und geteilt wird, findet es dann in unseren Köpfen überhaupt statt? Es sind solche Gedankengänge, die „Angela (A Strange Loop)” in drei Akten auszulösen vermag. Für die an einer unbekannten Krankheit leidende Hauptprotagonistin, die als Influencerin tätig ist und ihre Follower mittels Smartphone an ihren Begebenheiten teilhaben lässt, sind die fadenscheinig-fröhlichen Videoaufnahmen der einzige Lichtblick in dieser ansonsten sehr trostlos wirkenden Wirklichkeit. Weder Freund (Dominic Santia), Freundin (Tarren Johnson) noch Mutter (Kate Strong) können für Aufmunterung sorgen.

Als es Angela dann gelingt, diese deprimierende Realität vermeintlich zu verlassen, in eine weiße 2D-Welt abzutauchen (die weniger trostspendend ist als gedacht), um anschließend wiedergeboren zu werden (mit Baby!) und ihre Plazenta mittels Mund zu gebären, hat man als Besucher das unumstößliche Gefühl, dass nun endgültig alle narrativen Dämme gebrochen sind.

Mehr zum Stück unter festwochen.at


Wiener Festwochen

12. Mai bis 21. Juni 2023

festwochen.at
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