© Nurith Wagner-Strauss

Der Teufel kommt auf silbernen Sohlen: DANSE MACABRE bei den Wiener Festwochen

Die Wiener Festwochen sind, Corona-konform, zurück und bitten zum Totentanz: „Danse Macabre“, vom bildenden Künstler Markus Schinwald und dem Komponisten Matthew Chamberlain inszeniert, lässt den Tod mit Zylinder, Morgenmantel und silbernen Schuhen seinen Lauf auf dem Catwalk des Lebens nehmen. Eigenwillig anschaulich.

Welche Rolle spielt der Tod in unserer Gesellschaft? Hat er erst durch Covid 19 traurigerweise wieder an Bedeutung gewonnen? Die aktuelle Pandemie hat Ereignisse auf der Welt in Gang gesetzt, die vieles neu in Frage stellt. So wie „Danse Macabre“. Die Location F23, eine ehemalige Sargfabrik, könnte jedenfalls als Ort für die Aufführung nicht passender gewählt sein. Mehr als 20 Musiker vom Ensemble PHACE sind während sind im Saal versammelt, hinter weißen Bühnenwänden nur zum Teil sichtbar, um mit Pauken und Trompeten den Tod sprichwörtlich einzuläuten, der lakonisch und dandyesk seitlich entlang der Bühne seines Weges geht. Vieles geschieht parallel. Als Besucher, platziert in der Mitte des Saales auf Hockern mit aufgemalten Flammen, ist man dazu verpflichtet, dem Geschehen Tribut zu zollen, ja Stand zu halten. Was passiert simultan vor einem, links, rechts und ringsherum? Was hat es mit den unterschiedlichen Figuren auf sich, die vom Sensenmann per se besucht und zum Tanz aufgefordert werden? Verkörpern sie unterschiedliche Aspekte des Lebens, wie Stärke, Freude, Leidenschaft und Liebe, die allesamt, zusammen und für sich genommen, dem Tode geweiht sind, ganz egal, wie vital sie zu sein scheinen?

© Nurith Wagner-Strauss

Schinwald operiert mit spannender, ungewöhnlicher Herangehensweise, doch was diese Arbeit auszeichnet, ist ein besonderer Respekt für das Angedeutete, sich Androhende. Verborgenes wird sichtbar gemacht. Dialoge gibt es keine und dennoch entwickelt sich eine Intensität, die vor allem dem unterschiedlichen Spiel der Protagonisten zu verdanken ist. Die Bühne als konstitutives Element, mit ihren versteckten, drehenden Türen und sich öffnenden Schubladen, bleibt indes das Vehikel, welches die Geschichte gekonnt voran treibt. „Danse Macabre“ ist eine Aufführung in die tiefsten, innersten Gefühlsebenen der Figuren, die sich im Verlauf dieser Reise nach und nach einer sehr unangenehmen, schmerzhaften Wahrheiten stellen müssen. Das Resultat? Stets dasselbe. Der finalen und entscheidenden Konfrontation können sie sich schlussendlich nicht entziehen. Genau wie wir.

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