Girl in the box: IDIOTA bei den WIENER FESTWOCHEN
One-Woman-Show: In „Idiota“ durchlebt Marlene Monteiro Freitas als Pandora-Figur in ihrer Glasbox emotionale Ausnahmezustände. Fatalerweise fasziniert das Konzept und die Machart im Wiener MAK schlussendlich mehr als die eigentliche Darbietung.
Ohne Worte lässt die Choreografin aus Kap Verde etwas mehr als eine Stunde lang vor allem ihre Mimik spielen. Mal das Gesicht zu einer grotesken Fratze verzehrt (wenn gefahrvolles Hundegebell aus den Boxen in den Räumlichkeiten des Museums ertönt), mal lethargisch anmutend mit starrem Blick und mal verletzlich und voller Traurigkeit, gibt sie sich auf kleinstem Raum pantomimisch ihren Emotionen hin.
Freitas macht eine Achterbahnfahrt der Gefühle durch, aber vollends abgeholt wird man als Zuschauer davon nicht. Anfangs zeigt die Performance recht positiv, wie sehr sich ein Raum physisch und psychisch komprimieren lässt. Leider wiederholen sich zunehmend die Muster, sodass die Spannung nach und nach abflacht. Es wird an Trichtern und Spritzen gezogen, geschaukelt, Kieselsand geschaufelt, getanzt oder Nebelschwaden in die Box hineingelassen. Als Augenzeuge bleibt man nach anfänglichem Hochgefühl nur distanzierter Betrachter.
Ist die 43-Jährige in ihrem Kubus gefangen? Wurde sie weggeschlossen oder ist sie selber hineingeflüchtet, weil das Unheil draußen lauert? Als klaustrophobische Inszenierung stellt „Idiota“ jedenfalls bedeutungsvolle Fragen nach Einsamkeit und dem Eingesperrtsein in Zeiten von Klimakrise und Post-Corona.