© Sammi Landweer

FARBENRAUSCH: ENCANTADO bei den Wiener Festwochen

Freud und Leid liegen oft beieinander. Auch Lia Rodrigues scheint dies verinnerlicht zu haben, denn ihr indigen ausgerichtetes Tanzfest „Encantado“ wechselt neben der Kleidung, vorwiegend bunte Tücher zu Gewand umfunktioniert, auch ausschweifend die Emotionen.

Bei den Wiener Festwochen beginnt „Encantado“ mit Stille und Dunkelheit, ehe es in mehrerlei Hinsicht aufdreht. Die nackten Tänzerinnen und Tänzer der Companhia de Dancas rollen auf der Bühne einen gewaltigen (Fleckerl)Teppich aus, der aus unterschiedlichen Decken und Tüchern zusammengestellt ist. Diese werden im Verlauf der Performance dazu benutzt, um sich einzukleiden und Symbole unterschiedlicher Natur, wie die eines Babys, darzustellen.

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Damit ist das Odeon für die Geistwesen, die sogenannten Encantados, feierlich eröffnet. Das Ensemble aus Brasilien windet und verhüllt sich und geht dabei spielerisch eine Symbiose mit den Materialien auf der Bühne ein. Die mystisch dargestellten Wesen, die zwischen Mensch und Tier ihr Unwesen treiben, schneiden Grimassen oder fauchen das Publikum provokant an, bevor die Stimmung kippt. Was zu Beginn wie eine Abgrenzung anmutet, weil jeder für sich allein steht, entwickelt sich mehr und mehr zum Kollektiv. Die Mimik und Gestik der Protagonisten durchläuft eine Metamorphose, wird wärmer und freundlicher. Wie im Rausch werden die Tücher dabei umhergewirbelt und in die Luft geworfen, als ob es kein Halten gibt. Die Inszenierung von Rodrigues für noch einmal gekonnt eins vor Augen: Selbst farbenfrohe Spukgestalten sind zusammen weniger allein.

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