Itchy: Verspielen als Stil
Am Donnerstagabend fanden sich im Posthof mit Itchy und den Blackout Problems zwei alte Bekannte im spärlich gefüllten großen Saal des Venues ein. Blackout Problems begeisterten mit ihrem neuen Album „KAOS“ und Itchy ist halt Itchy. Locker, lustig, charmant, chaotisch und mit mehr als nur einem Verspieler und stimmlich schiefen Ton, aber das ist ein Teil der Band Identität genauso wie in Österreich das Raunzen.
Die Sommerpause im Posthof ist diese Woche endlich wieder vorbei. Gott sei Dank, muss man sagen. Ganz rumgesprochen könnte sich das an diesem Donnerstagabend aber noch nicht haben. Nur ca. 250 Zuschauer fanden den Weg in den auf die kleinste Kapazität gekürzten Großen Saal des Posthofes. Schade, dendenn vor allem Support Blackout Problems hätte sich ein größeres Publikum verdient. Mit im Gepäck das neue Album „KAOS“ und „bist du moped“, klingt das live großartig. Von der Platte abgespielt fehlt es dem Werk ab und zu an dieser Wucht, diesem gewissen etwas, doch das entfaltet sich live. Die technisch verspielteren, elektronlastigeren und wuchtigeren Songs konnten im Posthof ihre Wirkung entfalten, ihre Energie entfalten. Diese Lieder sind für große Hallen und für die Bühne komponiert, nicht für den Plattenspieler. Auch der musikalische Cut zu den Vorgängern wird live noch viel offensichtlicher. Vor allem Schlagzeuger Michael Dreilich darf sich mehr austoben, darf mehr aus seinem Instrument herausholen als früher, ganz starke Leistung von ihm. Ganz allgemein: einwandfreie und fehlerfreie Performance aller Bandmitglieder. Da war es dann auch kein Problem, dass es mit „The City Wont Sleep Tonight“ nur ein Klassiker auf die Setlist schaffte. Uns fällt eigentlich nur ein Kritikpunkt ein: bitte das nächste mal der Band mehr als 30 Minuten Settime geben, sie hätten es sich verdient! Das musikalische Highlight dieses Abends.
Aber nicht so vorschnell, das heißt nicht, dass die darauffolgenden Itchy schlecht waren, musikalisch kommen sie aber einfach nicht an Blackout Problems ganz heran. Wobei man ihnen nicht wirklich Vorwürfe machen kann. Itchy spielt nun mal das, was Itchy spielt. Ja, das ist nicht allzu komplizierter Pop-Punk, aber der Fan bekommt live das geboten, was er erwartet. Locker auf der Bühne, ein bisschen tollpatschig, immer für einen Scherz zu haben und damit für viele Lacher gesorgt. Das macht Spaß, da ist man selbst als nicht großer Fan amüsiert und gut unterhalten, aber nicht mitgerissen, da fehlt es dann doch an der musikalischen Spannung und Finesse. Apropos musikalisch: man unterstellt ja ungern Menschen etwas. Aber ganz sicher bin ich mir nicht, ob diese durchaus beachtliche Summe an nicht getroffenen Noten an den Instrumenten wirklich Zufall war, oder doch zu einem gewissen Grad zur Show gehört und damit Absicht war. Man kann sagen: diese Fehler in Kombination mit der Tatsache, dass sich die Band selbst wenig ernst nimmt, gehört zu den Gründen wieso ihre Fans sie lieben – oder es ist einfach peinlich. Bleibt Ansichtssache. Gleiches gilt dafür, dass Panzer hin und wieder auch stimmlich den Ton nicht ganz genau getroffen hat. Nett, wenn auch natürlich Teil des Drehbuches, der Gang in das Publikum für zwei Songs. Großes Lob aber hier an die Fangemeinde, die Spritzkerzen sorgten für eine noch bessere Stimmung in dieser Zeit. Top.
Alles in allem war es kein überragendes Konzert, keines, das in die Geschichtsbücher eingehen wird, keines, das in einer Top 10 Liste landen wird. Ein Auftritt, der genau das geboten hat, was Itchy-Fans erwarten. Es wurde von der Band geliefert, was erwartet wurde und auch ein Auftritt, der für Nicht-Fans über weite Strecken in Ordnung war. Gepaart mit den an diesem Abend überragenden Blackout Problems ein solider Konzertabend, gerne wieder.
Fotos: Andreas Wörister (Slihs Photography), Christoph Thorwartl
Interview Blackout Problems
Vor dem Konzert konnten wir mit den Jungs von Blackout Problems auch noch ein Interview führen, viel Spaß beim ansehen.