Festival „Der Neue Heimatfilm“: Disco

Glaubst du an Gott? An Jesus? Jorunn Myklebust Syversen gibt uns einen Einblick in das vielleicht doch nicht so perfekte Leben von Mirjam und erzählt eine kritische Geschichte zu der Thematik rund um fundamentalistische und radikale Glaubensgemeinschaften.

DISCO ist bereits der zweite Film der norwegischen Regisseurin Jorunn Myklebust Syversen. Sie gibt uns mit ihrer Fiktion, basierend auf realen Geschehnissen, einen Einblick in die Welt der Tanzwettbewerbe und Glaubensgemeinschaften. Im Zentrum des Filmes steht Mirjam, gespielt von Josefine Frida Petterson. Sie ist ein Teil einer von außen betrachteten glücklichen Patchwork-Familie, die sich stark in einer neuen alternativen evangelischen Glaubensgemeinschaft engagiert. Mirjam beteiligt sich mit Songs und Tanzeinlagen beim Gottesdienst und verschreibt sich der Gemeinschaft komplett. Hilft dort, wo es geht und kümmert sich auch um die kleinsten Glaubensmitglieder. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, sie ist beliebt und ist die Favoritin bei den Tanzwettbewerben. Doch plötzlich verliert sie bei den Wettbewerben – und auch ihr Vertrauen in sich selbst. Von ihrer Familie bekommt sie nicht die nötige Unterstützung, um diese Krise zu überwinden. Im Gegenteil, sie sind der Ansicht, dass ihr Glaube an Jesus nicht authentisch genug sei und sie den Glauben nicht richtig lebt – obwohl Mirjams Leben von der Religion dominiert wird. Sie sucht sich außerhalb ihres gewohnten Umfeldes Hilfe und wird Mitglied einer noch strengeren und radikaleren Glaubens-Community. Dort hofft Mirjam genügend Halt zu bekommen, um wieder aktiv an ihrem Leben teilzunehmen.

Der Film wirkt zu Beginn sehr befremdlich – bunte glitzernde Kostüme und junge Mädchen, die sich zu elektronischer Musik choreografisch bewegen und dabei bewertet werden sind weit von unserer alltäglichen Normalität entfernt. Der erste Cut in der Geschichte lässt die Skepsis wachsen, so findet man sich wieder in einer evangelischen Zeremonie, die mehr an ein Pop-Konzert mit ausgeklügelter Bühnengestaltung erinnert als an die uns bekannten Gottesdienste. Inhaltlich geht es um Jesus, Lebensgebote, und Glaubensvorschriften, die schön in Form von Songs und Tanzeinlagen vermittelt werden und so großen Andrang finden. Die Gemeinschaften werden von der Filmemacherin Jorunn Myklebust Syversen als sehr fundamentalistisch dargestellt und bekommen einen Charakter, der an so manche politische Propagandaaktionen erinnert. Wenn man daran denkt, dass diese Geschichte auf realen Geschehnissen basiert, kommt einem spätestens bei der radikaleren Glaubensgemeinschaft, der sich Mirjam später anhängt, das Gruseln so richtig.

Auch wenn an manchen Stellen der Film etwas langatmig wirkt, so schafft er es dennoch, einen in den Bann zu ziehen, und lange im Gedächtnis präsent zu bleiben.

DISCO
NO, 2019 | 94 min
Regie: Jorunn Myklebust Syversen
Kamera: Marius Matzow Gulbrandsen
Besetzung: Josefine Frida Petterson, Espen Klouman Høiner, u.a

Titelfoto: Mer Filmz | photo by Jørgen Nordby

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