Leftovers
Foto: Lisa Trost

LEFTOVERS: F**K YEAH

Tobende Fans, avantgarde Charaktere, ausgefallene Kostüme und kreative junge Künstler am Weg zum Erfolg. Leftovers beherrschten das ausverkaufte Flex Wien bis in die späten Abendstunden. 

Lets f**king go

Als sich vorm Flex in Wien am Donaukanal um 19:00 Uhr kleine Trauben von Menschen bildeten, wussten die leicht unbeholfenen Passant:innen nicht, dass hier am Abend die Wiener Jugend erneut eine Nacht voller Extase, Rausch und Schweiß über sich ergehen lässt. Mit seinem abgefuckten Underground-Flair lädt der sehr wohl bekannte ehemalige U-Bahnschacht “FLEX“ zu genau solchen Momenten ein. Als sich gegen kurz vor 20:00 Uhr der Dancefloor im Veranstaltungssaal füllte, stieg dann dieser Wunsch nach Tanz und Punk-Rock. Den Einstieg dazu boten The Meadow. Mit heftigen Grunge-Sounds und Nirvana-Feelings vom Feinsten war ab der ersten Sekunde jeder voll dabei. Es wurde geheadbangt, getanzt und geschrien. Der Frontsänger erinnerte stark an Kurt Cobain, und mit Zugabe und Moshpit beendete die Band ihren gelungenen Auftritt als erste Vorband. 

Wie geil ist Salò?

Als Überbrückung zum nächsten Act wurde einem „Smells Like Teen Spirit“ durch die Boxen in die Ohren geschossen. Getoppt wurde diese Aktion mit dem nächsten Act der Vorbandphase. Salò. Der Sprechgesangskünstler hat sich bereits einen Namen in der Musikszene gemacht und war mit seiner Show eine echte Rampensau. Mit extravaganten Texten sowie Bass und kicklastigen Beats heizte er die Menge richtig an. Jeder konnte mitsingen, sich bewegen und dank Liedern wie “Apollonia sitzt bei Edeka an der Kassa” ab und zu auch laut lachen. Mit Ey, Ey, Ey, Ey, startete das Publikum die Moshpits und Salò, der mit manchen Songs stark an eine deutsche Version von Viagra Boys erinnerte, legte eine erfolgreiche Bühnenperformance ab. Nun schwitzte wirklich jeder, und die Konzertbesucher waren bereit für den Hauptact des Abends.

SeiD ihr bereit?

Das ausverkaufte Flex schrie “Leftovers” und die selbst ausgedachten Handzeichen, die ein L und O darstellen sollten, fluteten die Hände des Menschenmeeres. Das löste in einem das Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit aus. Mit geballter Kraft und sichtbar leichter Überforderung ob des Ansturms an Gästen startete die junge Band ihr Konzert. Die erste Töne schallten über die Boxen in die Menge und ein Regen an Leftover-Stickers prasselte auf Einen nieder. Strophen wie “Die Menge ist grad angespannt, der Dschungeltango wird getanzt” untermalten die Atmosphäre. Los ging es. Moshpits, kreischende Fans und Bierduschen schlugen auf Einen ein. Von der Band wurden Rosen in die Menge geworfen. Nicht mal die kurze Unterbrechung dank nicht funktionierender Gitarre hielt die Menge vom Feiern ab. Ein junger Mann mit Buch betrat die Bühne, und dann gab selbst die brachiale Wucht des Punk-Rocks Momente für Poetry-Slam-artige Auftritte her. Man durfte sich sogar über eine gelungene Coverversion des Klassikers “Nur Geträumt“ freuen, welche von der Gitarristin der Band einwandfrei vorgetragen wurde. Auch neue Songs wurden präsentiert. Noch nicht erschienene Projekte wie “Gesichter?” und “Angst”, sowie die erst neue erschienene Punk/Drum & Bass Nummer “Keine Zeit” fanden ihren Platz im Herzen der Hörer:innen.

Das ist Generation “Zoomer”

Lieder wie Kinderzimmer, mit Lyrics wie “Wir sind alle Scheidungskinder, Drogen in dem Kinderzimmer” spiegelten die Erfahrungen und die Umstände einer geprägten Generation wieder. Ebenfalls “Kennst das Gefühl, vom alleine sein…” aus dem Lied „Tokyo“ erinnert an die letzten Monate, wenn nicht Jahre. Es ließ Einen darüber nachdenken, wie es den jungen Menschen dabei ergangen sein muss, eingeschränkt in ihrem Handeln zu sein. Eine Zugabe mit genau diesen zwei Songs und Moshpits bis zum Gehtnichmehr beendeten diese aufregende Show. Mit einer Begeisterung und Zufriedenheit, als hätte man selbst gerade Live performt, verließ man den mit Stickern übersäten, Saal. Man gierte nach der belebenden Luft dieser regnerischen Nacht, um sich nach einem so hitzigen Akt erleichtert abzukühlen. 

FAZIT

Zusammenfassend lässt sich sagen: dieser Abend hat wieder einmal bewiesen, dass diese Jugend richtig motiviert ist. Sie möchte die Sau rauslassen, gesehen und gehört werden und ist dazu bereit, den alteingesessenen Klischees und Traditionen ein für alle Mal den Rücken zuzukehren. Bands wie die Leftovers sind der lebende Beweis, dass die Jugendkultur eigentlich besser organisiert ist als sie es jemals war. Man braucht weder Großkonzerne noch bahnbrechende Erfolge, um junge Menschen wortwörtlich zu bewegen, beziehungsweise, um eine ordentliche Show mit absolut gelungener musikalischer Leistung abzuliefern.

Foto: Lisa Trost

Kunst - und Kulturliebhaber, Nachtschwärmer, der Typ von @mupakmagazine