Maifeld Derby Festival 2022: Eine erneute Liebeserklärung

Zum ersten Mal seit Pandemiebeginn fand das Maifeld Derby Festival in diesem Jahr wieder ganz ohne Einschränkungen statt und die Fans dankten es den Veranstaltern mit sehr gutem Besuch! Was sollen wir sagen, wir sind wieder hin und weg und haben dieses Festivals wieder ganz tief in unser Herz geschlossen, ganz viel Liebe an dieses in allen Belangen großartige Festival!

Ja wir sind Medienpartner, ja man könnte uns unterstellen wir sind hier nicht neutral, sind wir aber doch! Denn selbst ohne diese Tatsache wüssten wir genau nichts was wir nach diesen vier Tagen kritisieren sollten. Das Wetter war perfekt, die Bands sowohl in ihrer Auswahl als auch Performance ganz große Klasse, das Essen und die Getränke sowohl für ein Festival preiswert als auch köstlich und das gesamte Team großartig. Vom Security Mitarbeiter:innen über die Technik, die Medienkolleg:innen, das Kernteam und die anderen Besucher:innen einfach liebenswert, freundlich und ständig mit einem Lächeln im Gesicht. Wir wissen, wieso wir mit mehr als gutem Gewissen und tiefster Überzeugung dieses Festival zu unserem Herzensfestival gekührt haben und davon Schwärmen, we love you!

Donnerstag

Der, wie wir wissen einmalige, zusätzliche Festivaltag startete im Gegensatz zu manch anderem Festival mit trockenen Füßen, Gummistiefel waren nicht gerade in Mode. Begonnen hat dieser, wegen Absagen umstrukturierte, Abend pünktlich mit Smoking Lips. Launiger und sehr schwungvoller Rock der musikalisch stellenweise an Country oder Stoner Rock anknüpft, klang schon gut. Darauf folgend und zwar mit einem musikalisch ordentlichem Bruch, Levin Goes Lightly. Die Gitarren wichen einem Keyboard und einem sehr melodischen Sound bei Levis Goes Lightly. Die Ähnlichkeiten zu The Cure lassen sich wirklich nicht ganz von der Hand weisen. Dreamy, auch mal wieder rockig aber stets mit diesem melodischen Element im Vordergrund, ein bisschen auch Placebo. Aber Meingott das sind alles großartige musikalische Vorbilder, entsprechend sehr hörbar und an der Live Performance gibt es auch nichts auszusetzen, kann man schon machen.

Bekannter sind Francis of Delirium schon etwas länger – das generationenübergreifende Luxemburger Projekt überzeugt mit Rock, der sich gewaschen hat. Auch am Maifeld Derby eine Show, die sich den Titel „Headlining Performance“ am Anreisetag verdient gehabt hätte, wenn da nicht noch ein Abriss der Sonderklasse im Anschluss gekommen wäre! Aber auch so: gerne wieder!

Enthusiasmus der abfärbt und gute Laune zum Mitnehmen: Genesis Owusu hat am Donnerstag im Hüttenzelt die Latte für alle nachfolgenden Artists am Maifeld Derby ziemlich hoch gelegt. Eines wird sofort klar, als er die Bühne betritt – der Australier versteht wie man Stimmung macht. Sowohl auf der Bühne als auch mitten im Publikum bewies er sich als wahrer Animationskünstler. Genesis Owusu hat uns mit seiner Performance nicht nur überrascht, sondern völlig von den Socken gehauen, denn so eine energiegeladene Show haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Ein absolut würdiger Hauptact für den Festivalauftakt, den wir gerne wieder mal live miterleben würden. Wir freuen uns auf die nächsten Tage!






Freitag

Freitag, der erste „richtige“ Festivaltag nach dem Genesis Owusu’schen Abriss am Anreisetag. Strahlender Sonnenschein, motivierte Crew, noch motiviertere Festivalbesucher:innen – so soll es sein.

Open Air – Bühne

Philine Sonny

Im Freien ging es dann pünktlich um 17 Uhr los. Am späten Nachmittag startete mit Philine Sonny auch der erste Liveact auf der brütend heißen Open Air-Stage. „Lose Yourself“ heißt die Platte der Künstlerin, die auch, wenn sie den Kapodaster mal vergisst, sehr sympathisch on stage herüberkommt. Gerne wieder!

Helado Negro

Draußen on stage ging es – und ja, es war noch immer brütend heiß – mit Helado Negro weiter. Roberto Lange alias Helado Negro überzeugt mit seiner neuen Platte „Far In“ durchaus. Folky, Laid-Back, zum genießen. Dürften auch viele der Besucher:innen am Maifeld Derby so gesehen haben – immerhin war es auch schon zu dieser verhältnismäßig frühen Uhrzeit relativ voll am Gelände am Mannheimer Maimarkt.

Easy Life

Easy Life überzeugen weiterhin mit ihrem unverwechselbaren Stil. Trotz Features, unter anderem mit Kevin Abstract bei ihrer neuen Single Dear Miss Holloway, bleiben sie dem ursprünglichen Sound der Band konsequent treu, jedoch nicht ohne dabei ein bisschen herumzuexperimentieren. Mit Hits wie Skeletons, Nightmares und Sangria (leider ohne Arlo Parks, die wir dafür aber später am selben Abend noch bewundern durften) begeisterten sie auf der Open Air Stage. Außerdem sorgten sie dabei für einige Überraschungen. Um es so auszudrücken, Easy Life ist nicht gerade eine Band bei der man eine Wall of Death im Publikum erwarten würde. Funktioniert hat es trotzdem erstaunlich gut.

Arlo Parks

Gefühlvolle, ehrliche Texte, gemischt mit einer warmen, sanften Stimme und einer authentischen sowie ausdrucksstarken Bühnenperformance – das ist Arlo Parks. Nachdem wir ein paar Stunden vorher die Möglichkeit hatten mit der mega sympathischen Britin ein Interview zu führen, haben wir uns natürlich umso mehr auf ihren Auftritt gefreut. Und wer auch immer sagt Vorfreude ist die schönste Freude war noch nie bei einer Arlo Parks Show.

Palastzelt

Beachpeople

Anstatt Lola Young, die leider absagen mussten, standen danach im Palastzelt die Beachpeople als erster Act auf der Bühne. Und was sollen wir sagen: dass das erst der dritte Auftritt dieser Formation war, ist bemerkenswert. Dass sich der Leadsänger auch durch Stromschläge innerhalb der ersten Nummern nicht aus dem Konzept bringen lässt, umso mehr. Musikalisch machen sie ihrem Namen auch alle Ehre: an einem Sommertag gibt es duchaus weniger geeignete Musik als die der Beachpeople, um einen schönen Tag zu verbringen. Gerne mehr davon!

Caribou

Immer wieder tanzbar: Caribou. Der Kanadier Daniel Snaith gehört seit vielen Jahren zu den angesagtesten Acts, wenn es um elektronische Musik geht. Pünktlich zur Festival-Primetime am Maifeld Derby wurde auch deutlich, weshalb das so ist. „Can’t do without you“ ist auch das Motto dieses Konzerts – Tanzen, miteinander glücklich sein, dazu eine opulente Lichtshow, die man in den vergangenen Pandemiejahren leider mehr als vermisst hatte. Danke für dieses Set, das deutlich machte, warum Festivalbesuche schwierig bis gar nicht ersetzbar sind.

Bonobo

Headlining Slot im Zelt an diesem Abend: Bonobo. Und wir nehmens mit einer österreichsichen Floskel gleich mal vorweg, wie das Konzert des in Leeds beheimateten Simon Green samt Formation war: bistdudeppert. Eine Bühnenshow wie ein Gesamtkunstwerk, eine eingespielte Truppe auf der Bühne, stringenter, großartiger Sound vor der Bühne. Dazu eine Video-Show, die seinesgleichen sucht. Simon Green alias Bonobo liefert mit „Tides“, „Shadows“, „We Could Forever“ und vielen mehr eine Show ab, wo es im Rahmen eines Festivals schwierig wird, die noch zu toppen. Downtempo, dann wieder tanzbar, verträumt, aber immer auf den Punkt – das ist schlicht und ergreifend eine wunderschöne Variante eines Livesets. „Fragments“ ist sowieso eine Platte, die wir gerne mal wieder auf Heavy Rotation auf den Plattenteller legen. Solltet ihr das Konzert verpasst haben und Bonobo nochmal in der Nähe sein: hingehen, verdammt noch mal!


Parcours D’Amour

Arooj Aftab

Die kleinste Bühne am Maifeld Derby hat auch dieses Jahr wieder einiges zu bieten, vor allem starke weibliche Gesangsstimmen waren sehr intensiv vertreten. Nachdem wir Emma wegen eines Interviews mit Easy Life, folgt bald auf unserem Youtube Kanal, leider verpasst haben starteten wir dann um kurz nach sieben mit Arooj Aftab. Die frisch gebackene Emmy Gewinnerin kam mit Harferin und Chello-Spieler nach Mannheim, also einer für ihre Verhältnisse sehr kleinen Instrumentenauswahl. Leider merkte man dass dann auch. Klar stimmlich war das noch immer großartig und in dieser Hinsicht hat sie die hohen Erwartungen die wir im Vorfeld hatten voll erfüllt. Leider aber fehlte doch ein bisschen diese Fülle, die sie durch die große und vielfältige Anzahl an Instrumenten in ihren Liedern ausstrahlt. Schade im Nachhinein, da wäre von dem was man von ihr kennt mehr gegangen.

Tamzene

Weniger melodisch dafür umso einfacher himmlischer wurde es bei der jungen schottischen Pianistin/Sängerin Tamzene. Was für ein Auftritt! Eine engelsgleiche aber dennoch kräftige Stimme mit starkem Soul Einschlag der einen stellenweise an amerikanische Sängerinnen der 60er Jahre erinnert. Das ganze gemischt mit dem Klavier ergibt eine unglaublich beeindruckende Soundkullisse. Die Songs wechseln zwischen ruhigen und schwungvollen Stücken und entwickeln alle ihren eigenen Charme. Highlights für uns die Songs „Called You Out“ und „Only an Ocean“ aus dem frisch erschienenen Album Details. Ein wahrlich großartiges Konzert und für mich persönlich das erste Überraschungs-Highlight dieses Festivals, sehr zu empfehlen!

Marta del Grandi

Noch immer von Tamzene bezaubert folgte nach Sonnenuntergang im Stadion ein noch größeres Highlight, dass stimmlich auf das bereits herausragende Niveau von Tamzene noch eine Schippe drauflegte, Marta del Grandi. Die italienische ausgebildete Jazz-Vokalistin war wohl gemeinsam mit der am Sonntag auftretenden Eve Owen die mit Abstand beeindruckendste Stimme dieses Festivals und eine der unglaublichsten die ich je gehört habe. Seidenweich, hell aber trotzdem kräftig und tief ins Mark gehend. Immer wieder mittels Loop Pedal mehrstimmiger Gesang. Die Songs besitzen Einflüsse von Folk, Mythologie, Märchen, Barock, ihren Reisen, unter anderem in den Himalaya, den tierischen Bildern von Of Monsters and Men und elektronischer Musik. Selten so einen Abwechslungsreichtum erlebt, das war Genuss in jeder Sekunde der sämtliche Münder der Gäste verstummen und nur Staunen und Begeisterung übrig ließ. Gedankt nur zehn Minuten Standing Ovations. Wir waren und sind begeistert und werden das wohl auch bleiben. Ein großartiger Auftritt der sich sicherlich in die Top 3 dieses Festivals und Top 10 unserer ewigen Bestenliste einreiht.

Hüttenzelt

Enola Gay

Das frühere Brückenaward-Zelt, seit 2019 Hüttenzelt, war wiedermal für die härtere Gangart verantwortlich und genau diese Erwartung erfüllten die erst 2019 als Band gegründeten Iren von Enola Gay. Dreckiger, schneller und mitreißender Post-Punk, gespikt mit britischem Hip Hop was eine sehr spannende und unverbraucht klingende Mischung erzeugt. Generell erzeugen die Songs in dieser dichten Live Athmosphäre mit Moshpit und allem ein Feeling wie wenn man sich gerade durch englische Arbeiterviertel in Manchester oder London bewegt, vielleicht auf den Weg zu einer Premier-League oder Championship Partie. Auch eine Ähnlichkeit zu Bands wie IDLES oder Fontaines D.C Besonders schön kommt diese Stimmung bei Songs wie „The Birth of a Nation“ oder „Sofa Surfings“ rüber. Sänger Fionn Reilly ging auch mehrfach auf Tuchfühlung mit dem Publikum, der Mann hatte Energie und Bock! Feiner Auftritt!

Samstag

Parcours D’Amour

Kathleen Frances

Der vorletzte Festivaltag im Reitstadion beginn wie der Freitag musikalisch geendet hat, mit einer starken Frauenstimme. Die Engländerin Kathleen Frances war zu Gast und das mit ihrer neuen EP Through the Blue und einem Pianisten. Der elektronische Einschlag in ihren Songs ist auch Live klar zu erkennen und ein schöner Kontrast zum Vortag, auch wenn das stimmlich zwar sehr gut aber nicht ganz die Gewalt von Marta del Grandi und Tamzene ist. Die neuen Songs, allen voran die Vorab-Single „Boy“, nimmt doch merklich die elektronischen Momente der vorigen Werke zurück und wird ruhiger, weniger schwungvoll, dafür haben sie etwas sehr traumhaftes. Alles in allem war das ein wirklich guter Gig, einer zum Augen schließen und genießen. Die Setlist war durch den unterschiedlichen Stil der alten und neuen Nummern sehr abwechslungsreich, im Vergleich zu gestern aber dann doch nicht ganz so beeindruckend.

Jonathan Bree

Nach zwei nicht musikalischen Slots folgte dann püntklich zur untergehenden Sonne Jonathan Bree. Der war gleich im ersten Moment etwas für die Augen. Mit Bodysuits, Masken, Kostümen und zwei Tänzer:innen eine Bühnenperformance die wir so auch noch nie gesehen haben, hat uns aber gefallen weil es mal eine schöne Abwechslung und wirklich gut durchdacht. Musikalisch passt der von einem Kollegen verwendete Begriff „Dark Disney“ wirklich gut. Atmosphärische, düstere, melodische Kompositionen mit Noir Einflüsse die vom Gesang etwas an White Lies erinnern. Das ganze jetzt noch in einem finsteren Pariser Keller und das wäre perfekt, sehr zu empfehlen!

TIRZAH

Der musikalischen Abschluss am Parcours d’Amour kam dann von Tirzah und es wurde tanzbar! Denn die englische Solo Künstlerin lieferte feinsten elektronischen Pop. Klarer, mal tieferer, mal höherer, traumhafter Gesang gemischt mit einer großen Bandbreite an Beats. Wobei man sagen muss, dass die Songs des frisch erschienen Albums „Highgrade“ eine etwas düstere Stimmung mit weniger Stimme einschlagen. Leider muss man sagen, so richtig funktionierte das auf der Sitzplatzbühne nicht. Das ist tanzbare Musik die live in einer dunklen Club Atmosphäre sicher traumhaft funktioniert, wo man mit dem Flow der Musik mitgehen kann. Das ist im Sitzen schwer. Schade, so muss man einfach sagen hat das live nicht wirklich so richtig funktioniert. Für diese Bühne ist diese Musik nicht gemacht, aber trotzdem zu empfehlen und hoffentlich dürfen wir das bald in einem Wiener Club erleben!

Open Air – Bühne

Lucy Kruger & The Lost Boys

Was wir am Maifeld Derby besonders schätzen? Dass wir hier Artists neu entdecken können, die wir zuvor noch nicht am musikalischen Radar hatten. Einer dieser Acts ist Lucy Kruger & The Lost Boys, die uns auf der Open Air-Stage mit offenem Mund staundend zurückließen. Fast schon ein bisschen Nick Caveesque klingt die Berliner Formation mit Verbindungen nach Cape Town, deren „Teen Tapes“ wir ins akustische Herz geschlossen haben. Düster, ausgefeilt, mit einer Bühnenpräsenz, die wir bei 30 Grad im Schatten (wo die Band nicht stand) so gerne wieder sehen würden. Was ein Live-Brett!

Rikas

Eine Band, die den Status „Geheimtipp“ wohl schon länger abgelegt hat, sind Rikas. Indie für die großen Bühnen, würden wir sagen – und eine Band, wo wir zumindest mit gutem Gewissen sagen können, sie in Linz selbst schon gebookt zu haben, bevor sie endgültig zu groß werden. Rikas wissen, wie sie Indie-Fans unterhalten können. Songs wie „Fanny Pack Party“ und „Party On The Rooftop“ sind Mitsinghymnen, festivaltauglich und dabei einfach verdammt catchy. Liebe Rikas: weiter so!


DIIV

Bei wirklich brütender Hitze, aber noch immer besser als im Schlamm, folgte dann um kurz vor acht die amerikanische Indie-Rock-Band DIIV. Sicherlich eines der Highlights im diesjährigen Line UP, sind sie doch eine Band die man vor allem im deutschsprachigen Raum nur schwer zu Gesicht bekommt. DIIV gehören sicher nicht zu den spektakulärsten Live Bands, das ist ein Set-Up ohne viel Action, ohne viel Schick, einfach nur die Musik wirken lassen und das tut sie. Diese Mischung aus Indie, Rock, Pop und Shoegaze ist absolut begeisternd und wirkt auch live richtig gut. Fokus in der Setlist lag ganz klar auf dem letzten Album, leider gab es von der erst nach dem Derby erschienen neuen EP „Sometime / Human / Geist“ keine Songs in der Setlist. Trotzdem, tolle Songs, auch auf der großen Open Air Bühne eine wirklich schöne Soundkulisse. Da trotzt man gerne der Sonne!

Bilderbuch

Bilderbuch? Die schon wieder! Da sitzt man sieben Stunden im Auto und am Ende stehen (in Relation gesehen) eh wieder die Nachbarn auf der Bühne. So einen vollen Fotograben gab es das gesamte restliche Festival nicht. Beim Bühnenbild hatten sie allerdings schon beeindruckenderes. Dieses Mal hat, um es in den Worten eines Kollegen zu sagen, wohl jemand beschlossen, dass die Open Air Bühne der perfekte Ort ist, um einen Greenscreen noch schnell zum trocknen aufzuhängen. Eines muss man der Band aus Kremsmünster aber schon lassen: sie schaffen es ausnahmslos jedes Konzert anders als das letzte zu gestalten und immer mit einer einwandfreien Performance zu begeistern. Bilderbuch sind und bleiben sehenswert. LED go!

Palastzelt

Sampa The Great

Sampa the Great ist selbstsprechend großartig. Mit im Gepäck waren nicht nur Hits wie Energy und Final Form sondern auch neue, noch unveröffentlichte Songs und damit eine großzügige Kostprobe auf das, was noch auf uns zukommt. Wir hoffen natürlich darauf, Sampa the Great und Band nochmal in so einem Setting zu sehen, freuen uns aber auch darauf, dass sie hoffentlich bald die Aufmerksamkeit bekommt die ihr zusteht.

King Gizzard & The Lizzard Wizard

Headliner am Samstagabend im Palastzelt: King Gizzard & The Lizzard Wizard. Mit ein paar Kaltgetränken intus sicher der Act, der am Schwierigsten auszusprechen ist – der aber weiß, wie man einen Headliner-Slot anständig befüllt. Stu Mackenzie an der Front weiß, wie man sich auf der Bühne anständig „gehen lässt“. Eine wilde Mischung aus Psychedelic und Garage Rock, wo jeder, der still verweilen konnte, definitiv etwas falsch gemacht hat. „Doom City“, „Gaia“ und das großartige „The Dripping Tap“ zum Abschluss sind nur Teile einer Setlist, die wenige Wünsche offen ließ. Sollte man je das Prädikat „würdig“ im Zusammenhang mit einem Headliner vergeben wollen: King Gizzard & The Wizard Lizard sind sicher einer der heißesten Anwärter dafür.

Hüttenzelt

Petrol Girls

Wer stattdessen eher punk-affiner orientiert war, durfte auch im Zelt zu den Petrol Girls zur Zufriedenheit unterhalten worden sein. Bekannte Protagonisten auf der Bühne (Servus, Zock!), und ein Vorgeschmack auf das neue Album „Baby“, das in zwei Wochen auch offiziell erscheint, war das, was Petrol Girls auf der Bühne boten. Gepaart mit eindeutiger, nur unterstützenswerter Message ein sehr sympathischer Auftritt einer Band, auf deren nächsten Gig in kleinen Schuppen wir uns irrsinnig freuen. Haben wir übrigens schon erwähnt, dass „Baby“ einen Pflichtkauf für jede gut sortierte Punk-Plattensammlung darstellen wird?


Sonntag

Sonntag. Tag Vier am Festival, erste Verschleißerscheinungen („Scheiße, ist mir schlecht!“) machen sich breit – doch es steht noch ein kompletter Tag Festivalprogramm an an diesem Maifeld Derby 2022. Sehr schade, dass dieses wunderschöne Festival schon wieder endet!

Open Air – Bühne

Gringo Mayer

Pünktlich zu Mittag steht dann auch mit Roberto Bianco & The Abbrunzati Boys der erste Act auf der Stage. Wobei, fast: denn auch wenn es so angekündigt wurde, eröffnete Gringo Mayer den mittäglichen Konzertreigen. Was man sich bei Gringo Mayer erwarten kann? Pfälzischen Mundart Blues, stilistisch aber irgendwo angesiedelt zwischen Austropop und Faber.

Roy Bianco & Die Abbruzanti Boys

Danach war es soweit: über die Brennerautobahn ab nach Bella Italia auf ein Gelati. Roberto Bianco & The Abbrunzati Boys sind eine Band, die erstens nur aus Deuschland kommend funktioniert und die es zweitens mit Sicherheit kein weiteres Mal geben kann. Hier findet man heraus, was in Verona wirklich passiert ist, verliert sich in einem „Schlagerstrudel“ und findet sich nicht nur einmal kopfschüttelnd im Publikum wieder. Doch eines sind Roberto Bianco und seine Boys: verdammt geil, vor allem live. Für den nächsten Urlaub in Litschnano ist der Soundtrack für die Zufahrt zur Autogrill-Raststätte gleich mal reserviert.

Palastzelt

Horsegirl

Danach: ab ins Zelt – wir nehmen Horsegirl an erster Stelle mit. Der zweite Gig außerhalb Chicagos, leider von ein paar Amp-Problemchen begleitet, danach aber eingängiger Shoegaze/Dream-Pop, der uns gefallen hat. Angesichts des kurzen Sets und der anfangs erwähnten Problemchen aber leider nicht „das“ Highlight am Festival.

Open Air – Bühne

Rolling Blackouts Coastal Fever

Danach ging uns Rock-Freunden das sprichwörtliche Herzerl auf. Zum einen aufgrund der australischen Dampfwalze Rolling Blackouts Coastal Fever, die Open Air so richtig schön abrockten, und danach Dyse im kleinen Zelt nebenan. Was ist das Duo live nur für eine Urgewalt? Das ist eine Eruption, das ist Ekstase, das ist einfach nur geil. Ewig schade, dass der Gig in unserer Heimatstadt Linz entfallen musste – wird aber im Herbst nachgeholt. Pflichttermin!

Amyl & The Sniffers

Apropos „Abriss“: den veranstaltete Amyl samt ihren Sniffers danach auf der Open-Air-Stage. Bistdudeppert – was ist das nur für ein Live-Brett aus Surf-, Garage-, Grunge-Rock und vielem mehr? 40 Grad und mehr on stage, ein Workout für Band und Publikum, ein Gig, der unfassbar viel Live-Energie versprüht. Und warum verspüren wir grad ganz viel Lust auf einen Amyl-Gig in einer kleinen, verranzten Location?

Kettcar

Gäste aus Hamburg beschlossen die Open-Air-Stage: Kettcar. Ein solides Set in der Sonne, das von „Sommer 89“, „Landungsbrücken raus“ und „Balu“ alles zu bieten hatte, und auch ein Cover der sehr geschätzten Rantanplan fand einen Weg ins Set. So richtig zünden wollte der Funke aber nicht mehr wirklich – wer kann es nach vier Festivaltagen und Sonnebrand aber wirklich verübeln? Wohl keiner.

Hüttenzelt

DYSE

Die musikalische Abrissbirne an diesem Tag im Zelt: das sich nicht in Schubladen einordenbare Power-Duo von Dyse. Leider wurden die Österreich-Konzerte virusbedingt abgesagt, denn eines verpasst man bei Dyse sicher nicht: eine Liveshow, die sich gewaschen hat. Da staubt es auch am Nachmittag im Zelt, da bleibt kein Besucher still – Dyse sind ein Garant für einen gelungenen Festivalslot. Bald mit wieder mal neuem musikalischem Gewand, wie wir im Interview erfahren haben!

Kings of Convenience

Das Festival in der Palastbühne beschlossen danach Simon & Garfunkel. Ok, sorry für diesen alten Scheißwitz mit Bart an dieser Stelle, aber mit Kings of Convenience stand wohl das beste Folk-Duo auf der Bühne, das Norwegen zu bieten hat. Auch Murmeln in der Menge wird mit „Please go outside, I heard there’s free beer waiting for you“ amüsant quittiert. Überhaupt scheinen Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye sehr „convenient“ mit sich selbst zu sein. Laid back, ruhig, fast schon beiläufig im positivsten Sinne präsentieren sie ihre Lieder in einem Setting, das für ihre Art der Musik, nunja, sagen wir mal „gewagt“ ist. Aber, und das ist auch das Besondere am Maifeld Derby: es funktioniert. Tosender Applaus und ein würdiger Abschluss eines Festivals, das unseren Horizont wieder mal bereichert hat.

Parcours D’Amour

Niklas Blumenthaler

Im Stadion starteten wir den Tag mit dem Neo-Klassik Pianisten Niklas Blumenthaler. Es freut uns jedes Jahr wieder, dass das Maifeld Derby Festival auch diesem Genre einen Platz gibt. Immerhin haben wir hier magische Momente bei unter anderem Martin Kohlstedt erlebt. Diese fehlten uns leider diesesmal etwas. Klar man kann die beiden sicher nicht ganz vergleichen. Denn Niklas Blumenthaler gehört zur ruhigeren, einfacheren Künstler seines Genres. Absolut sympatisch kommunizierte er mit dem Publikum und auch spielerisch war das schön, wenig zu meckern. Es fehlte uns jedoch einfach so dieser letzte Kick wie wir ihn schon bei anderen Pianisten erlebt haben, so dieses letzte etwas das diesen Auftritt von einem guten zu einem außergewöhnlichen macht.

Eve Owen

Wir sind verliebt und zumindest für dieses Mitglied unseres dreiköpfigen Teams war der Auftritt der britischen Singer & Songwriterin Eve Owen das absolute Highlight dieses Festivals. Eine engelsgleiche, großartige Stimme. Eine sympatische, herzliche Ausstrahlung die einen verzaubert. Die Stimme hat uns auf schon vor zwei Jahren auf ihrem Debutalbum Don’t Let The Ink Dry weggeblasen und jetzt live umso mehr. Gefühlsvoll, kräftig, sowohl traurig als auch aufheiternd. Das ganze mit dieser schüchternen Ruhe auf der Bühne präsentiert, stets glaubwürdig und liebenswert sympathisch. Einfach unglaublich, wir können kaum in Worte fassen wie wir begeistert sind. Wir fühlten uns immer wieder an den Auftritt von Julien Baker 2018 am selben Ort erinnert. Ebenso gab es mit „I Just Want To Talk“ und „Immediate Window“ zwei brandneue Songs. Leider gab es ab mitte des Konzertes immer wieder technische Probleme mit der Anlage sodass immer wieder störendes kratzen aus den Boxen zu hören war, schade. Eve Owen ließ sich davon aber nicht beirren und setzte am Rand der Bühne sitzend ihre meisterliche Vorstellung fort. Das war eine der besten Stimmen die wir je gehört haben, sahen nicht nur wir so sondern auch die anderen Zuseher:innen. Zehn Minuten standing ovations, zurecht! Wir hoffen die Britin bald wieder zu sehen, dann bitte auch mit dem Song „She Says“ in der Setlist.


Stella Donnely

Für zumindest ein Teammitglied schon mal ein Grund, warum die Augen nach dem ersten Blick aufs Lineup groß wurden: Stella Donnelly. Die Australierin liefert tagelange Ohrwürmer und bringt mit ihrer sympathischen Art ganz viel Freude mit auf die Bühne. Bei einem kurzen Mitmachteil hat sich das Publikum nicht lange bitten lassen aufzustehen und sich zu bewegen, und ist anschießend gleich stehen geblieben. Damit gab es ab ungefähr der Hälfte der Show nach jedem Song verdiente standing ovations, und auch ohne Instruktionen wurde weitergetanzt. Unsere hohen Erwartungen wurden nicht nur erfüllt sondern sogar noch übertroffen. Mindestens 11/10.


Fazit

Was sollen wir noch sagen, was wir nicht schon gesagt haben? Wir haben dich die letzten zwei Jahre schwer vermisst liebes Maifeld Derby Festival! Wir wurden von uns bisher unbekannten Acts wie Marta del Grandi verzaubert und von Bands wie Kings of Convenience in unseren hohen Erwartungen bestätigt. Wir haben zu fairen Preisen, beispielsweise selbstgemachte Pizza wie beim Italiener um 7 €, ausgezeichnet gegessen und getrunken. Wir hatten perfektes Festivalwetter und wir hatten vor allem eines, Familie. Es ist genau das, Familie. Nicht nur mit den Kolleg:innen von Team und Presse die wir teilweise seit Jahren kennen und gute Freunde nennen dürfen, auch mit allen anderen Besucher:innen. Diese freundliche, liebenswerte Stimmung die von jedem auf diesem Gelände zu jedem Zeitpunkt ausgeht ist einer der Hauptgründe wieso wir dieses Festival unser Herzensfestival nennen. Man merkt einfach, dass jeder wegen der Musik hier ist und nicht um anstrengend zu sein und sich besinnungslos zu trinken. Man merkt, dass hier jeder auf die anderen aufpasst und respektvoll eine gute Zeit haben will. Jedes Jahr verlieben wir uns wieder neu in das Maifeld Derby Festival! Wir sind zwar körperlich am Ende, aber auch überglücklich und die Vorfreude auf 2023 ist bereits jetzt gewaltig! Liebes Team, liebe Bands, wir sehen uns im nächsten Jahr wieder!

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber