Overcoming insomnia: A Day Is A Hundred Years

Baumskulpturen als Therapeutikum gegen die Schlaflosigkeit im Wiener Odeon: Die belgische Produktion „A Day Is A Hundred Years“ ist ein Gemeinschaftsstück, welches sich nach und nach entblättert und mittels Drehbühne viele faszinierende Schichten freilegt.

Es beginnt mit einem Bühnenbild, welches an ein altertümliches Theater erinnert. Schicht um Schicht wird eine Leinwand dazu addiert und eine Perspektive geschaffen, die sogartig Besucher und Besucherinnen in „A Day Is A Hundred Years“ hineinzieht. Es entsteht eine Art Strudel, das Setting wackelt, wandert nach links und nach rechts, bewegt sich leicht, bis eine Hand mit glitzerndem Auge von Darsteller Barry Ahmad Talib rausschielt und das Publikum mit an die Hand nimmt.

Der emigrierte Talib, der im Brüsseler Decoratelier von Theatermacher Josef Wouters im Stadtteil Molenbeek ein zu Hause fand, bleibt die Schlüsselfigur in dieser Inszenierung. Die beiden Künstler teilen ihr Leid für Schlaflosigkeit, was sie dazu gebracht hat, sich nachts kreativ an schillernden Baumskulpturen zu versuchen. Der eine zieht im Hintergrund die Fäden, der andere stoppt die Drehscheibe oder lässt sie mittels Ansage auf der Bühne los, wenn die belgische Werkstatt zum Leben erwacht und Handwerker, Musiker und Performer unterstützend ein und ausgehen. Die Spielfläche verändert sich im Laufe der 75 minütigen Darstellung noch weiter. Es werden Wände hinzugefügt, die anschließend wieder entfernt werden. Diese fortschreitende Entwicklung lässt dieses Phantasiegebilde bei den Wiener Festwochen sonderbar strahlen. Es ist wie ein gemeinsames Ausatmen, wenn die Mühe aller Beteiligten schließlich am Ende den Zuschauern unterbreitet wird. Einschlafbeschwerden dürften somit abgehakt sein und der Vergangenheit angehören.

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