Philipp Poisel Posthof Linz
Foto: Dominic Riedlecker

Philipp Poisel: Poesie am Montag

„Neon“ – so heißt das aktuelle auch schon wieder zwei Jahre alte Album des deutschen Singer/Songwriterpoeten Philipp Poisel. Montagabend im Posthof Linz zu Gast – und auch der Wettergott hatte ein Einsehen.

Montagabend im Sommer. Tagsüber Regen, abends auch eine Wetterwarnung, die nichts unbedingt Gutes vermuten ließ. Die Vorzeichen des Philipp Poisel-Konzertes im Linzer Posthof waren nicht unter dem Motto „leiwander Sommerabend“ gestanden. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. Denn der Barde aus Ludwigsburg stand dann doch an einem trockenen, lauen Sommerabend auf der Bühne. Den Support, die Singer/Songwriterin Hanna Batka aus Berlin, haben wir anreisebedingt leider nur in den letzten Takten wahrgenommen. „Drachenblut“ heißt die erfolgreichste Single aus ihrem Debut „Mitten in Berlin“ – und das, was wir gehört haben, macht dann doch Lust auf mehr. Auch wenn der Applaus der gut 500 Anwesenden an diesem Montagabend dann doch etwas enthusiastischer ausfallen hätte dürfen.

Philipp Poisel: gut aufgelegt

Enthusiastischer wurde es nach anfänglicher Zurückhaltung dann bei Philipp Poisel. 2021 erschien sein Viertling „Neon“, die dazugehörige Tour gibts – ja, wir wissen warum – erst jetzt. Rockiger als gewohnt und vielleicht erwartet mit hervorragend aufgelegter Begleitband präsentierte sich Poisel an diesem Montag in Linz. Lauter wird das Publikum erstmals beim Überhit „Eiserner Steg“, daneben können auch „Mein Amerika“, „Ich will nur“ und „Bis nach Toulouse“ überzeugen. Überhaupt zeigt sich Poisel an diesem Abend gut gelaunt, und je länger das Konzert dauert, desto entschlossener wird auch die Symbiose aus Publikum und Hauptprotagonist. Der geht verhältnismäßig oft auch zwischendurch mal von der Stage, um die Begleitband in den Mittelpunkt zu stellen. Detail am Rande: die Soloprojekte von Keyboarder und Multiinstrumentalist Florian Ostertag seien hier nochmal explizit ans Herz gelegt. Man wird hier nicht enttäuscht sein.

Die Settime mit Curfew nutzt Poisel an diesem Abend auch aus – und spätestens bei „Wie soll ein Mensch das ertragen“ ist auch der letzte Skeptiker im Publikum überzeugt. Auch der Himmel beginnt zu Ende hin langsam zu weinen – sollte man das Attribut „kitschig“ verwenden wollen, hier wäre es angebracht. Fazit: ein solides Montagskonzert eines sehr gut aufgelegten Künstlers, auf dessen anstehende Tour mit Mini-Orchester man mehr als gespannt sein darf

Fotos: Dominic Riedlecker

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.