Filmstill aus Riceboy Sleeps
Foto: filmfestivalfreistadt.at

Riceboy Sleeps

So-young zieht nach dem tragischen Tod ihres Mannes mit ihrem kleinen Sohn nach Kanada, um dort von neuem zu beginnen. Zwischen Alltagsrassismus, Mobbing und auch schlechten Jobs versuchen die beiden Hauptcharaktere in diesem einfühlsamen Drama, Anschluss zu finden.

Anthony Shim kreierte mit „Riceboy Sleeps“ eine langsame und behutsam durchdachte Reise, die durch das Leben des Jungen Dong-hyun Kim und dessen Mutter So-young Kim führt. Der von Ausgrenzung, Kälte und Rassismus geprägte Alltag der Fabrikarbeiterin bleibt auch dem Erstklässler seit dem Start in der neuen Schule nicht erspart. Dadurch wächst nicht nur die Selbstunsicherheit Dong-hyuns, der sich von nun an „David“ nennt, sondern ebenso die emotionale Distanz zu dessen Mutter.

Nach dem Einstieg in die Welt des jungen Davids springt der Film vor, bis zum Alter von 15 beziehungsweise 16 Jahren. Mit der Zeit hat sich das Auftreten des Teenagers deutlich verändert. Mit blondierten Haaren, blauen Kontaktlinsen und von Freunden geborgten Klamotten zieht es ihn hin zu Zigaretten, Drogen und allem anderen, was das Teenagerleben so bringt.

Stiller Schrei

Erst ein plötzlicher Schicksalsschlag bringt die Mutter dazu, ihre Vergangenheit zu reflektieren und auch ihrem Sohn endlich Einblick in das Leben seines schizophrenen Vaters und seiner Großeltern zu gewähren. Dem Regisseur gelingt es vor allem in diesem Teil des Filmes besonders, den inneren Konflikt und die emotionale Anspannung der Mutter greifbar werden zu lassen.

Der perfekt gewählte melancholische Soundtrack fügt sich gelungen mit Momenten der Stille und bewusst gesetzter Tonlosigkeit zusammen. Der Film weiß aber nicht nur diese Elemente in Szene zu setzen. Besonders positiv fällt die Bewegung der Kamera auf, die vor allem während Longtakes glänzt. Minutiös gleitet das Bild um seine Figuren und zeigt immer in den genau richtigen Momenten Reaktionen, Dialog oder auch einfach nur Raum. Hinzu kommen diverse praktische Lichter, die besonders durch den analogen Film und kontrastreichen Look für eine nostalgische Stimmung sorgen. So verziert folgt man den diversen Charakteren, immer mit Humor sowie Trauer, jedoch stets mit ganz viel Menschlichkeit.

Anfang vom Ende

Dass das Ende des Films schon im zweiten Drittel durch eine koreanische Erzählung vorangekündigt und dadurch etwas vorhersehbar wird, entkräftet dieses handlungstechnisch zwar etwas, dafür gehen Emotionen nochmals voll auf. Anthony Shim schafft so ein Figurenporträt, in dem man trotz aller Fehler so sehr mit Mutter und Sohn mitfühlt, dass man gar nicht mehr loslassen möchte. Da verzeiht man auch gerne ein paar kleine Schwächen, die noch zu Beginn unter ein paar Nebencharakteren bei Kinderschauspielern zu finden sind.

Fazit

Riceboy Sleeps ist mit seiner wunderbar geführten Regie (ich möchte fast sagen „typisch koreanisch“) einer der absoluten Highlights des diesjährigen Heimatfilmfestivals. Sei es noch der Anfang, an dem sich manche noch etwas stören könnten, überzeugt er gegen Ende vor allem durch großartige Emotionsausschüttungen und durchgehend mit grandioser Kameraarbeit.

Co-Autorin: Jasmin Pemmer


Poster Riceboy Sleeps

Riceboy Sleeps

Regie: Anthony Shim
Kamera: Christopher Lew
Kanada, 2022
117 Minuten


Festival Der neue Heimatfilm

23. – 27. August 2023

www.filmfestivalfreistadt.at

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Festival Der neue Heimatfilm 2023

Im Zweifel vor dem großen Screen oder hinter der Kamera.