Diener zweier Herren
Foto: Marcel Urlaub

Ein Wirrwarr der Gefühle und Pronomen

Am 18. November fand die Premiere der Inszenierung von „Der Diener zweier Herren“ statt. Ein Klassiker des italienischen Dramatikers Carlo Goldoni. Die Premiere markierte einen festen Eintrag im Spielplan des Volkstheaters. Sie verspricht eine Hommage an Goldonis Meisterwerk, das als Höhepunkt der Commedia dell’arte gilt.

Die Handlung von „Der Diener zweier Herren“ entfaltet sich in einem Beziehungswirrwarr. Liebe, Täuschung und Identitätsverwechslungen prägen das Stück. Truffaldino, der Diener, steht im Zentrum des Chaos und führt das Publikum durch die Straßen Venedigs. Angetrieben wird er von Hunger und den Wirrungen der amourösen Verwicklungen seiner Herren.

Liebe, Lügen und Latella

Der Regisseur Antonio Latella fängt die Essenz von Goldonis Stück ein und bringt es gewitzt ins 21. Jahrhundert. Die Inszenierung wirft nicht nur einen Blick auf die Vergangenheit, sondern zieht Parallelen zur Gegenwart. Das, indem sie die Themen von Revolution und Selbstbestimmung in den Vordergrund stellt. Latella erweitert Goldonis Meisterwerk, indem er die Figuren Beatrice und Dienerin Smeraldina als starke, selbstbewusste Frauen darstellt. Sie sollen die damaligen patriarchalen Strukturen lustvoll dekonstruieren. Ein weiteres auffälliges Element der Aufführung war die Performance von Elias Eilinghoff in der Rolle des Dieners. Seine Darbietung weckte, zumindest bei mir, Erinnerungen an den deutschen Comedian Tedros Teclebrhan, besser bekannt als „Teddy“. Die Art und Weise, wie Eilinghoff den Diener verkörperte, mit einem Mix aus Sprachfehler und Einfachheit ähnelt stark der charakteristischen Komik, die man von Teddy gewohnt ist.

Latellas irre Zeitkapsel

Die Premiere von „Der Diener zweier Herren“ am Volkstheater versprach eine Mischung aus klassischer Komödie und zeitgenössischer Inszenierung. Doch beim Duett des Songs „My Neck, My Back (Lick It)“ von der Künstlerin Khia, verließen die ersten Zuschauer*innen den Saal. Die Songauswahl schien einigen Besucher*innen zu schockieren. Nach einer kurzen Pause, die offenbar genutzt wurde, um über das Gesehene zu reflektieren, verließen auch weitere Zuschauer*innen das Theater. Mir wurde definitiv nicht langweilig, obwohl ich sicher mehr als die Hälfte der Messages nicht verstanden habe. Ich sage es auch gleich vorweg, wer nicht auf Interaktion steht, sollte sich nicht ins erste Drittel der Tribüne setzen. Eine Mischung aus Tradition und nackten Wahrheiten schaffte es, die Gemüter zu polarisieren und die Vielfältigkeit der Theaterwelt auf die Bühne zu bringen. Ach ja, und gelacht wurde bei der Komödie natürlich auch einige Male.

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