Foto: Herwig Prammer

Tootsie – Das Musical

Die männliche Hauptdarstellerin lernt die Welt aus einer neuen Perspektive kennen. Mit Perücke und im Kleid erspielt sich Michael Dorsy als Dorothy Michaels eine Rolle am Theater. Dabei erfährt er aus erster Hand, wie es ist, als Frau durch das Leben zu gehen. Tootsie ist eine lustige Geschichte, die mit Leichtigkeit auf ein immer noch aktuelles Problem aufmerksam macht.

Was würdest du tun, um deinen Traumjob zu bekommen? Wie weit würdest du gehen? In einem Musical wird bekanntlich vieles übertrieben dargestellt. Wer würde in der echten Welt so weit gehen wie Michael Dorsy, um einen Job zu ergattern? Der Vorteil von seiner gewagten und relativ unwahrscheinlichen Entscheidung liegt aber darin, dass er als Mann, und damit wir als Publikum, einen Blick auf die Schwierigkeiten für Frauen im Beruf werfen können.

Die Handlung

Michael Dorsy, gespielt von Publikumsliebling Gernot Romic, ist bekannt in der Theaterwelt. Leider nicht zu seinen Gunsten. Er macht es den Regisseuren schwer, weil er immer eine Meinung hat und auch als Tomate eine Background-Story braucht. Als er dann auch noch von seinem Agenten fallengelassen wird, hat er seinen Tiefpunkt erreicht. Auch Michaels neurotische (Ex-)Freundin Sandy bekommt nur Absagen. Einen Hoffnungsschimmer hat sie jedoch noch: die Audition für die Rolle der Amme in der neuen Adaption von „Romeo und Julia“. Doch nicht nur sie geht zur Audition. Michael Dorsy wittert seine Chance, als Frau am Theater durchzustarten. Mit seinen/ihren diesmal willkommenen Ideen zu seiner/ihrer neuen Rolle, überzeugt er/sie die Autorin des Stücks und bekommt die Rolle. Und so fängt das Chaos an.

Zuerst macht sich nun Dorothy Michaels bei ihren männlichen Kollegen unbeliebt, dafür umso beliebter bei den Frauen, deren Rollen er nun endlich etwas Tiefe einhauchen will. Dorothy verwandelt die uns allen bekannten weiblichen Stereotypen in echte Frauen und wird auch auf der Bühne für ihre Performances gefeiert. Wäre da nicht das Problem, dass Dorothy eigentlich Michael ist und er sich in die weibliche Hauptrolle verliebt, während die männliche Hauptrolle plötzlich, mit Tattoo auf der Brust, Dorothy seine Liebe gesteht. Das Chaos ist also vorprogrammiert.

Das Musical Tootsie

Das Musical lebt von einem sehr wandlungsfähigen Bühnenbild, tollen Kostümen, und der Band, die diesmal auf der Bühne statt im Orchestergraben sitzen darf. Im Gegensatz zu Produktionen wie „Die Königinnen“ sehen wir als Publikum auch viel Tanz und Shownummern, wie wir sie etwa von „Anastasia“ kennen. Übrigens well done hier ans Landestheater, das uns in diesem Spieljahr eine sehr heterogene Musicalpalette bietet! Die Lacher im Publikum beweisen, dass nicht nur ich die Witze wirklich lustig finde. Die Übersetzung des Films der 80er Jahre in ein Musical in den 2020ern ist teilweise gut gelungen. Ich würde aber auch verstehen, wenn sich die Drag-Community in dem Musical eher als Mittel für einen langen Witz sieht, statt als gesehenen und wertgeschätzten Teil unserer Gesellschaft. Früher wie heute ist das Thema der Frau im Showbusiness relevant und wird dem Publikum als leichte Kost serviert. Für mich topp, dass es angesprochen wird. Natürlich gibt’s auch hier noch Luft nach oben.

Die Darsteller:innen

Schon vor meinem Besuch hörte ich viele Lobeshymnen an Gernot Romic. Der Publikumsliebling, der angeblich alles können soll. Nun, in welcher Rolle könnte man das besser beweisen als in Tootsie? Gernot hat meine Erwartungen definitiv erfüllt. Er brilliert als Michael und als Dorothy und läuft gleich gemütlich in Sneakern wie in hohen Schuhen. Ein weiteres Mal positiv überrascht war ich von Celina dos Santos, die mir schon beim „großen Kometen“ gefallen hat und jetzt als neurotische Sandy überzeugt. Ihr Solo war auf den Punkt, man hat jedes noch so schnelle Wort verstanden und ich habe alles mit ihr mitgefühlt. Enrico Treuse spielt den Regisseur/ Choreografen, der oft fragwürdige Entscheidungen zur Inszenierung trifft, aber mit seinen Fosse Arms (eine Choreografie, Anm.) und der lustigen Darbietung einen Charakter zaubert, den man einfach lieben muss. In der weiblichen Hauptrolle sehen wir Sanne Mieloo, die wahrscheinlich einzige gebürtige Holländerin, die ich gerne in deutschen Produktionen sehe. (Glaubt mir, ein größeres Kompliment kann ich schwer machen.)

Fazit

Tootsie ist ein schön inszeniertes, unterhaltendes Musical. Wir sehen bezaubernde Kostüme, lachen viel, und treffen viele Charaktere, die man einfach mögen muss. Wer ins Musical geht, um ein feministisches Kampfstück zu sehen, muss sich mit dem kleinen Finger der ganzen Hand genügen. Wer ins Musical geht, um unterhalten zu werden, Tanz und Glitzer zu sehen, ist hier genau richtig! Viele Szenen sind zum Schreien komisch. Celina dos Santos wirkt bei ihren Zusammenbrüchen so, als hätte sie keine Knochen in den Beinen und Enrico Treuse’s Anleitungen zur Choreografie bringt dich definitiv zum Lachen. Meine Lieblingsszene war jedoch die, wo bekannte Musical-Poster mit weiblichen Hauptrollen auf die Bühne gerollt werden, und auf jedem Poster das Gesicht von Dorothy Michaels strahlt. Ich habe fast geweint vor Lachen. Für mich also definitiv ein sehenswertes Musical!

Ich bin wahrscheinlich die Definition von Jack of all Trades. Ich liebe es vieles zu machen, sonst kommt die Unruhe in mir zum Vorschein. "Fake it till you make it", ist einer meiner Lieblingssätze, denn wenn ich etwas machen möchte, mach ich's eben einfach. Deswegen bin ich: Eventmanagerin, professionelle Tänzerin, Tanztrainerin, Content Creator, Bloggerin, Sprecherin/ Moderatorin in Ausbildung und vieles mehr. Ich freu mich, wenn ihr meine Beiträge lest und über eure Nachrichten!