40 jahre kapu linz
Foto: Christoph Leeb

KAPU: 40 Jahre Raum für Subkultur

Eine Institution nicht nur in Linz, sondern in ganz Österreich und darüber hinaus: die KAPU feierte am vergangenen Freitag offiziell ihren 40er. Natürlich nicht ohne ein berauschendes Fest am Freitag am Harald-Renner-Platz 1.

Zugegeben: so voll hat man den Platz vor der KAPU schon lange nicht mehr gesehen. Alle waren sie gekommen, um gemeinsam mit der Institution in der Linzer Kapuzinerstraße 36 das vierte Jahrzehnt zu feiern. Dass es mal nicht regnet, durfte auch den Kassier der KAPU ob des Barumsatzes gefreut haben. Alle waren sie gekommen, Neuankömmlinge in der Linzer Sub-Kultur genauso wie alte Veteranen und Veteraninnen. Manche benötigen schon mal ein Taxi für die Anreise, manche entdeckten die KAPU erst vor Kurzem für sich.

Die KApu: ein Raum für alle

Doch was ist die KAPU? Sie ist vor allem eines: ein Raum. Ein Raum für Ideen, mal nicht so konformistisch, des Öfteren nicht unbedingt massentauglich, wenn man reine Publikumszahlen betrachtet. Ein Raum für das „Sein“, und ein Raum nicht nur, aber vor allem für Musik und Bands, die man hierzulande wohl in keiner anderen Location auf einer Bühne finden wird. Sie ist Eintrittspforte und Biotop für Subkultur, für Experimentieren, fürs Aufnehmen von Musik. Labstelle für das Feierabendbier, Hafen für das Metal-Headbangen genauso wie für Hardcore-Fans und Hip-Hop-Heads. Sie ist Heimat und Anlaufstelle für Kulturschaffende, sie ist politisch, sie ist aktivistisch, und steht doch für Kontinuität in der Linzer Kulturszene. Und das seit vier Jahrzehnten und für mehrere Generationen. Und klar könnte man jetzt wieder damit angeben, dass dort Nirvana, Green Day und The National gespielt haben. Wär aber wurscht, denn darum gehts nicht primär, sondern um die Menschen, die eine Location mit Leben erfüllen. Und ja, sie war auch Hochzeitslocation für den Autor dieser Zeilen.

Apropos „mit Leben erfüllen“. Der Platz an diesem Freitagabend war mit Leben erfüllt, spätestens dann, wenn um 19 Uhr mit The No Wow Wows der Gastgarten-Live-Act auf der Stage steht. Surf-Rock, natürlich politisch, und veranlasst auch die Linzer Gesetzeshüter um halb Acht zu einer ersten Stippvisite. So ein Tumult aber auch! Nach KAPU-Lobeslied von Seven Sioux-Mastermind Rainer Krispel und Tombola gab es natürlich auch indoor was „zum Feiern“. Der Abend stand hier unter dem Motto „Nostalgie“, wenn man so will, standen doch musikalische Wegbegleiter und -bereiter auf der Stage. Eingeteilt in zwei Genres, die die KAPU maßgeblich mitprägten: Rock, Hardcore und Punk auf der einen, sowie Hip-Hop auf der anderen Seite.

Von Target Of Demand bis Texta….

Rock gabs mit den eben schon angesprochenen Seven Sioux, Deadzibel (mit Porn To Hula und KAPU-Studio-Meister Phil), sowie Stand To Fall und T.O.D., better known as Target Of Demand. Zugegeben: es ist schon lustig, wenn man den Werdegang der meisten Protagonisten (ja, hier bewusst männlich gewählt!) in den letzten Jahrzehnten kennt. Und nun nochmal die 80er und frühen 90er wiederaufleben sieht und ihre musikalischen Projekte nochmals in der Live-Welt zu Gesicht bekommt. Hätten wir so auch nicht gedacht. Macht aber auch nix: die Wurzeln der KAPU werden so sicht- und vor allem hörbar. Und die haben sich nicht unbedingt verändert.

Nach der Umbaupause gings weiter mit der zweiten großen „Säule“ der KAPU. Und nein, damit ist nicht die markante, tragende Säule mitten im Konzertsaal gemeint. Sondern der Hip-Hop, der 1993 (oder 1994, je nach Zählweise) Einzug in die undergroundigen Gemäuer hielt. Und natürlich kann man das nicht ansprechen, ohne die KAPU-Legende zu erwähnen: Huckey. Der, der den Spagat zwischen Drummer bei Seven Sioux und T.O.D. auf der einen Seite, und als Rapper auf der anderen Seite geschafft hat. Und nicht nur als Namensgeber des KAPU-Platzes dient, sondern auch sechs Jahre nach seinem viel zu frühen Tod als Vorbild. Deutlich wird auch, dass der Hip-Hop bis heute geblieben ist, nicht nur wegen Texta und den Tontraeger-Records-Artists, die sich an diesem Abend die Bühne teilten. Texta, Hinterland, Da Staummtisch, Average, Bumbumkust, Kayo, Def Ill, dazu Snessia, die zu Recht anmerkte, dass der Abend on stage nunja, schon sehr „male“ dominiert war, ein Cypher dazu, passt schon. So wie’s sein soll. Dazu noch eine anständige Afterparty, ausgetrunkene Bar, und am nächsten Tag ein schönes Brummen im Hinterkopf. Auf viele weitere Jahre, liebe KAPU!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.