40 jahre posthof cari cari
Foto: Christoph Leeb

Cari Cari: Epochaler Geburtstags­gruß

40 Jahre Posthof – das Linzer Zeitkulturhaus feiert heuer seinen runden Geburtstag. Das Duo Cari Cari ließ sich zum Jubiläum nicht lumpen und hatte gleich ein ganzes Orchester auf die Bühne mitgebracht. Ein epochales Konzertereignis.

An diesem Samstagabend wurde wirklich jeder Quadratzentimeter Platz im großen Saal des Linzer Posthofes genutzt. Auf der Bühne, wo das Orchester der Bruckneruni Linz unter Dirigent Alex Johansson den Sound der Wiener Band gebührend untermalte. Und auf der anderen Seite des Publikumsbereiches, wo man wirklich keinen Zuschauer mehr noch hätte reinquetschen können.

Bis auf eine sagen wir, naja, sprechbedürftige Gruppe mit entsprechender Laustärke dürfte der Auftritt aber vor allem offene Munde hinterlassen haben. Stephanie Widmer & Alexander Köck alias Cari Cari – live von Ivo Thomann gewohnt souverän an den Drums unterstützt – sind über die Jahre stetig gewachsen. Und mittlerweile eines der Aushängeschilder, wenn es um Musik aus dem österreichischen Alternative-Bereich geht. Die alte Floskel „wir wollen in einem Tarantino-Soundtrack“ vorkommen passte an diesem Abend ebenfalls, dirigiert Alex Johansson doch gerne Orchester für Filmmusik. Etwa mit Anime in Concert, Bond in Concert oder auch Musik von Enrico Morricone. Passt wie angegossen, oder? Außerdem dürfte auch die persönliche Chemie zwischen Orchester, Band und Ensemble gestimmt haben – diesen Eindruck hatte man zumindest während des Konzertes.

Klassiker und ein neues Arrangement

Setlist? Ausgewogen. Für Cari Cari ist das Performen mit Orchester kein Neuland mehr. Das Radiosymphonieorchester Wien sowie das Filmorchester Babelsberg waren in der Vergangenheit bereits Partner für Songs wie Mapache, No War, Do Not Go Gentle Into That Good Night, Summer Sun und viele mehr gewesen. Mit einem markanten Unterschied: virusbedingt damals mit Einschränkungen, und nicht so, wie es die Band eigentlich nicht verdient. Nämlich mit Stehplatz, ausgelassener Stimmung und ohne Abstandsregel. Das Ergebnis an diesem Abend im Posthof? Standing Ovations. Egal ob Belo Horizonte, After The Goldrush oder die bereits angesprochenen Tracks – mit Orchester hat ein Set des österreichischen Duos gleich noch mehr Tiefgang. Bei No War auch wird auch der Nebel im Konzertsaal immer dichter, und allein diese Version hätte die vierzig Euro Eintrittspreis allein verdient gehabt. Mit dem Überhit Mapache endet eine Darbietung, die das Publikum zurecht in Jubelstürme ausbrechen ließ.

War das alles? Nein – denn ein Cari Cari-Konzert kommt natürlich nicht ohne „Solo“-Parts aus. So gibt es Jelly Jelly, White Line Fever und mehr in „klassischer“ Trio-Besetzung zu hören, und zum Abschluss noch ein eigens neu arrangiertes Lied samt Orchester. Dieses lautet auf den Namen Murder Ballad und entlässt die Besucher:innen in eine kalte Samstagnacht, nicht ohne dem Gefühl, dass dieses Konzert noch tagelang nachhallen wird! Eine mehr als würdige Geburtstagsbotschaft an den Konzerthafen Posthof. Weitere Termine des Jubiläumsjahres finden sich übrigens hier!

Foto: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockey- und Fußballfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.