VALERIE JUNE: Blues im Blut

Wie lange dauert der Sonnenuntergang in Memphis, Tennessee? 44 wundersame Minuten. Newcomerin Valerie June präsentiert elf rührende Blues-Lieder auf ihrem Debütalbum und man weiß, wieso sie den Titel „Pushin‘ Against A Stone“ gewählt hat. Sie müht sich ab – im positiven Sinn.

„I been workin’ like a man, y’all, I been workin’ all my life yeah“. Der gute, alte Geschlechterkampf wird im Opener „Workin‘ Woman Blues“ aufgegriffen. Hier werden noch Botschaften transportiert. Mit ihren Texten, die Beziehungsthemen und zwischenmenschliche Gesichtspunkte nicht nur aus klischeehaften Ecken betrachten, trifft sie sprichwörtlich den Nagel auf den Kopf und den Nerv der Zeit. Wenn dann noch ein Song „Shotgun“ heißt, passt das ins Bild dieser Songs mit dunklem Teint.

Nichtsdestotrotz strahlt dieses Album eine angenehme Friedfertigkeit aus. Intimität anzeigende Gesten und Klänge sorgen für wohlige Wärme. Hier findet sich kein blödes Getue. Von Country über Sing-A-Long und Folk bis hin zu Gospel-Anleihen ist alles dabei und in schlichter Low-Fi-Manier vorgetragen. Die Atmosphäre auf dieser Platte klingt relaxt oder angespannt, wenn der Soul auf den Blues trifft. Ihre charismatische Stimme ist es, die den Songs den wesentlichen Charme verleiht. Eine Platte welches die unverfälschte Stimmung authentischer Songs wunderbar einfängt. Dan Auerbach von den Black Keys hat dabei geholfen, „Pushin‘ Against A Stone“ einen unendlich warmen Klang zu spendieren.

Ein Werk, welches nach spärlich bevölkerter Provinz klingt. Bitter, aber nicht bittersüß. Wem die Traurigkeit aufs Gemüt schlägt, kann sich von einem Song wie „Somebody To Love“ in den Arm nehmen und trösten lassen.

Dezent und prägnant – so klingt derzeit niemand. Sie haucht, sie säuselt, sie wispert und manchmal schluchzt sie auch ein wenig. Auch das markante Aussehen mit den Medusa-Rastazöpfen trägt das Übrige dazu bei, dass man Valerie June nicht allzu schnell vergisst. Sie hat alles, was es braucht, um sich möglichst lange in Erinnerung zu halten, ob der Hörer will oder nicht. Allgemein lässt sich prophezeien, dass sich June wohl nicht einreihen wird in die Masse irgendwann belanglos werdender Künstler, weil keine richtige Aussage hinter ihren Songs steht.
Eine Perle der Provinz eben.

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Workin‘ Woman Blues, Somebody To Love, Shotgun
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PIAS (Rough Trade)
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