Paul Plut: Bergpredigt zu Gutau

Halloween-Alternativprogramm vom Feinsten! Wer vergangenen Sonntag keine Lust auf „Trick Or Treat“ und Kostümparty hatte, konnte in der Alten Schule in Gutau stattdessen den düsteren Dialekt-Gospel von Paul Plut und seiner Band erleben, die ihr neues Album „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“ präsentierten.

Es herrschte gemütliches Sonntagabend-Ambiente in der Alten Schule Gutau. Von Schreckgespenstern hier keine Spur, dafür fand man eine charmante Location vor, wo sich die Menschen allmählich an der Bar stärkten, um anschließend auf der vorbereiteten Bestuhlung Platz zu nehmen. Christoph Gattringer AKA „Christoph spuit Christoph“ eröffnete den Abend gegen halb 9 mit rustikaler Liedermacher-Action voller Humor und cleverer Texte. Dabei sind es oft Christophs Anekdoten zu den Songs, die das Ganze schon zu einem Stück weit Kabarett machen. Der Freund, dessen unglückliche Beziehung vor dem Ende steht, der Christoph aber verbietet den Song, den er darüber geschrieben hat live zu spielen – zumindest solange die Beziehung noch nicht offiziell beendet ist – oder der Traum von einem „Bandcontest“, den er gegen Paul Plut und Whitney Houston bestreitet und dabei den Kürzeren zieht. Ein kurzweiliger Auftakt von einem Künstler, den wir gerne weiter im Auge behalten.



Seit Anfang des Jahres hat Paul Plut Monat für Monat neue Songs über seinen (sehr empfehlenswerten) Newsletter veröffentlicht. „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“ heißt das am 22. Oktober erschienene zweite Solowerk des Viech-Frontmannes und seiner großartigen Begleitband (Julian Lieber – Drums/Percussion, Marie Pfeiffer – Kontrabass, Sabine Rechberger – Harmonium/Klavier), das relativ nahtlos an das Debütalbum anschließt, aber dabei noch fokussierter zu Werke geht und einer Meditation über Leben und Tod gleichkommt, die nebenbei bemerkt vom Buch eines Ennstaler Schamanen inspiriert ist.

Einem meditativen Zustand kommt auch das Konzert von Paul Plut gleich. Überall raschelt und vibriert es, selbst (um-)gebaute Instrumente und Ketten scheppern aus jedem Eck der Bühne, ständig wandert der Blick umher, ehe er sich wieder irgendwo im hypnotisierenden Schauspiel verliert. Die Setlist wird schon vor dem Konzert als kleines Programmheft mit Begleittext im Visitenkarten-Format ausgeteilt und mit Spannung erwartet man darauf wie die Songs der beiden Platten ineinander verwoben werden. Paul tut das wahlweise mit fast schon Spoken Word-artigen Einlagen, in denen er Textpassagen rezitiert, oder dem Publikum zusätzlichen (mythologischen) Kontext bietet. Spoiler: Man hat das Gefühl, das Album erst richtig verstanden zu haben, nachdem man dieses Konzert live erlebt hat. Am Ende verlässt man den Konzertsaal mit einem erhabenen Gefühl, dass man so an diesem Abend sicher bei keinem anderen „Halloween-Event“ mitgenommen hat.



Fotos: Andreas Wörister

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.