Nino aus Wien im Posthof: Linz singt Wienerlieder

Nach längerer Zeit hat sich Der Nino aus Wien wieder einmal nach Linz begeben. Er kam letzten Donnerstag in den Posthof um uns „einen kleinen Einblick in sein Leben“ zu geben. Supported wurde er dabei von Martin Klein.

Das Programm begann um Punkt 20:00 mit einer einzigen, eher unscheinbaren Gestalt, die vor einem schwarzen Flügel Platz nahm. Die Bühne wurde nur von einem einzigen Spotlight beleuchtet und mit leichtem Rauch aus einer Nebelmaschine geschmückt. Ohne sich vorzustellen oder mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen, begann so der Support-Act Martin Klein seine zirka halbstündige Performance.

Den Anfang machte er mit zwei englischen Balladen. Diese trug er mit so rauchiger, kratziger Stimme vor, dass man denken könnte, Rod Stewart und Billy Joel wären zu einem Österreicher verschmolzen und würden im Posthof sitzen. Spätestens nach seinem dritten Song „schwarzer Kaktus“ hatte auch der letzte Konzertbesucher eine Gänsehaut und hörte dem begnadeten Klavierspieler gespannt zu.

Den Rest seiner Vorstellung füllte er mit weiteren Stücken voller Gefühl in deutscher Sprache. Obwohl die Texte zu diesen teilweise sehr kitschig sein mochten, war es trotzdem eine sehr stimmige und durchwegs beeindruckende Vorstellung. Fans von emotionsgeladenen Stücken auf Klavier kann man diese auf jeden Fall weiterempfehlen.

Nach einem kurzen changeover betraten dann fünf Männer die Bühne. Unter deren Mitte befand sich der Haupt-Act des Abends – Der Nino aus Wien. Gewohnt lässig mit Lederjacke und zerzauster Frisur, die ebenso gut zu seinem Image passt wie das süffisante Grinsen im Gesicht. Begleitet wurde er von seiner eher unauffällig gekleideten Band. Ausnahme bildete der Bassist PauT, welcher aussah, als wäre er auf dem Weg nach Linz in einen Altkleider-Container gefallen. Ja, wer denkt bei einem Konzert von Nino aus Wien würde man lediglich Herrn Mandl selbst antreffen liegt falsch. Fast alle Songs wurden mit voller Instrumentierung, bestehend aus zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboard vorgetragen.

Diese umfangreiche Besetzung fand beim Publikum direkt Anklang. Der erste Abschnitt des Konzerts setzte sich aus den dramatischeren Songs zusammen. Zu diesen gehörten zum Beispiel „Tränen machen wach“ und das zum Wetter passenden „Winter im April“.

Dass bei solchen gefühlvollen Tracks unter den Zuschauern keine gewaltige Festival-Stimmung aufkommt, muss man wohl in Kauf nehmen. Dennoch fand man bei einem Blick durch die Leute staunende Gesichter und rhythmisches Mit-Wippen. Vereinzelt getanzt wurde dann erst, sobald die bekannteren und humorvolleren Lieder wie beispielsweise „Schlagoberskoch“ oder „Abtauen Girl“ gespielt wurden. Bei Letzterem übernahm übrigens der Bassist sehr gekonnt den Rap-Part der eigentlich von Skero geschrieben wurde.  Auch diverse Sprüche und Erzählungen von Nino selbst gehörten zur Unterhaltung zwischen den Songs.

In den knappen zwei Stunden spielte sich das Quintett gekonnt durch völlig verschiedene Stile, Stimmungen und Rhythmen. Dass man es hier mit fünf vollblütigen Musikern zu tun hatte, wurde spätestens klar, sobald auch quer durch die Instrumente gewechselt wurde. So kamen bei manchen Songs ein Cello, eine Klarinette und sogar eine Sitar zum Einsatz. Man könnte meinen, dass bei einer solchen Abwechslung zwei Stunden wie im Flug vergehen. Leider wirkt das Material des Nino aus Wien jedoch trotzdem irgendwann ein wenig repetitiv, vor allem weil es sich thematisch oft sehr ähnelt. So konnte man gegen Ende des Konzerts, das Eine oder Andere auf-die-Uhr-Schauen nicht mehr unterdrücken. Den Abschluss machte dann eine sensationelle Zugabe, die unter anderem aus den bekanntesten Hits wie „Urwerk“ und „Praterlied“ bestand.

Nino aus Wien einmal live zu sehen ist definitiv ein Erlebnis. Da die sehr talentierte Band auf eine jahrelange Diskografie zurückgreifen kann, wird aus so vielen Stilen geborgt, dass sicherlich für fast jeden etwas dabei ist. Wenn man allerdings nur zu den Gelegenheitsfans gehört und es nicht schafft sich emotional in jeden der Songs hineinzuversetzen, kann einem ein zweistündiger Gig jedoch auch stellenweise langatmig vorkommen.

 

Foto: Florian Lichtenberger

 

 

 

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