Deafheaven: Götterdämmerung trifft Putztrupp

Deafheaven und Inter Arma feierten ihren Tourabschluss am Sonntag in einer gut besuchten Arena. Dabei sorgten die kalifornischen Blackgazer um George Clarke für offene Münder. Den großartigsten Auftritt des Abends beanspruchte aber die Supportband für sich.

Der Sonntag gilt gemeinhin als eher ungeliebter Ansetzungstermin für ein Konzert. Für eine Zeremonie à la Deafheaven schien er aber passend gewählt zu sein. Es war Tourabschluss. Knapp vier Wochen waren die beiden Bands zuvor gemeinsam in Europa unterwegs gewesen. Inter Arma kommen aus Richmond, Virginia und vereinen Sounds aus Sludge, Post- und Black Metal. Sie klingen atmosphärisch, wild, ungezähmt und dreckig zugleich. An diesem Abend kondensieren sie das alles auf vier Songs, die einmal sämtliche Höhen und Tiefen durchlaufen. Von langsamen Doom Parts über gnadenloses Riffing bis hin zum Post Rock Crescendo und wieder zurück. Nach knapp Minuten ist der Zauber vorbei und das Arena Publikum goutiert es mit frenetischem Applaus.

Eine Bier-Nachfüllung später steht auch schon der Hauptact auf der Bühne. „Ordinary Corrupt Human Love“ heißt die aktuelle Platte von Deafheaven, auf der sie nun nach der Metal Rückbesinnung „New Bermuda“ konsequent Goth Pop und Klavierballaden öffnen, ohne dabei ihre Trademarks zu vernachlässigen. „Honey Comb“ und „Canary Yellow“ eröffnen das Set mit einem Knall. Der Frontmann keift sich die Seele aus dem Leib, peitscht seinen Mikroständer abwechseln mit der nassen, langen Mähne und dem Tamburin aus, während Kerry McKoy & Co. bildschöne Melodien in schwarze Abgründe blicken lässt, getrieben von einem immer währendem Double Bass Dauerfeuer. Der Fokus liegt ganz klar auf dem neuen Album. Epischen Stücken wie „Sunbather“ und „Brought To The Water“ wird aber natürlich ebenfalls der gebührende Platz eingeräumt. George Clarke starrt irren Blickes in sein Publikum, unterstreicht die Musik mit hektischen Gesten und gibt den Dirigenten. Eine halbe Stunde vor angekündigtem Ende verlässt die Band die Bühne. Kein Grund zur Panik bei Stücken mit Durchschnittlich 10 Minuten Spielzeit. Das balladeske „You Without End“, „Glint“ und das epochale „Dream House“ beschließen das Konzert und halten das Publikum bis zum Schluss in ihrem Bann. Gitarrensoli werden mitgesungen und Fäuste im Takt empor gereckt. Das Publikum bewegt sich mit durch jede Wendung der Musik und ist im Bann. Und plötzlich – am Höhepunkt – lichtet sich der ganze Ernst der alles umschlingenden Atmosphäre und die Supportband entert mit Besen und Putzkübel bewaffnet die Bühne. Tourabschluss – irgendwer muss den Scheiß ja nachher aufräumen. Da kommt allen Beteiligten ein Lächeln aus. Was für ein geiles Konzert!

Fotos: Christoph Thorwartl

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.