Der alte König in seinem Exil
Was bleibt von einem Menschen, wenn der Verstand langsam schwindet? Verändert das Vergessen die Persönlichkeit? Diesen Fragen nähert sich Arno Geiger mit „Der alte König in seinem Exil„, indem er einfühlsam die Geschichte seines Vaters erzählt.
August Geiger ist ein Mann mit Prinzipien. Mit 19 Jahren im Krieg gefangengenommen und nach schwerer Krankheit mit letzter Kraft nach Vorarlberg zurückgekehrt, scheint ihm fortan die Heimat alles zu sein. Lange bleibt er alleine, und er wird Schreiber bei der Gemeinde. Erst nachdem er sich selbst ein Haus gebaut hat, denkt er an die Gründung einer Familie. Er findet eine Frau, der er ein Heim bieten kann – ein Zuhause.
Die Jahre vergehen, die Kinder verlassen das Haus. Und auch die Ehefrau sieht ihr Lebensglück nicht in der Wolfurter Idylle. Sie lässt sich scheiden. Zurück bleibt August, in seinem Haus, seiner Heimat. Doch langsam wird ihm auch diese Umgebung fremd. Schleichend beginnt die Krankheit an ihm zu nagen. Die Familie bemerkt lange nicht, dass es nicht seine eigenbrötlerische Art ist, die ihnen fortan das Leben immer schwerer macht, sondern die Demenz, die der Vater zwar selber bemerkt, aber verschweigt.
Arno Geiger erzählt in seinem gerade erschienen Buch auf beeindruckende Weise die Geschichte seines Vaters, der, auch wenn er immer mehr vergaß, nie seine Persönlichkeit verlor. Er erzählt vom Alltag mit einem Demenzkranken, der jeden Tag die Familie und die Pflegerinnen aufs neue fordert. Die Krankheit selbst steht weniger im Mittelpunkt des Buches. Es geht um die persönlichen Veränderungen, und wie ein Sohn die Verbindung zu seinem Vater findet, die sie früher nie hatten.
Der alte König in seinem Exil
von Arno Geiger
erschienen im Hanser Verlag
192 Seite, Gebundene Ausgabe, ISBN 978-3-446-23634-9