Filmkritik: „Von Hexen und verrückten Kühen“

Der Titel hört sich auf den ersten Augenblick wie eine Komödie an. Doch das Leben der Frauen in Nicaragua, ist das strikte Gegenteil einer Komödie. Helga Schager und ihre Filmteam reisten nach Nicaragua, um sich einen Einblick in die heutige „frauenrechtliche“ Lage zu verschaffen.

Die Geschichte des Landes prägt das Leben der Frauen dort sehr:
Von der ehemaligen spanischen Kolonie und auch Besetzung der USA, über zahlreiche Bürgerkriege zwischen liberalen und konservativen Eliten, bis hin zur Unabhängigkeit, hat sich das Land und die Nicaraguaner viel mitgemacht.
1977 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die in einen Bürgerkrieg mündeten und das ganze Land erfassten. Ausgelöst wurden diese durch Korruption und staatlichen Machtmissbrauches des Diktators Anastasio Somoza Debayle. Somoza floh und die „Nicaraguanische Revolution“ siegte.

Den Frauen, die ebenfalls im Krieg „mithalfen“, sei es zu Hause beim Wiederaufbau oder im Krieg selber, wurden ihre Rechte versprochen. Leider nur gesagt, nicht getan. Als der Krieg zu Ende war, schien Mann das Versprechen „bewusst vergessen“ zu haben, der patriachalische Staat wurde Realität. Nicht nur die Politik, die Wirtschaft oder die Landwirtschaft gehört den Männern, sondern auch die Frauen und Kinder besitzen sie. Mit häuslicher Gewalt und öffentlichen „Demütigungen“ werden Frauen unterworfen. Keine Rechte, sie sind Objekte, keine Subjekte.

Doch Gott sei Dank, macht Not erfinderisch!
Aufgrund des Hurricans Mitch entstand zur Kommunikation ein Radiosender, der dann zum Frauenradio „Die Stimme der Frau“ wurde. Aktivistinnen, Künstlerinnen und einzelne Kollektive versuchen nun den Frauen endlich ihre (Menschen-) rechte zu geben. Mit Hilfe von Workshops und Radiosendungen leistet das Frauenradio Aufklärungsarbeit über Frauenrechte, Gesundheitswesen (z.B. Verhütung, Abtreibung,…) und Bildung. Rundum der Radiostation ist sogar ein kleines, ständig weiterwachsendes „Frauendorf“ entstanden, in dem Frauen wohnen können, die es fertig gebracht haben, sich gegen ihre gewalttätigen Männer durchzusetzen, auch wenn sie dadurch das Sorgerecht über ihre Kinder verlieren.

Der Frauenradiosender steht im Mittelpunkt dieses Dokumentarfilmes. Sein Logo ist eine Hexe, die auf satirische Art und Weise alle Mängel (sei es im Gesundheitswesen, in der Umweltpolitik oder in der Bildung) anprangert, die durch den Patriachalismus größtenteils verursacht wurden.

Dieser Film zeigt, dass jede Frau in Nicaragua, sobald sie über ihre Rechte aufgeklärt wurde, einen Beitrag für die „Frauenrechte für alle Frauen“ beitragen kann.
Sei es mit Liedern über Kühen, poetisch – politische Texte oder Mundpropaganda.

Ich finde es gut, dass über solche Missstände (und das im 21. Jahrhundert) berichtet wird und auch Europa und die restliche Welt sich mit solchen Problematiken beschäftigen sollen! Gute Recherche, spannende Thematik der Lebensumwelt in Nicaragua, aber teilweise zu lange Interviews. Die Grundessenz jedes Interviews hätte auch in kürzerer Zeit dem Publikum näher gebracht werden können. 

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:

4/5 Punkte

Ich, ein Mädel aus Linzer Umgebung schreibe liebend gerne Konzert-Reviews, Filmkritiken und so manch anderes über Kultur, Leute und dem ganzen Drumherum. Wortspielereien mit Gefühlen, die echten Tatsachen und Stimmungen sind mein Metier, in dem ich mich am Wohlsten fühle. Kultur wie sie leibt & lebt im Linzer Raum und sonstwo, am Puls der Zeit, niemals vergessen, sondern dokumentiert, hier auf subtext.at Das ist meine Welt, ahoi!