GLASPERLENSPIEL: „Wir erzählen unsere Geschichten aus jeder Lebenslage“ (mit Gewinnspiel!)

Montag bis Freitag untermalt die Musik von Glasperlenspiel den Vorspann der Daily Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ auf RTL. Vielleicht hat Schlager-Aushängeschild Helene Fischer ja einmal zugeschaut und genauer hingehört, den die beiden Musiker, die privat auch lieert sind, wurden für ihre große Stadiontour als Support engagiert und eingeladen.

Die Musik des Duos klingt jedenfalls elektronisch, eingängig und poppig, nach einer belebten Großstadt, einem pulsierenden Leben und flackernden Lichtern. Obwohl Daniel Grunenberg und Carolin Niemczyk eher in einem ländlichen Umfeld aufgewachsen sind, fühlen sich die Songs vor der Hintergrundkulisse einer Millionenmetropole wie Berlin pudelwohl. Warum ist das so? Wir haben nachgefragt.

Ein Interview mit Glasperlenspiel über Harmonie, Helene Fischer und die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.

subtext.at: Carolin, Daniel, wie persönlich darf ein Text sein?
Carolin Niemczyk:
Ein Songtext? Ich glaube, man muss sich damit noch wohlfühlen können, ne? Beim zweiten Album waren wir auch sehr persönlich und ich habe auch eine persönliche Geschichte erzählt. Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich das teilen will, aber manchmal ist es auch gut, Gefühle, die man mit sich trägt, in einen Song zu packen und zu verarbeiten. Dann fühlt man sich auch besser. Wir schreiben sowieso sehr persönlich. Bei unserem dritten Album „Tag X“ war es auch so, dass die Geschichten nicht alle von uns gekommen sind, weil wir schon zweieinhalb Alben viel von uns erzählt haben, aber uns trotzdem immer in die Geschichten hineinversetzt haben.

subtext.at: Robbie Williams ist aufgefallen, dass die Qualität seiner Texte und seiner Musik gesunken ist, seitdem er fröhlicher geworden ist. Wie steht ihr zu dieser Aussage?
Daniel Grunenberg: Ich sag mal Emotionen, die traurigen, sind natürlich viel, viel stärker. Caro und ich versuchen das immer in unser Songwriting zu packen. Aus einer beschissenen Situation kann aber noch immer etwas Positives entstehen. Das ist unsere Art und Weise an Texte heranzugehen. Weil ganz ehrlich: Scheiße passiert irgendwie immer und das kann man nicht verändern. Es gibt keinen Menschen, der sagt, dass alles super ist und immer so bleiben wird. Uns ist es wichtig zu sagen: „OK, auch wenn etwas kacke gelaufen und die Beziehung in die Brüche gegangen ist, bist du vielleicht dadurch ein besserer Mensch geworden oder du hast etwas Positives für dich mitgenommen.“ Das ist uns wichtig und soll bei uns mitschwingen.

subtext.at: Ihr kommt aus dem Ort Stockau in Deutschland mit 16000 Einwohnern.
Carolin: Also ich komme aus Singen, das in bisschen größer ist. Knapp 50000.

subtext.at: Wenn man nicht in einer Großstadt aufwächst, stauen sich da viele Wünsche und Ideen an?
Carolin: Nee, das glaube ich nicht unbedingt. Ich fühle mich sehr wohl am Bodensee, obwohl es wirklich sehr ländlich ist. Ich mag auch super gern Berlin und habe es vor zwei Jahren lieben gelernt, weil ich die Stadt sehr inspirierend finde. Davor habe ich aber auch schon Songs geschrieben und hatte davor auch Inspiration für sie. Es ist cool, wenn man die Möglichkeit hat, zu reisen. Wenn man weiß, wie die Menschen dort und dort leben, wie die Kulturen dort aussehen, das finde ich spannend. Wenn man in einer Großstadt lebt, heißt das für mich nicht, dass man mehr Interesse für irgendetwas hat. Es ist toll, wenn man viel von der Welt sehen kann. Ich kann mir aber auch vorstellen, irgendwann wieder aufs Land zu ziehen.
Daniel: Auf dem Land legst du eine gewisse Naivität an den Tag. Du denkst dir: „Ja, ich mache hier gerade den heißesten Scheiß.“ Dann gehst du nach Berlin und merkst, dass es dort hunderttausend Menschen gibt, die das viel besser können (lacht). Aus dieser Naivität heraus entstehen aber Dinge, die dann ganz cool sind. Die Verbindung haben wir lieben gelernt. Wir leben gerne in Berlin und haben da viele Producerfreunde, aber wir schauen, dass wir diese Naivität nicht verlieren.

subtext.at: Euer Song „Ich seh in dein Herz“ untermalt tagtäglich die Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ auf RTL. Verlangt die Musik von Glasperlenspiel generell nach Hektik, Stress und Lärm einer Metropole wie Berlin?
Daniel: Sowohl als auch. Wir erzählen unsere Geschichten aus jeder Lebenslage. Jetzt, für das dritte Album, haben wir sehr viel beobachtet und Geschichten analysiert. Man lernt dabei auch eine Menge über sich selber. Wir haben es geschafft, von Track 1 bis 13 einen roten Faden durchzuziehen, der auch verschiedene Facetten des Lebens zeigt. Ich denke nicht, dass es jetzt ausschlaggebend ist, ob das jetzt in einer Metropole passiert oder in einem ländlichen Gebiet.

subtext.at: Jede zweite Großstadtehe hält im Schnitt nur noch 14,5 Jahre.
Carolin: Ist das auf dem Land anders?

subtext.at: Darüber habe ich leider nichts herausgefunden. Liebt es sich anders, wenn man in einer Stadt zu Hause ist?
Daniel: Eine sehr gute Frage.
Carolin: Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich weiß zwar nicht, wie lange eine Ehe durchschnittlich auf dem Land hält, aber wenn man sich gefunden hat, macht es keinen Unterschied. Es liegt an den eigenen Wertvorstellungen und ob das jetzt direkt mit dem Land oder mit der Stadt zu tun hat? Weiß ich nicht.

subtext.at: Ihr seid zwei miteinander arbeitende Menschen, die auch privat liiert sind. Würdet ihr sagen, dass ihr euch stets ergänzend und perfekt harmoniert oder bleibt ein Quäntchen übrig, damit alles nicht zu perfekt abläuft zwischen euch?
Carolin: Nicht nur ein Quäntchen (beide lachen)!
Daniel: Ergänzen tun wir uns auf jeden Fall sehr gut, stimmt. Dass es immer harmonisch abläuft, ist nicht der Fall, nein. Wir ergänzen uns jedoch in jeder Lebenslage und deswegen ist es auch gut, dass wir so unterschiedlich sind.
Carolin: Wir sind unglaublich unterschiedlich. Die Musik ist unsere Leidenschaft, die wir teilen, ansonsten sind wir sehr verschieden. Wir haben aber ganz gut raus, wie man Berufliches und Privates trennt und nicht dabei vergisst, ein Paar zu sein. Wir sind ja auch mit einem großen Team, unserer zweiten Familie im Prinzip, unterwegs. Der Crew, unserer Band. Man arrangiert sich so.

subtext.at: Je länger zwei Menschen zusammen sind, desto ähnlicher werden sie einander – ein Prozess, der unweigerlich und meist unbewusst vonstattengeht, sagt die Wissenschaft.
Daniel: Caro hat mich tatsächlich zu einem viel ruhigeren Menschen gemacht, weil ich dazu tendiere, übers Ziel hinaus zu schießen. Sie geht teilweise viel gechillter und cooler an Situationen heran und das färbt natürlich ab. In anderen Lebenslagen genau so.
Carolin: Du bist ordentlich, ich bin unordentlich (lacht).
Daniel: Da ergänzen wir uns eben. Das finde ich super.

Glasperlenspiel

subtext.at: „Es ist hart, wenn man auf fremde Erde tritt“ heißt es in dem Song „Wölfe“, der euer Album „Tag X“ einläutet. Eine Stadion-Tour mit Helene Fischer, war das so etwas wie fremde Erde für euch?
Daniel: Nee, tatsächlich nicht. Mit der Zeile haben wir quasi Sachen gemeint, wenn man neues Terrain betritt. Generell als Newcomer, da muss man sich mit Kritik auseinandersetzen. Ich bin ein großer Freund von Kritik. Ich bin der Meinung, dass sie dich auch weiterbringt, aber sie muss berechtigt sein. Einfach irgendwas in den Raum zu schmeißen, ohne jegliche Substanz, finde ich immer ein bisschen schwierig. Von Presse über CD-Kritikern gibt es Leute, die sich den Song fünf Sekunden lang anhören und dann meinen, er würde in diese oder jene Schublade passen. Und wir machen uns aber eineinhalb Jahre Gedanken dafür. Deswegen haben wir diesen Song geschrieben. Zerfleischt doch nicht immer die Newcomer (lacht)!
Carolin: Auf der Stadtiontour fühlten wir uns sehr wohl. Wir wurden ganz herzlich empfangen, Helene hat uns begrüßt und wir haben sie kennengelernt. Sie sah uns als Teil der Show, was natürlich echt cool war. Wir haben uns unglaublich gefreut, dass wir dabei sein konnten. Alles ist so herzlich abgelaufen.
Daniel: Für uns ist es immer wichtig, dass wir uns wohl fühlen. Bei allen Entscheidungen, die wir getroffen haben, können wir sagen, wir standen zu 100% dahinter. Ob es im Nachhinein gut oder schlecht war, weiß man natürlich nie. Weiß man immer erst im Nachhinein. Wir haben nie etwas gemacht, wo wir nicht zu 100% gesagt haben, wir fühlen uns irgendwie nicht wohl damit. Das würde man merken, die Leute merken das. Es ist dann nicht mehr echt. Wir stehen dazu, dass wir authentisch sein wollen mit unserer Musik.

subtext.at: Wenn es auf persönlicher Ebene nicht stimmt, würdet ihr ein Angebot ablehnen?
Daniel: Auf jeden Fall.
Carolin: Gerade beim Musikmachen ist das wichtig. Man lernt ja auch ein bisschen was dazu. Unser erstes Album erschien vor fünf Jahren, da waren wir natürlich noch nicht so erfahren.
Daniel: Und man hat sich noch nicht viel getraut. Man hat natürlich den Produzenten, der schon vier Millionen Platten verkauft hat und bei dem traut man sich nicht zu sagen: „Halt, aber ich finde das so geiler.“
Carolin: Irgendwann traut man sich dann.
Daniel: Du sagst dann, dass du lieber das und das Gefühl transportieren willst. Es ist ganz wichtig, jemanden zu haben, der das versteht und nicht einfach sagt: „Nein, vergiss es.“

subtext.at: Helene Fischer wirkt auf mich stets makellos und nicht wirklich greifbar. Wollt ihr auch so wirken wie sie?
Carolin: So direkt machen wir uns darüber keine Gedanken. Wir sind einfach, wie wir sind. Wir reden in einem Interview genau so, als ob wir mit unseren Freunden reden würden. Wir verstellen uns nicht. Wir sind auf der Bühne so, wie wir uns gerade fühlen. Ich würde behaupten, dass es bei dir auch so ist.
Daniel: Absolut. Ich bin von meiner Natur aus ein Perfektionist und ich will natürlich den Leuten was präsentieren, was auf den Punkt ist (lacht). Caro ist dazu der perfekte Gegenteil, weil sie dann meint, ich soll nicht übers Ziel hinausschießen. Man hat den Anspruch an sich selber, wenn man live auf der Bühne steht, dass zu transportieren, was man will. Jemand wie Pete Doherty, der irgendwie total drogenabhängig auf die Bühne geht und die Leute dann überhaupt nicht mehr mitbekommt, hat einen anderen Anspruch als wir. Ich denk mir dann immer, dass es doch das ist, was er seinen Fans schuldig ist. Einfach eine gute Performance.
Carolin: Wobei das ja nicht heißt, dass man dabei perfekt sein muss.
Daniel: Niemand ist perfekt, jeder macht Fehler und hat Ecken und Kanten. Auch wenn es manchmal den Anschein macht, hat es mit dem eigenen Anspruch zu tun, eine gute Show zu liefern. Ich kann dir sagen, dass bei elektronischer Musik bei jeder dritten Liveshow irgendwas ausfällt oder kaputt geht (lacht). Das bringen technische Gegebenheiten mit sich.

subtext.at: Du als Perfektionist flippst dann innerlich aus und sie steht cool daneben.
Carolin: Nee, ich muss ja alles retten (lacht).
Daniel: Du bist dann die Entertainerin und ich springe hinter die Bühne und versuche, das Ganze zu flicken (lacht). Es ist auch eine Herausforderung, in solchen Situationen zu intervenieren. Das Unerwartete ist dann sozusagen perfekt in dem Moment. Alles, was zu geplant ist, würde abgebrüht wirken.

subtext.at: Zweisamkeit macht glücklich und ist auch in der Popkultur fruchtbar. Nena und Uwe Fahrenkrog-Petersen, Per Gessle und Marie Fredriksson von Roxette, Sonny und Cher – würdet ihr gern in diese Riege aufgenommen werden?
Daniel: Warum nicht? Als wir angefangen haben, Musik zu machen, waren wie 12, 13 und die ganzen Idole haben immer mitgeschwungen. Man muss auch sagen, dass sich unser Sound so sechs, sieben Jahre entwickelt hat. Jetzt sind wir da, wo wir sein wollen. Ein großes Vorbild für uns waren immer die Ting Tings. Die gaben uns immer viel Inspiration für unsere Musik. Im Team kannst du immer mehr erschaffen als alleine, weil du auch einen direkten Kritiker neben dir sitzen hast.
Carolin: Facetten hast du.
Daniel: Ich bin der musikalische Part, Caro der Textpart. Es ergänzt sich bei uns so gut, weil ich niemals solche Texte schreiben könnte wie sie. Glasperlenspiel gäbe es nicht nur mit mir oder nur mit Caro.

subtext.at: Batman hat Robin, Bonnie hat Clyde – ist das Duo wirklich die beste Konstellation, um den Tag X in Angriff zu nehmen?
Carolin: Es ist auf jeden Fall immer schöner. Ich bin ein sehr geselliger Mensch und liebe es, mich mit meinen Freunden zu treffen, wenn ich nach Hause komme. Ich liebe es, wenn ich Leute um mich herum habe, mit denen ich mit unterhalten und mit denen ich Spaß haben kann. Alleine unterwegs zu sein? Könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich bin froh, dass der Daniel dabei ist. Es potenziert sich ja auch und geteilte Freude ist dann ja auch doppelte Freude (lacht).

Das Gewinnspiel ist beendet.

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