Diagonale 2017: The Bad Batch
Ein besonderer Programmpunkt der Diagonale war das Preview-Screening von The Bad Batch (R: Ana Lily Amirpour). Der zweite Spielfilm der Regisseurin von A Girl Walks Home At Night war anders als viele der Festivalfilme, aber nicht unbedingt gut.
Das vom Vice-Magazin organisierte Screening von The Bad Batch bildete einen Kontrast zum übrigen Diagonale-Programm. Die US-Produktion bewegte sich grafisch wie inhaltlich in anderen Sphären. Auch die Regisseurin konnte sich nicht ganz erklären, warum der Film ausgerechnet hier erstmals in Österreich gezeigt wurde. Ihr letzter Film, A Girl Walks Home At Night, bekam sehr gute Kritiken und machte Amirpour schlagartig berühmt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen für The Bad Batch, und entsprechend schwierig war es, sie zu erfüllen.
The Bad Batch spielt in einem trostlosen Zukunftsszenario, wo Menschen, die nicht in die US-amerikanische Gesellschaft passen, in einem abgegrenzten Wüstengebiet ihrem Schicksal überlassen werden. Die Protagonistin Arlen gerät hier als Neuzugang zunächst in die Hände und dann teilweise in die Mägen einer Gruppe von Menschenjägern. Später flüchtet sie jedoch nach Comfort, wo eine Art Hippie-Kommune ein friedliches und recht idyllisches Leben führt. Allerdings hält es Arlen dort nicht lange aus und sie macht sich auf die Suche nach ihren Peinigern.
Ab der Mitte hat der Film einige Längen. Womöglich ist das Absicht, um die Trostlosigkeit und die Ziellosigkeit des Lebens im Bad Batch zu betonen, das macht es aber nicht spannender. Allgemein fehlt dem Film ein starker roter Faden, aber das geht seinen Charakteren genauso. In dieser Welt, wo das Überleben an erster Stelle steht, spielen Vergangenheit und Zukunft keine große Rolle. Hintergrundgeschichten werden vom Film kaum erzählt, es scheint auch niemand darüber reden zu wollen. Dafür schafft es Amirpour gut, den Zustand ohne Gesetz und Moral darzustellen, wo die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Die Sympathien für die Charaktere können sich im Lauf des Films verschieben, wenn etwas mehr über sie bekannt wird. Es gelingt aber nicht, wirkliche Tiefe bei den Charakteren zu erzeugen, sie bleiben eher Karikaturen. Wie auch bei A Girl Walks Home At Night lassen sich Anlehnungen an das Westerngenre erkennen (Wüste, Revolver, schweigsame HeldInnen). Aber hier von einem Western zu sprechen wäre übertrieben, dafür wird das Muster nicht konsequent genug umgesetzt.
Musik spielt eine wichtige Rolle im Film. Oft erklingen recht populäre Songs aus der ‚Vergangenheit‘, sie gehören zu den wenigen Überbleibseln einer besseren Zeit. Tonträger wie Kassetten und Platten werden oft in Szene gesetzt, neben der Hintergrundmusik fliegt auch Musik im Hintergrund herum – in Form von Kassettenbändern. Die beiden Lager im Bad Batch lassen sich durch ihren Musikgeschmack unterscheiden: Während die KannibalInnen 90s-Pop hören, gibt es in Hope regelmäßige Raves mit Techno-Musik und bewusstseinserweiternden Substanzen. Die gute Filmmusik schafft es auch bis zu einem gewissen Grad, die fehlende Handlung zu überdecken, manchmal wird dieser Versuch aber sehr offensichtlich.
The Bad Batch lässt sich schwer in eine Kategorie einordnen. Einerseits gibt es sehr explizite Darstellungen und schwer nachvollziehbare Zusammenhänge. Andererseits ist der Film weder trashig noch horrorlastig noch humorvoll, sondern bleibt ernst mit gesellschaftskritischen Ansätzen. Doch die Gesellschaftskritik bildet eher den Rahmen für Handlung, die – absichtlich oder unabsichtlich – recht langsam und ziellos abläuft. Es bleibt das Gefühl, dass der Film nie ganz auf den Punkt kommt.
The Bad Batch wird vielleicht noch dieses Jahr in österreichischen Kinos oder auf Festivals zu sehen sein. Wenn nicht, wäre das aber kein allzu großer Verlust.
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