Crossing Europe 2021: Puntasacra/Punta Sacra

Ein Film über ein ausgegrenztes italienisches Dorf, der weniger sozialpolitische Schwierigkeiten zeigt, sondern eher das Leben der Leute. Ihre Feste und ihre Gespräche werden gezeigt, mit Diskussionen über die Schwierigkeiten und die Frage „Gehen oder Bleiben“.

Der Film ist in sieben Teile gegliedert: Meer, Weihnachten, Vater, Mutter, Kinder, Glaube und Szene. Es werden uns Bewohner:innen gezeigt, die Feste, die sie feiern, die Beziehung zu den Eltern und zu Gott und jugendliche Unterhaltungen.

An Weihnachten gibt es statt einem Baum eine Leiter mit Weihnachtskugeln drauf, der Engel ist ein Dummy im Kostüm, viele solcher charmanten Requisiten aus Mangel an etwas anderem werden gezeigt. Die meiste Zeit jedoch zeigt der Film aber einfach Gespräche. Die Jugendlichen unterhalten sich darüber, wer gerade was mit wem hat. Etwas zu oft, sie scheinen sonst nicht wirklich viel zu sagen haben. Ein Rapper erzählt zwischen mehreren Joints, was er für eine Verbindung zum Dorf hat, während er sich mit seinem Freund unterhält – dieser ist auch für einen Teil der Musik verantwortlich.

Einzelne Gespräche drehen sich um politische Zustände im Dorf, sind im Endeffekt aber eher eine Familiendiskussion. Die Gespräche über Glauben zeigen Generationsunterschiede, genauso wie die Gespräche zwischen Eltern und Kindern.

Die Einen wollen weg, die Anderen lieben das Leben hier, auch wenn die Magie des Ortes anscheinend über die Jahre verblasst ist. Der Film führt uns mit unspektakulärer realitätsnaher Kameraführung in das Leben eines Dorfes ein. Von der sozialen Ausgrenzung bekommt man jedoch eher weniger zu spüren, bis auf einige Anmerkungen.

Im Endeffekt sehr lebensnah und durchaus für ein gewisses Publikum interessant, aber es hätte sich über jedes Dorf handeln können: die Probleme scheinen im Endeffekt dieselben zu sein. Die politische Einstellung ändert sich über Generationen, die Beziehung zum Glauben, und die Jungen wollen immer was anderes als die Eltern für sie vorgesehen haben. Ein Großteil des Films nimmt außerdem aus irgendeinem Grund die Unterhaltung über die Liebesbeziehungen der Vierzehnjährigen ein.

Punta Sacra gibt uns einen Einblick in das Leben eines Dorfes, dass genauso jedermanns/jederfraus eigenes Dorf hätte sein können. Vielleicht soll der Charme des Films genau darin liegen. Der Film besteht aus zusammengewürfelten Aufnahmen übers Leben, über Situationen die fast jeder von uns zu gut kennt.

 

Competition Documentary 2021
Puntasacra/Punta Sacra
Francesca Mazzoleni
Italien 2020
color
96 Minuten
Italienisch
OmeU

in wien und anderswo zwischen kunst & kultur, film & theater