Crossing Europe 2021: Gagarine

Es gibt Klischees in meinem Kopf, die in einer untrennbaren Verbindung zu gewissen Ländern stehen: sei es die weltbeste italienische Küche, die unerschütterliche Gemütlichkeit von Spaniern oder der französische Film, bei dem sich bereits viele zu meinen absoluten Lieblingen einordnen konnten. Beim letzten Tag des “Crossing Europe” kam mit “Gagarine” in der Kategorie “YAAAS!” noch ein weiterer dazu, der bereits der französische Beitrag zu den vergangenen “Oscars” war und als bestes europäisches Filmdebüt ausgezeichnet wurde. 

Im April diesen Jahres jährte sich zum 60. Mal, die erste Reise eines Menschen ins Weltall – sein Name Juri Gagarin. Der Film hat allerding nur peripher mit den Sowjetbürger am Hut – auch wenn der Hauptcharakter Youri einen nicht unabsichtlich ähnlichen Namen trägt. Youri lebt in der Pariser Vorstadt in einer sogenannten Banlieue, sein Plattenbau trägt den Namen Gagarine, womit wir beim zweiten Bezug zum Kosmonauten wären. Youris Mutter hat ihn verlassen und hält nur selten Kontakt zu ihm. Er hat niemanden außer die Leutem die mit Block leben. Obwohl er alles versucht, schafft er es nichtm den asbestverseuchten Bau vor dem Abriss zu bewahren – der asbestverseuchte Gebäude bekommt den Abrissbescheid. 

Der technik- und raumfahrtsinteressierte Youri bleibt illegalerweise im Gebäude und baut sich dort verdeckt seine eigene Raumstation. Als er eines Nachts auf der Baustelle vor dem Haus nach weiterer Ausrüstung für seine Kapsel sucht, trifft er zufällig auf Diana, ein Romamädchen, auf welches er bereits seit längerem späht. Auf der Flucht vor Polizei versteckt er sich mit ihr in seiner besetzten Wohnung. Die steigende Zuneigung der Beiden ist aber nur von kurzer Dauer, da die Wohnwagensiedlung von Dianas Familie geräumt wird und sie dadurch andere Probleme hat. Youri bleibt, trotz Wintereinbruch, weiterhin im verlassenen Block, bis dieser gesprengt werden sollte.

Ohne das Ende vorweg zu nehmen, ist gerade das mein größter Kritikpunkt, da es mir etwas zu experimentell ausgefallen ist. Der Film zeigt auf, wie sich Menschen in absoluter Perspektivlosigkeit immer noch in Träume flüchten und wie gnadenlos “liberale Rechtsstaaten” mit den Bedürfnissen ihrer Bürger umgehen. Ein zweifellos sehenswerter Film.

Gagarino

Fanny Liatard, Jérémy Trouilh
Frankreich 2020
color
97 Minuten

Chemiewerker in der Stoistodt. Gesellschaft, Musik und Fußball