Crossing Europe 2019: Summer Survivors

Dass Menschen trotz psychischer Erkrankungen Freude am Leben haben können, zeigt der litauische Film „Summer Survivors“. Obwohl das Werk einfühlsam ist und humorvolle Momente hat, überzeugt es den*die Zuseher*in nicht restlos.

Die junge Psychologin Indre (Indrė Patkauskaitė) möchte an einer psychiatrischen Klinik in Vilnius forschen, wird aber damit betraut, zwei Patient*innen zu einem anderen Krankenhaus zu chauffieren. Eine Reise mit dem bipolaren Paulius (Paulius Markevičius) und der post-suizidalen Juste (Gelminė Glemžaitė) folgt, die sich dank unerwarteter Zwischenfälle und Aufenthalte als länger als gedacht herausstellt. Während dieser werden den Zuseher*innen einfühlsam die drei Hauptcharaktere nähergebracht: eine phasenweise nervöse Psychologin, ein aufgeweckter Musiker und eine ruhige Übersetzerin. Die Krankenpflegerin der Klinik wird auf der Strecke vergessen, genauso wie Überzeugungen, worüber auf dem Weg gesprochen werden darf und was besser sein gelassen soll.

Begegnet wird Paulius‘ Bruder und einer alten Bekannten sowie einem Mechaniker, der Indre seine Probleme anvertraut. Als dieser entdeckt, dass das Auto einer psychiatrischen Klinik entstammt, wünscht er eine gute Besserung, was zu Lachern im Saal führt. Selbigen Effekt haben ein Witz über psychische Erkrankungen, den Paulius erzählt, und häufige telefonische Nachfragen der anfangs unsicheren Indre.

Warmherzig wird das Bild vermittelt, das auch psychisch Kranke aller Widrigkeiten zum Trotz mal Freude am Leben haben können. Untermauert wird dies unter anderem durch Aufnahmen am Meer und eine Gesangseinlage von Paulius. Ob der Film damit einen anderen Umgang mit psychischen Erkrankungen propagieren oder was er darüber hinaus vermitteln will, bleibt jedoch unklar. So scheinen manchmal einzelne Momente aneinandergefügt und dahinzuplätschern. Am Ende wird plötzlich mit Leerstellen gearbeitet, zum Beispiel hinsichtlich Motive und Gesprächsinhalte.

Die Spannung wird hier mit den Leerstellen aber nicht mehr erhöht. „Summer Survivors“ wirkt weder dramatisch – Ein Weinkrampf wird nüchtern dargestellt- noch besonders komödiantisch, eher nach einer netten Geschichte. Einer, die zwar getrost gesehen werden kann, die aber eine Spur mehr Spannung vertragen hätte und nicht lange anhält.

IŠGYVENTI VASARĄ/Summer Survivors

Marija Kavtaradzė
Litauen
91 Minuten
Litauisch
OmeU

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/