Billy Summers – Stephen King
Billy Summers ist Kriegsveteran und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Auftragskiller. Sein neuster Job sollte wegen der lukrativen zwei Millionen, die er dafür bekommt, der letzte sein. Doch Billy hat sich mit den Falschen eingelassen und landet schließlich selbst im Fadenkreuz.
Während seiner Flucht wird vor seinem Versteck die junge Alice, die kurz davor Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde, abgeladen. Billy päppelt sie wieder auf und entscheidet sich schließlich dazu, dass ein weiterer Mann sterben muss, denn auch der ist ein schlechter Mensch und Billy tötet nur schlechte Menschen.
Wer King-Fan ist, weiß, dass der Autor gerne mal abschweift, um einen damit in die Irre zu führen. Und so füllen sich auch in Billy Summers unzählige Seiten mit viel Infos über die Charaktere, aber auch mit Charakteren, die letztlich mit dem Plot nichts zu tun haben, und die auch irgendwann wieder verschwinden. So verhält sich auch gut das erste Drittel des Buches. Man erfährt viel über Billy, insbesondere über seine Zeit als Soldat in Falludscha und wie er als Kind sehen musste, wie sein Stiefvater seine kleine Schwester ermordete. An Details mangelt das Buch also definitiv nicht.
Im Krieg stellt Billy fest, dass er verdammt gut im Töten ist und dass man damit auch Geld verdienen kann. Er folgt jedoch einem Credo: Er tötet nur schlechte Menschen. Und davon gibt es definitiv genug. Vor Geschäftspartnern gibt er sich jedoch gerne als den Naiven und Einfältigen aus, stellt sich dumm, wo es nur geht, und genießt es dafür umso mehr, wenn Leute den wahren Billy kennenlernen. Den Billy, der ohne Probleme verschiedene Identitäten gleichzeitig besitzt, sich mit Spionagegeräten auskennt und, noch viel wichtiger, dich findet, wenn er dich finden will.
Neuer Name
Um nicht aufzufallen, zieht Billy unter einer falschen Identität in eine ruhige Nachbarschaft, wo er über die Zeit hinweg auch eine enge Beziehung zu den Leuten, insbesondere den Kindern, aufbaut. Dass alles, was sie über ihn wissen bzw. zu wissen glauben, eine Lüge ist, belastet ihn, er hält jedoch dicht. Es ist schließlich sein Job. Die Leute halten ihn für David Lockridge (andere kennen ihn unter dem Namen Dalton), einen Schriftsteller, der gerade an seinem neuen Buch arbeitet. Und diese Lüge wird tatsächlich noch zur Wahrheit, denn Billy mietet sich für seinen nächsten Auftrag ein Büro in einem Hochhaus der Stadt, von wo aus er einen guten Blick auf seinen nächsten Kandidaten, Joel Allen, hat. Um sich die Langeweile zu vertreiben und authentisch zu wirken, fängt er tatsächlich zu schreiben an. Das Buch switcht daher immer wieder die Perspektiven zwischen dem Erzähler, der außerhalb allem steht, und Billy. So finden auch immer, wenn Billy sich an die Tastatur setzt, Zeitsprünge statt, und man landet plötzlich wieder in Falludscha oder in seiner Kindheit.
Nachdem Billy seinen Auftrag erledigt hat, findet er heraus, dass er ordentlich gelinkt wurde. Er taucht also unter. Jetzt beginnt das Buch sozusagen erst richtig. Billy taucht in einem Haus von Bekannten unter, die ihn allerdings auch unter falschen Namen kennen. Er gibt vor, sich um die Pflanzen zu kümmern, während sie im Urlaub sind. Dabei bemerkt er plötzlich, dass ein junges Mädchen, Alice, vor dem Haus wie ein Müllsack abgeladen und liegengelassen wird. Ein kurzer Blick auf sie reicht, um festzustellen, dass sie mehrfach, und bestimmt nicht nur von einem Typ, vergewaltigt wurde. Billy hilft Alice dabei wieder auf die Beine zukommen und sie entscheidet sich dazu bei ihm zu bleiben. Als Mann der Selbstjustiz entschließt Billy, Alice Vergewaltigern einen Besuch abzustatten und ihnen eine Lektion zu erteilen, die sie nie wieder vergessen werden.
Achtung Spoiler
Das Buch endet jedoch nicht hier und, die Jungs haben auch absolut gar nichts mit dem Plot zu tun. Billy findet kurz darauf heraus, wer seine Partner dazu gebracht hat, ihn aufs Kreuz zu legen und schmiedet einen tödlichen Plan. So viel sei gesagt: der Mann, der Billy hinters Licht führen wollte, ist ein schlechter Mensch. Ein sehr schlechter Mensch. Für Billy wird diese selbst aufgetragene Aufgabe nicht nur ein Akt der Rache, sondern auch ein Akt der Gerechtigkeit.
Fazit:
Stephen King ist wie Wein, je älter er wird, desto besser wird er. Billy Summers schweift zwar an manchen Stellen ab und beschäftigt sich die erste Zeit teilweise mit Dingen, die letztendlich nichts mit dem Plot zu tun haben, allerdings auf eine Weise, die einem nicht das Gefühl gibt, man würde Überflüssiges lesen. Ganz im Gegenteil. Jede Info bindet einen noch weiter an das Buch. Zusätzlich beweist King mit Billy Summers, dass er nicht nur ein Fachmann für Horrorgeschichten ist, sondern (wie zum Beispiel schon in Der Anschlag bewiesen) auch spannende Krimiromane mit Emotionen an den richtigen Stellen schreiben kann. Billy Summers beschäftigt sich nicht mit Übernatürlichen, Dämonen oder Monstern. Zwar wird das Overlook Hotel erwähnt, und einmal fährt ein Auto mit einem grinsenden Clown vorbei (wobei man hier nur vermuten kann, um wem es sich dabei handelt), die Geschichte selbst ist jedoch weder gruselig noch düster. Wer also ausschließlich auf Horror und Thriller steht, ist hier falsch. Wer einen spannenden Kriminalroman lesen will, ist genau richtig. In diesem Sinne, viel Spaß beim Bücher lesen!
BILLY SUMMERS
von Stephen King
Kriminalroman
Gebunden, mit Lesebändchen, 720 Seiten
26,80 €
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