Foto: Christoph Leeb

O.Heimart-Festival: Abriss in Ottensheim

Neben dem Ottensheim Open Air, das seit Jahrzehnten die Besucher verzaubert, feierte am vergangenen Woche mit dem O.heimart-Festival ein weiteres empfehlenswertes Fest seine Premiere in der Linzer Vorortgemeinde. LaBrassBanda, Yasmo & die Klangkantine und viele mehr sorgten für abwechslungsreiches Programm.

Es tut sich was in Ottensheim – einer Gemeinde, die für ihre Größe eigentlich eh schon alles andere als „kulturelle Einöde“ ist. Mit dem O.heimart-Festival hat sich ein neues Format in der hiesigen Kulturlandschaft etabliert, wie man am vergangenen Wochenende miterleben durfte. Die Protagonist:innen hinter dem Festival sind ebenfalls keine Unbekannten – von Folkshilfe-Drummer Gabriel Fröhlich bis hin zur Ottensheimer aktiven Kulturszene sind alle helfend vertreten, um dem Marktplatz in Ottensheim ein Fest zu bieten, das er so vorher wahrscheinlich noch nie gesehen hat.

Dummerweise kann man allerdings das Wetter nicht immer planen – der Freitag fiel eher unter das Motto „wir sinken“. Allerdings nicht musikalisch – denn der Tag konnte durchaus überzeugen. Neben nicolas robert lang, der seinen Austro-Pop samt Kirchenkritik ironischerweise vor einer ebensolchen präsentierte, wussten auch die Brassesoires samt heimatlicher Musikschul-Verbundenheit zu überzeugen. Ebenso wie die Schick Sisters, die aus der Steiermark angereist waren und sich ihre gute Laune auch vom strömenden Regen nicht verderben ließen.

Headliner des Abends? Yasmo samt (ein wenig) umbesetzter Klangkantine. Dass die gute Dame etwas zu sagen hat, ist ja nicht erst seit gestern bekannt. Gegen Patriarchat, Prekariat und anderen toxischen Umgebungen rappt Yasmo seit Jahren an – und tut das auf solch ohrwurmtaugliche Weise, dass man nicht still verharren kann, und der Wiener Künstlerin gerne 1000 und noch mehr Liebe übermittelt. Nächstes Mal aber schon wieder im Sonnenschein, gell!


Apropos Sonnenschein: den gabs auch am Samstag, dem zweiten Festivaltag. Der präsentierte sich als zumindest witterungstechnisch genaues Gegenteil zum Freitag – und war dementsprechend natürlich auch besser besucht. Pünktlich um 18 Uhr präsentierten mit Äffchen & Craigs dann auch echte Local Heroes ihre aktuelle Platte „Extremliab“. Samt Liebeserklärung an die Marktgemeinde, Quasi-B-Matura und einem ganzen Haufen Schmäh.

Danach: eine der wohl besten Stimmen Österreichs on stage. Eva Klampfer alias Lylit zeigte nämlich in der reduzierten Trio-Formation samt bekannten Begleitmusikerinnen, was stimmlich in ihr steckt. Lästige Streitereien mit amerikanishen Plattenlabels hat sie endgültig ad acta gelegt, für Empowerment von Frauen steht sie immer noch ein, und auf das lästige Zwischen-den-Zugaben-Schnell-Von-Der-Bühne-Gehen verzichtet Lylit ebenfalls. Ein extrem sympathischer Auftritt einer Künstlerin, die man eigentlich nur ins Herz schließen kann. Im Oktober wieder in Ottensheim zu Gast, wenn man Gerüchten glauben schenken darf – also: hingehen!

Danach wärmten „Half A Century“ Band den mehr als gut gefüllten Ottensheimer Marktplatz mit Klassikern der Musikgeschichte für den Headliner auf: die bayrische Dampfwalze LaBrassBanda. Frontmann Stefan Dettl & Co spielen normalerweise vor weitaus größeren Crowds als dieser in Ottensheim – sind aber dennoch ehrlich spürbar dankbar dafür, dass „sowas“ auch in einer kleinen Gemeinde funktionieren kann. Auch froh waren sie über die zwei Stunden Setzeit bis mitternacht, die sie sekundengenau auch einhielten. Was man zur Livepräsenz von LaBrassBanda sonst noch schreiben kann? Denkt mal an „Abriss“, „explosiv“, „tanzbar“, gepaart mit „sympathisch“, „ironisch“ und, ja, „bierfest“ vor, dann seid ihr ganz gut dabei. Ein mehr als würdiger Headliner eines Festes, das für 2023 geradezu nach einer Wiederholung schreit!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.