Foto: Larissa Schöfl

Sophie Lindinger: traurige Sounds am Debutalbum

Am Posthof hat Sophie Lindinger bei vollem Haus ihr Debutalbum präsentiert. Ich persönlich habe dazu gemischte Gefühle. Aber starten wir zuerst mit dem Support, der Vorband sozusagen:

Doppelfinger

Clemens Bäres aka. Doppelfinger präsentiert sich als Singer Songwriter mit nostalgischen Gitarrenklängen, leisen Tönen und ganz viel Sympathie. Die Songs fühlen sich besonders an und ich selbst komme mir vor, als hüllt mich Clemens in eine kuschelige Decke. (es war aber auch wirklich warm im Posthof).

In den Pausen zwischen den Liedern, stimmt Doppelfinger etwas lange seine Gitarre, was er aber mit witzigen Geschichten überbrückt. Ich liebe seine attitude, vor allem, weil er so schön echt und realistisch ist. „Weil man mich hier eh nicht kennt, ist ma jetzt wurscht. Ich kann was Neues spielen, was Altes, oder ein Cover und deswegen mach ich jetzt genau das.“ Meine einzige Kritik ist, dass die Songs teilweise etwas „billige“ Reime haben, was bei mir die Frage aufwirft: Mag ich das, weil mir dadurch das Lied direkt bekannt vorkommt, oder bleibts einfach ein vorhersehbarer Reim? Nichtsdestotrotz lautet mein Schlussplädoyer: sche woas, danke Doppelfinger!

Sophie Lindinger

Sophie Lindinger’s Show ist durchzogen von einer Traurigkeit, die sie nicht mal in den Pausen zwischen den Songs los wird. Es ist klar, Sophie leidet und drückt all ihre Trauer in den Texten aus. Das Schreiben der Texte ist wahrscheinlich ihre Art mit ihren Gefühlen klarzukommen und diese zu verarbeiten. Ihre Texte gewähren dem vollen kleinen Saal des Posthofs intime Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Der Start des Konzerts

Anfangs kommt die Band auf die Bühne, schaut mal bissl grantig ins Publikum und fängt zu spielen an. Ein kleines „Hallo“, wäre doch nett gewesen, vor allem in einem so intimen Rahmen. Nach dem ersten Song verkündet Sophie, dass sie uns mit kleinen Witzchen immer wieder aufheitern wird (kleiner Spoiler: Die Witze kommen nicht). Außerdem erklärt sie uns, dass sie manche Lieder einfach nicht im Stehen geübt hat und deswegen im Sitzen spielen wird – eine Aussage, die für mich doch sehr unprofessionell ist. Von einer Künstlerin die auf Tour geht, erwarte ich mir, dass sie die Songs übt. Im Stehen, Sitzen, Liegen und wenn möglich auch Kopfüber.

Die Songs

Die Songs laufen fast immer nach dem Schema F ab: dünne, leise Töne, Refrain, ein paar tiefere Töne und die hauchig Leisen, Refrain, starker instrumentaler Aufbau, der in sich hineinfällt und Ende. Für mich ist da nicht wirklich was Neues dabei. Richtige Ohrwürmer gibt’s auch nicht. Nach der Hälfte hätt‘s mir dann auch gereicht. Die Songs erinnern etwas an Zoe Deschanel’s Band in der „Ja-Sager“ – das hab ich mit 15 gefeiert, aber das ist ja jetzt auch schon 15 Jahre her. Die Texte mussten raus, das akzeptiere ich, aber braucht die Musikszene noch so eine Band?

Traurige Texte & Gesang

Sophie möchte, dass wir auf die Texte achten. Leider sind die oft wirklich schwer zu verstehen. Die Worte fliegen in einer langen Wolke im Raum herum, haben kein Ende und keinen Anfang. Auch der nächste versprochene Witz zwischen den Songs wird zu einer traurigen Story über die Einsamkeit während Corona – haha? Auch das vermeintlich fröhliche Lied, wofür sie eine E-Gitarre statt einer Ukulele verwendet (weil sie Ukulelen hasst) ist wieder, ihr habt es schon erwartet, traurig.

Oft bricht Sophie’s Stimme ab. Zuerst hoffe ich, dass es ein Stilmittel ist, meistens aber doch nur ein Fehler. Vor allem die Hohen, aber auch einige tiefe Töne kann sie einfach nicht halten. Manche trifft sie auch einfach nicht. Statt uns die Töne auf dem Silbertablett zu servieren, schüttet sie uns den Inhalt in den Schoß.

Ein Langer Abend

Mit meiner Kritik möchte ich nicht sagen, dass alles schlecht war. Mein Abend war nur sehr lang. Der Aufbau der Songs ist gut, die Harmonien zwischen der Band sind auch schön. Mir persönlich ist es einfach zu viel vom immer gleichen musikalischen und textlichen Thema. Die Songs hören sich wie schon oben beschrieben immer gleich an. Die Texte drehen sich alle um das selbe: „ich bin traurig und allein.“ Ja, is mir jetzt auch schon klar – Thank you, next!

Who Hurt You?

Am Ende frage ich mich noch: Girl, wer hat dir so weh getan? Nicht mal beim Applaus am Ende kommt ihr ein Lächeln ins Gesicht. Ich bin die Letzte, die einer Person sagt, dass sie doch mehr lachen soll (ja wir hassen das alle), aber du darfst dich schon über den Applaus für dein Werk freuen. Der vorletzte Song, also ein Song aus der Zugabe überrascht mich dann doch etwas. Endlich merke ich etwas wie Echtheit. Es fühlt sich an, als lässt sich Sophie auf der Bühne selbst mehr in das Gefühlschaos ein. Vielleicht hat mir das beim Konzert einfach gefehlt: der Facettenreichtum von Traurigkeit. Man merkte, dass Sophie Lindinger Schwierigkeiten hatte sich auszudrücken, auch zwischen den Songs. Vielleicht war sie gefühlstechnisch einfach noch nicht so weit die Songs richtig zu transportieren? Diese Frage kann aber nur Sophie selbst beantworten.

Schlussworte

Dem Publikum, das sich vor allem aus Frauen über 30 zusammensetzt, hat der Auftritt gefallen. Die Menschen gehen mit einer melancholischen Stimmung aus dem Raum. Ich habe noch Schwierigkeiten den Abend als Erfolg zu verzeichnen, aber das ist ja das Schöne an der Musik: Jedem gefällt was anderes. Sophie, du hast vielen Leuten mit deinen Songs Freude (oder besser Trauer, Mitgefühl und Verständnis) bereitet. Ich hoffe du findest deinen Weg und die Kraft dir selbst zu geben, was dir fehlt!

Foto: Larissa Schöfl

Ich bin wahrscheinlich die Definition von Jack of all Trades. Ich liebe es vieles zu machen, sonst kommt die Unruhe in mir zum Vorschein. "Fake it till you make it", ist einer meiner Lieblingssätze, denn wenn ich etwas machen möchte, mach ich's eben einfach. Deswegen bin ich: Eventmanagerin, professionelle Tänzerin, Tanztrainerin, Content Creator, Bloggerin, Sprecherin/ Moderatorin in Ausbildung und vieles mehr. Ich freu mich, wenn ihr meine Beiträge lest und über eure Nachrichten!