Daniel Chanoch in "A Boy's Life"
Foto: Filmverleih Stadtkino

A Boy’s Life: Das Leben des Daniel Chanoch

Am 28.9. konnte im Moviemento Linz die Premiere der Dokumentation „A Boy’s Life“ gefeiert werden. Der Film von Florian Weigensamer und Christian Krönes erzählt die Geschichte des Holocaustüberlebenden Daniel Chanoch. Es sind bedrückende, aber auch aufrüttelnde 96 Minuten in einer Zeit, in der die letzten Zeitzeug:innen aussterben.

Daniel Chanoch erzählt über seine Zeit in 6 Konzentrationslagern – von Auschwitz bis Mauthausen überlebt er bis nach Kriegsende. Schlussendlich schafft er es sogar, nach Israel zu flüchten. Besonders eindrücklich sind seine Schilderungen über Gunskirchen, eines der 49 Nebenlager Mauthausens, über das vergleichsweise wenig Menschen Bescheid wissen. Fast durchgehend sieht man in den 96 Minuten nur sein Gesicht in Schwarz-Weiß und lauscht seinen Erzählungen. Unterbrochen wird dies nur von kurzen Videoausschnitten, das sind beispielsweise Propagandaclips der Sowjets, aber auch originale Videoaufnahmen aus den Konzentrationslagern. Immer wieder überraschend ist auch die Erzählweise von ihm, fast schon mit einer Prise Humor spricht er über die wohl schrecklichste Zeit seines Lebens.

Über die Notwendigkeit des Erzählens

Daniel Chanoch wird in Kaunas in Litauen geboren, 8 Jahre nach seiner Geburt endet seine Kindheit, die Nationalsozialisten marschieren ein. Vom litauischen Ghetto kommt er nach Auschwitz, von Auschwitz nach Mauthausen und von Mauthausen zu seiner letzten Station in der Kriegszeit, in das Nebenlager Gunskirchen. Das Nebenlager, das der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist, wird für Daniel zum dunkelsten Fleck der Hölle, wie er selbst schildert. Von 20 000 Menschen bleiben bei der Befreiung nur 5000 übrig, Daniel ist einer davon. Im Film wird auch die Zeit nach Kriegsende thematisiert. Schon während der Zeit im Konzentrationslager stellt sich Daniel Chanoch die Orangen Palästinas vor, sie werden zu seinem Rettungsanker.

Foto: Filmverleih Stadtkino

Nach Kriegsende schafft er es auch, dorthin zu flüchten und eine Familie zu gründen. Von seiner Familie in Litauen überlebte nur sein Bruder, den er in Italien wiederfindet. Wie ein Wunder erscheint es, dass bei der Premiere seine zwei Enkeltöchter anwesend sind. Sie erzählen darüber, wie er ihnen seine Geschichte vermittelt hat und was es bedeutet, wenn der eigene Großvater Holocaust-Überlebender ist.

„A Boys Life“ erzählt nicht nur die beeindruckende Geschichte von Daniel Chanoch, sondern thematisiert auch, wie wichtig es ist, über den Holocaust zu sprechen. Die Worte von Daniel Chanoch bewegen einen emotional, wenn er davon spricht, wie er als Kind Leichen davonkarrt. Der Film erzählt über die Notwendigkeit des Erzählens und über die Notwendigkeit, diese Erzählungen zu erhalten. Es sind solche Filme wie „A Boy’s Life“, die diese beeindruckenden Lebensgeschichten für die Zukunft konservieren und mit dafür sorgen, dass sie nicht verschwinden.

Fazit

„A Boys Life“ ist ein so wichtiger Film in einer stürmischen Zeit. Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus blühen in Europa und gerade in Österreich wieder auf. Der Film schafft es, zu erinnern, dass es in unserer Verantwortung liegt, aufzustehen für all jene, die diskriminiert werden. In einer einzigartigen künstlerischen Weise ist es ein ganz besonderes Porträt eines ganz besonderen Menschen. Die Dokumentation ist ein Weckruf, sich mit seiner eigenen Vergangenheit aktiv auseinanderzusetzen und zu überlegen, welche Rolle eigentlich die eigene Familie während der Zeit des Nationalsozialismus gespielt hat. „A Boys Life“ ist eine Dokumentation, die man gesehen haben sollte.


A Boy’s Life
Kind Nummer B2826

Regie: Florian Weigensamer, Christian Krönes
AT 2023, 96 min

Kinostart: 29. September 2023
Hier die Spielzeiten im Moviemento Linz.

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