Foto: Burgkino.at

Kino Herbst 2023: Zwischen Streik und Hype

Die Filmmaschinerie Hollywood scheint nach den großen Erfolgen von „Barbie“ und „Oppenheimer“ stillzustehen. Schuld daran ist nicht der Hype den Barbenheimer ausgelöst hat, sondern viel mehr der Streik von Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen in LA. Auf welche Filme können wir uns trotz dieser riesigen Protestwelle in der kommenden Zeit freuen?

In der Filmwelt geht es eigentlich immer spannend zu. Zwischen Arthouse Produktionen, Hollywood Blogbustern, Klatsch (man denke an die Watsche bei der Oscar Verleihung von vor 2 Jahren) und Tratsch der Filmwelt kennt man sich auch als Hobby-Cineast irgendwann nicht mehr aus. Deswegen folgt nun ein Text über Filme, auf die wir uns dieses Jahr freuen können. Und vielleicht auch über ein paar, bei dem man sich den Kinobesuch zweimal überlegen sollte. Ein Überblick und eine Empfehlung.

Von VEnedig nach Toronto

Foto: Moviemento.at

Das Vorspiel zu den Oscars und sogleich auch der Award Saison beginnt beim ältesten und glanzvollsten Filmfestival der Welt – willkommen in Venedig! Getrübt durch zahlreiche Absagen begann das Festival dennoch fulminant mit zahlreichen Premieren prestigeträchtiger Filmwerken. Von Yorgos Lantimos Arthouse Filmwerk „Poor Things“ bis zum schon blogbusterigen „Ferrari“ von Michael Mann wurden zahlreiche Filme in Venedig gezeigt und gefeiert. Wie bereits erwähnt gab es allerdings auch einige Absagen, beispielsweise musste der neue Film „Challengers“ mit Zoe Zandaya verschoben werden.

Nach Venedig kommt traditionell auch gleich ein anderes riesiges Filmfestival, das TIFF, die Filmfestspiele in Toronto. Ein Film, auf den sich insbesondere alle Österreicher:innen freuen können und der auch zum TIFF eingeladen worden ist, ist „Wald.“ Wie man vielleicht schon am Titel erkennen kann, ist „Wald“ eine österreichische Produktion von Elisabeth Scharang, die den Sprung auf das große internationale Filmfestival in Toronto geschafft hat. Wald wurde im niederösterreichischen Waldviertel und in Wien gedreht und erzählt eine düstere Geschichte nach einer Romanvorlage von Doris Knecht. Er ist jedenfalls schon ein heißer Kandidat für den Gewinn des nächsten österreichischen Filmpreises.

Klassischerweise werden am Tiff keine Preise vergeben, außer der Publikumspreis. Der Gewinner dieses Preises hat üblicherweise hohe Chancen auch eine Oscar Nominierung einzuheimsen. Gewonnen hat dieses Jahr eine amerikanische Satire, genannt „American Fiction“. Im Regiedebüt von Cord Jefferson geht es um Rassismus in der amerikanischen Literaturbranche.

SCi-FI Kinokracher

Foto: Imax.at/film/the-creator

Auch im Kino für die Massen kommen dieses und nächstes Jahr noch ein paar Kracher auf uns zu. Man darf gespannt sein, ob das nun auf nächstes Jahr verschobene Sci-Fi Abenteuer „Dune 2“ an den Erfolg des ersten Teiles anschließen kann. Und auch alle Fans der Panem Trilogie dürfen sich über ein Spin Off davon freuen. „Das Lied von Vogel und Schlange“ kommt bereits Anfang November in die heimischen Kinos. Bereits im Oktober erscheint der neue Film mit Leonardo DiCaprio und Brendan Fraser „Killers of the Flower Moon“ von Regisseur Star Martin Scorsese. Dieser Film wird auch etwas düsterer und entführt uns in das Oklahoma der 1920er Jahre und berichtet über die Osage Morde.

Ein anderer Film der bereits diesen Monat in die Kinos kommen wird, ist einer der das hochaktuelle Thema Künstliche Intelligenz in sich aufnimmt. „The Creator“ ist ein Werk das einen Krieg zwischen Menschen und einer künstlichen Intelligenz thematisiert. Das hört sich zwar ganz spannend an, hat aber auch das große Potenzial in einem riesigen Flop zu enden. Ein ziemlich sicherer Flop hingegen wird der neue Film aus dem Marvel Cinematic Universe , genannt „The Marvels“ . Nach zahlreichen enttäuschenden Filmen von den Marvel Studios fällt es nur schwer zu glauben, dass sich diesmal der Kinogang lohnen wird.

2 Frauen neben musikgenies

Seit den Erfolgen von „Rocketman“ und „Bohemian Rhapsody“ gibt es nahezu jedes Jahr mindestens ein Biopic über einen Künstler. Und so ist es auch heuer, diesmal allerdings auf eine etwas andere Art. Bei den 2 neuen Biografiefilmen, die wir in Österreich rund um den Jahreswechsel erwarten können, geht es um die Beziehung von 2 Frauen zu 2 Musikgenies. In „Priscilla“ geht es um Priscilla Presley, der Frau von Elvis Presley. Die Netflix Produktion „Maestro“ behandelt die Beziehung Leonard Bernsteins zu seiner Frau Felicia Montealegre. Insbesondere bei „Maestro“ liegen die Erwartungen hoch, da der Regisseur (und zugleich Hauptdarsteller in Maestro) Bradley Cooper bereits mit vergangenen Filmen wie „A Star is Born“ Welterfolge gefeiert hat. Fraglich bleibt, ob sich die 2 neuen Biopics in die Reihe von großartigen Biografieverfilmungen einordnen können. Oder ob das ganze eher so wie bei „Blonde“ oder „Elvis“ enden wird.

Yorgos Lantimos – der Regisseur der Stunde?

Foto: searchlightpictures.com

In den späten 2000ern entstand eine einzigartige Serie von Filmen, es ist die „Greek Weird Wave“, einer Welle von skurillen Arthouse Produktionen, die aus Griechenland heraus Europa mit Skurillität und Ideenreichtum angesteckt hat. In Zeiten in denen es gerade in Griechenland kein Geld für Filmförderung gab, entwickelten Filmemacher kreative Wege Filme zu produzieren und zu drehen. Dieser Umstand führte dazu, dass nahezu ein trauriges und pessimistisches Lebensgefühl der Griechen in die europäische Filmszene Einzug gehalten hat. Besonders ein Mann schaffte es aus dieser Welle heraus mit großartigen Filmen auf die Weltbühne des Kinos. Es ist Yorgos Lantimos, der Held der griechischen Arthouse Filmszene. Insbesonders Filme wie „Dogtooth“, „The Favourite“ und „The Lobster“ sind rund um den Globus bekannt. Manchmal erreichten sie sogar Menschen außerhalb der Arthouse Film Blase.

Mit Poor Things wagt Lantimos nun einen neuen Versuch einen Welterfolg zu landen. Mit Stars wie Emma Stone, Willem Dafoe und Mark Ruffalo hat er einen außergewöhnlich prestigeträchtigen Cast. „Poor Things“ scheint ein extrem skuriller Coming of Age Film zu sein, der die Geschichte einer jungen Frau in Shakespeare Manier erzählt. Bis jetzt überschlagen sich die positiven Kritiken zu Lantimos schrägen neuen Film und auch der goldene Löwe konnte in Venedig schon eingeheimst werden.

Fazit

Trotz Streiks und vorherigen Hypes erwartet uns dieses und nächstes Jahr jedenfalls noch ein spannendes Kinojahr. Zahlreiche Filmproduktionen warten darauf entdeckt und rezensiert zu werden. Dennoch bereiten einem die Umstände in Amerika Sorgen, weil auffällt, dass gerade den Drehbuchautor:innen nicht genug Wertschätzung und vor allem genügend Lohn entgegengebracht wird. Nun wurde ja endlich eine Lösung bei den Streiks gefunden, die Frage bleibt wie nachhaltig der monatelange Stillstand momentan laufenden Produktionen noch schaden wird. Wer nun noch immer nicht genug hat, dem sei nahegelegt, die neue Episode von unserem Filmpodcast „Life of 2“ zu hören, der das Freistadt Filmfestival Revüee passieren lässt, aber auch einen Ausblick auf die Zukunft tut. Auf jeden Fall viel Freude beim Filme entdecken und bis bald im Kino!


Hier gehts zur neuesten Podcast Episode.

Die Welt ist meine Leinwand. Kultur und Kinomensch.