Crossing Europe 2021: Velvet Terrorists
Als “Tribute” laufen dieses Jahr beim Crossing Europe Filmfestival Linz sieben Filme des slowakischen Regisseurs Ivan Ostrochovský. 2013 erlangte er mit “Velvet Terrorists” bzw. auf slowakisch “Zamatovi Teroristi” erstmals internationale Aufmerksamkeit. Der Film zeigt eine spielerisch-ironische Auseinandersetzung über drei oft recht unerfolgreiche Terroristen in der ehemaligen Tschechoslowakei.
Stano, so heißt der erste dargestellte Charakter, erfüllt alle Cliches des “alten weißen Mannes”. Nach dem er Anfang der 80er in der Nacht vor einer ersten Mai-Parade versuchte einr Tribüne zu sprengen, musste er für fünf Jahre in Gefängnis. Die heutigen Gefängnisse seien im Gegensatz zu den alten Sommercamps, meint Stano, während er mit Farbe auf den Boden die dort geherrscht habenden Verhältnisse seinen Arbeitskollegen zu erklären versucht. Er ist alleine, datet aber immer wieder Frauen, die aber seinen vergleichsweisen hohen Ansprüchen nicht gerecht werden und sein Frauenbild ins Negative rücken.
Noch länger als der Tscheche Stano saß der Slowake Fero in Haft. Nach dem dieser dem Premierminister eine Bombe schickte, wurde er zu 15 Jahren verurteilt, bei dene nan ihm nach acht Jahren aufgrund der “samtenen Revolution” Amnestie erteilt wurde. Er erzählt seinen beiden Söhnen immer wieder von seiner fünfköpfigen Terrorzelle, in der er während seiner Jugend aktiv war, während er ihnen zeigt, wie man Bomben baut. Während er in seiner Ehe nicht besonders glücklich wirkt, trauert er immer noch seiner Ex-Freundin nach, die auch Teil dieser Zelle war. Immer wieder versucht er sie anzurufen, obwohl diese nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte.
Der Tscheche Vladimir saß für das wiederholte Sprengen von Plakatwänden und verstreuen antikommunistischer Flyer am längsten im Gefängnis. Im Film möchte er sein Wissen über das führen subversiver Kämpfe an eine jungen Dame weitergeben. Bei einem Casting wählt er eine junge Frau aus, deren Feind nicht der Kommunismus, sondern Neonazis sind.
Der Film zeigt, dass Terroristen nicht zwingend radikalisierte Fanatiker sein müssen, sondern Menschen sein können, dass ein negatives Erlebnis – zwei gaben an, dass sie aufgrund eines “Kiss”- bzw eines “Led Zeppeline”-Shirts von der Polizei geschlagen wurden, und einer das weil Soldaten ein christliches Denkmal in seiner Heimatgemeinde zerstörten – der Grund zur Auflehnung gegen ein herrschendes System sein kann. In den 87 Minuten schafft es Ostrochovský, dem Ganzen eine gewisse Komik zu verleihen, ohne dabei die Charaktere ins Lächerliche zu ziehen.
ZAMATOVÍ TERORISTI
Pavol Pekarčík, Ivan Ostrochovský, Peter Kerekes
Slowakei / Tschechien / Kroatien 2013
color
87 Minuten
Tschechisch / Slowakisch
OmeU
www.crossingeurope.at