Foto: projekt-ballhausplatz-der-film.at

Projekt Ballhausplatz: Wer zahlt, schafft an

Medien, Macht und Korruption. „Projekt Ballhausplatz“ ist ein Film über das System, das Sebastian Kurz erschaffen hat und wie er es schaffte, als aufstrebender Jungpolitiker ein ganzes Land in seinen Bann zu ziehen. Die Polit-Doku kommt am 21. September in die heimischen Kinos.

Gleich am Beginn der Dokumentation zeigt sich etwas, das sich durch den gesamten Film durchziehen wird, das „Geilomobil“. Der schwarze Hummer, mit dem Sebastian Kurz zu Beginn seiner Karriere Aufsehen erregen wollte, wird im Film in einzelnen Zwischensequenzen in seine Einzelteile zerlegt – und so zu einer Allegorie des Systems Kurz. So minutiös und genau wie das schwarze Auto zerlegt wird, zeigt die Doku auch den Plan von Kurz’s Kanzlerschaft.

„Ich bin so glücklich – ich liebe meinen kanzler“

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Fast ganz Österreich liebt Sebastian Kurz, als dieser 2019 zum Spitzenkandidat der Österreichischen Volkspartei wird. Ganz besonders liebt Thomas Schmid ihn, wie man nun seinen Handychats entnehmen kann. Das alles wird in der Polit-Doku thematisiert und sie hangelt sich von der Flüchtlingskrise 2015 bis zum Thema Ibiza. Archivmaterial wird so in einem packenden Stil aneinander geschnitten und mit einer fast schon dissonanten volkstümlichen Musik untermalt. Die legendären Chats von Thomas Schmid werden eingespielt und immer wieder kommen auch ehemalige Politiker:innen und Journalist:innen zu Wort.

Allerdings besteht der Film zu einem großen Teil eigentlich aus Archivmaterial. Man bekommt im Film nicht wirklich etwas Neues zu sehen, und gerade als Politik-Nerd hat man einen Großteil des Filmes wahrscheinlich in irgendeiner Form schon irgendwie gesehen. Ein Trost ist, dass die Dokumentation das gesamte Material in einer komprimierten und packender Form wiedergibt. Beim Schauen wird man fast wütend, weil sich Skandal neben Skandal reiht. Ein großer Wermutstropfen ist, dass keine Anhänger von Sebastian Kurz zu Wort kommen. Das ist aber nicht die Schuld des Regisseurs, sondern eher der langen Interview-Absageliste, die auch am Ende des Filmes zu sehen ist.

„Danke für österreich heute“

Ballhausplatz
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„Danke für Österreich heute“ schrieb Sebastian Kurz damals zu Thomas Schmid. Interessant wäre es zu wissen, wie dankbar Kurz Schmid heute ist, da sich ja dieser zum Kronzeugen avanciert hat. Diese Frage kann die Dokumentation leider nicht beantworten, da sie sich nur um die Vergangenheit und nicht um die Zukunft dreht. Aber wer weiß, vielleicht plant Langbein ja eine Fortsetzung und wir erfahren in der Zukunft, wie es Kurz bei den abertausenden Gerichtsterminen gegangen ist, die ihm noch bevorstehen.

Fazit

Projekt Ballhausplatz ist ein Film für all jene, die die vergangenen Jahre mit Sebastian Kurz Revue passieren lassen wollen und sich vielleicht auch noch nicht jeden Clip von Kurz in den letzten Jahren angesehen haben. Denn dann wartet in der Dokumentation auf jeden Fall viel Neues auf den Zusehenden.


Projekt Ballhausplatz

Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz

Regie: Kurt Langbein, AT 2023, 95 min, OdF
projekt-ballhausplatz-der-film.at

Hier die Spielzeiten im Moviemento Linz.
Hier die Spielzeiten im Programmkino Wels.

Die Welt ist meine Leinwand. Kultur und Kinomensch.