Bus
Foto: Hobi industri

Elternabend – Sebastian Fitzek

Sascha Nebel ist gerade dabei, einen SUV zu klauen, als plötzlich eine Klimaaktivistin auf denselben Wagen zuläuft und diesen demolieren möchte. Als die Polizei anrückt, müssen die beiden die Flucht ergreifen und nehmen das erstbeste Fahrzeug, das ihnen in den Weg kommt: einen Bus voller Eltern am Weg zu einem Elternabend.

Hier fängt das Chaos an, denn schon kurz nachdem der Bus losfährt, wird klar, dass sich alle diese Eltern kennen, schließlich gehen ihre Kinder gemeinsam in die Klasse. Nur Hectors Eltern kennt niemand. Die haben sich nämlich noch nie blicken lassen, weswegen auch jeder glaubt, dass Sascha und Christin eben diese Personen sind. Als die komplette Gruppe schließlich auf einer Insel ankommt, begreift Sascha, dass sie auf einem Elternabend gelandet sind. Doch das ist nicht alles, denn genau genommen ist es kein Abend, sondern ein ganzes Wochenende. Da sie als zwei Flüchtige nicht auffallen wollen, geben sie sich als Hectors Eltern aus. Dass das Elternpaar trotz der ewigen Abwesenheit längst nicht bei allen Anwesenden besonderes Ansehen genießt, begreift Sascha bald. Eine Eigenschaft, die man auch von ihrem „Sohn“ sagen kann, denn dieser steht im Mittelpunkt so mancher Diskussionen.

Kein Thriller

Endlich schreibt Fitzek auch angenehme Abwechslungen zu seinen üblichen Psychothrillern. Elternabend“ ist nach „Der erste letzte Tag“ das zweite von seinen „Kein Thriller“-Werken. In „Elternabend“ stecken nicht nur einige skurrile Momente, die einem zum Schmunzeln bringen, sondern auch Witze, die tatsächlich lachen lassen.

Fitzek bringt besonders Sascha in unvorhersehbare und komische Situationen, und schaffte es am Ende, sogar mich zu überraschen. Etwas, das ich an seinen Psychothrillern ein wenig vermisst habe, denn besonders, wenn man davon schon mehrere Werke gelesen hat, fällt es irgendwann leichter, Dinge vorherzusehen. Doch eines bleibt gleich, und das sind Fitzek-artige Cliffhanger, und das ist auch gut so.

Jedoch ist das Buch nicht in allen Passagen lustig. Themen wie Depression (Triggerwarnung) und Suizidgedanken werden thematisiert, und werfen Leser, besonders wenn sie während des Lesens in eine Art Autopilot verfallen, schnell durch einen lyrischen Kinnhaken zurück ins Geschehen. Passagen, die aufzeigen, dass die Fassade eines gutgelaunten Menschen nicht immer das düstere Innere widerspiegeln muss. So hat auch Sascha mit inneren Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen, die seine Gedanken in eine dunkle Nebenwolke hüllen.

Sanfte Kost wie diese ist unüblich für den Autor, wodurch es jedoch nun endlich wirklich Spaß macht, Fitzek zu lesen. Ich will nicht sagen, dass andere Fitzek Bücher keinen Spaß machen, ich würde bei seinen üblichen Storys jedoch nicht unbedingt von „spaßigem Content“ reden. Ihr wisst, was ich meine. Das Gegenteil ist sowohl hier als auch bei „Der erste letzte Tag“ der Fall. Bei beiden Büchern musste ich lachen, schmunzeln und hatte das Verlangen, weiterzulesen. Gleichzeitig fanden sich insbesondere in „Elternabend“ auch sehr berührende Momente, mit denen ich mich stellenweise sogar identifizieren konnte. Inzwischen würde ich sogar sagen, dass beide zu meinen Lieblingsbüchern von ihm gehören.

Fazit:

„Elternabend“ ist ein lustiges Buch mit tiefgründigen Stellen und einer überschaubaren Seitenanzahl von 336 Seiten, das ich all jenen ans Herz legen würde, die leicht lesbare Unterhaltung mögen und vielleicht schon immer mal einen Fitzek lesen wollten, jedoch keinen Bock seitenlangen Psychoterror in allmöglichen perfiden Ausführungen haben. Abraten würde ich das Buch jedoch jenen, die Schwierigkeiten mit Geschichten über Depression, Suizidgedanken und Selbstmordversuchen haben, denn auch diese finden ihren Platz in dieser Geschichte.


Elternabend

von Sebastian Fitzek

Droemer Verlag
336 Seiten, Deutsch, Taschenbuch

17,50 € – jetzt bestellen
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