paula hartmann kleine feuer linz
Foto: Christoph Leeb

Paula Hartmann – Kleine Feuer, große Gefühle, pure Poesie

Am Sonntag stattete Paula Hartmann auf ihrer „Kleine Feuer-Tour“ Linz einen Besuch ab. Das neue Album ist voller ehrlicher Gefühle und poetischer Texte, und Paula trotz angeschlagener Stimme voller Energie.

Einen Tag nach dem Konzert im Wiener Gasometer präsentierte Paula Hartmann ihr zweites Album „Kleine Feuer“ in fast intimer Atmosphäre im mittleren Posthofsaal. Das neues Album ist düsterer und selbstbewusster. Die Songs sprechen Themen direkter, ungefilterter an und zeigen sehr konkrete Gefühle. Bei Paulas Texten scheint jedes Wort bewusst gewählt. In kunstvollen Stimmungsbildern, mit denen Emotionen eingefangen werden, singt die Künstlerin von Liebe, Schmerz, Wut und Verzweiflung. Dazu gesellen sich Gesangslinien, die zum Mitsingen einladen und ins Ohr gehen.

SANT

Als Vorband hatte die Berlinerin den Rapper Sant mitgebracht. Der junge Künstler erzählt in seinen Texten, ähnlich wie Paula, über Liebe und Enttäuschung, macht das aber nicht ganz so elegant wie sie. Die Mischung aus Schnulzenrap und Lounge FM-Beats bräuchten noch den letzten Feinschliff, um genauso große Wellen zu schlagen wie das, was nach dem Supportact kam. Allerdings ließen sich dennoch einige Zuhörer:innen zu etwas motivieren, das nur unter Laien als Moshpit bezeichnet werden kann. Auch die drei zusätzlichen Freunde, die Sant zwischendurch als Animateure auf die Bühne holte, waren irgendwie lieb gemeint, aber fragwürdig. Leider war das Keyboard des Rappers den Tourstrapazen zum Opfer gefallen, so blieb es bei einem nur 20-minütigen Vergnügen.

Paula Hartmann

„…Im Feuer steht das ganze Kind.“ Die traurige Geschichte von Paulinchen und dem Feuerzeug eröffnete passenderweise das Konzert. Mit „Kleine Feuer“ und „Die Liebe ist tot“ wurden zwei gern gehörte Songs des neuen Albums angeteasert. Das Publikum war, obwohl das Konzert am Vortag der Sängerin wahrscheinlich viel Energie gekostet hatte, von Anfang an begeistert und textsicher. Besonders großen Applaus spendierte das Publikum beim Song „3 Sekunden“, der sexualisierte Gewalt thematisiert. Das Lied hat Paula Hartmann gemeinsam mit der Künstlerin CÉLINE aufgenommen.

Vor zwei Jahren erschien Paulas Debüt-Album 2022 „Nie verliebt“. Darauf findet sich der viel gehörte Titel „Kein Happy End“ gemeinsam mit Casper. Dem folgten Kollaborationen mit zum Beispiel Trettmann und Haftbefehl. Auch Lieder vom 1. Album waren Teil des Konzerts und kamen beim Publikum gut an. Bei „Kein Happy End“ blieb der heimliche Wunsch nach Casper auf der Bühne unerfüllt, dafür wurde das Publikum mit einer exklusiven zweiten Paula-Strophe entschädigt. Bei „Nie verliebt“, dem Titelsong des 1. Albums, performte Paula ein melancholisches Klavierarrangement.

Auch der erst kürzlich erschienene Song „Uludag und Sorgen“, der Paula „ganz doll am Herzen liegt“, fand mit viel Energie Platz im Set. Mit zwei meiner persönlichen Favourites, „Atlantis“ und „Snoopy“ kam das Konzert zu einem Ende. Obwohl sich die stimmlich angeschlagene Paula mit Tee über Wasser hielt, ließ sie sich nicht bitten und begeisterte den vollen Konzertsaal mit drei Zugaben. Die dargebotene Musik geht dem positiven Feedback des Publikums zufolge mit der Zeit. Paula Hartmann ist mit ein Grund, warum deutsche Musik gerade so im Trend liegt.

Foto: Christoph Leeb

Tagsüber Lehrerin und Sportskanone, nachts subtext-Journalistin, Backstage-Crew, gelegentlich auch Vorband. Cello, vocals, piano.