Das Lumpenpack: lecker Menschensuppe
Sonntagabend, gut 850 Leute wollten den Tourauftakt der kurzen Österreich-Tour des Lumpenpacks im Linzer Posthof beiwohnen. Gemeinsam mit Fiio trotz geometrischer Schwierigkeiten ein schöner Wochenendausklang.
Für immer wach heißt die aktuelle Tour zum Album Nie wieder W.A.C.H. des Lumpenpacks, mit dem sie am Sonntagabend im Linzer Posthof gastierten. Lumpenpack? Posthof? Ja, da war doch was – bereits im März 2023 waren sie im Zeitkulturhafen zu Gast. Damals noch im mittleren Saal, nun auch im großen Saal. Der ist zwar nicht ausverkauft, aber doch gut angefüllt. Wir haben uns 2023 schon bestens unterhalten gefühlt – und wurden auch diesen Sonntag nicht enttäuscht.
Starten posthoftypisch um 20 Uhr durfte fiio. Kommt aus Wien, und Wien ist drinnen. Ist offensichtlich ein weiterer Vertreter deutschsprachiger Indie-Hymnen mit österreichischem Hauptstadtschmäh. Wäre eine öde Kurzbeschreibung, und würde dem Artist wohl auch nicht gerecht. Der wusste nämlich genau, dass die Schnittmenge zwischen Lumpenpack-Konzertgehern und fiio-Hörerschaft noch ausbaufähig ist. Und wusste den knapp halbstündigen Supportslot auch gut zu nutzen, denn Tracks wie Amor der kleine Ficker und Gspusi sind nun sicher auf einigen persönlichen Playlists mehr vertreten. Wiener Schmäh zwischendurch, eine kleine Setlist-Schreibschwäche, oder um es kurz zu sagen: passt scho.
Das Lumpenpack: Lorenz am Ton und zufriedener Mark
Nach einer gefühlt doch etwas langen Umbaupause betrat auch das Lumpenpack die per schönem Backdrop verzierte Stage. Nun, was soll man sagen? Das Duo Jonas Frömming und Maximilian Kämmel stammt ursprünglich aus der Poetry-Slam-Szene, existieren als Lumpenpack auch schon über ein Jahrzehnt, und sind seit 2020 auch als Full Band erfolgreich unterwegs. Was das für den Gig im Posthof bedeutete? Nun ja, tanzende Menge, bekannte Hits, neue Setlist, einen kranken Haupt-FOH-Techniker und eine gehörige Prise deutschen Humor. Was sich jetzt vor allem bei den beiden Letzteren als mitunter gefährliche Drohung ankündigen konnte, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als gekonnte Bühneninszenierung. Sind die Zwischenansagen mitunter anfangs doch noch etwas gar lang und die Meute in Linz noch nicht Circle-Pit sicher (es würde auch als Pit-Quadrat durchgehen), gerät der Flow des Konzertes mit Fortdauer immer mehr in Schwung. Auch Lorenz am Ton, der lernt noch, macht einen guten Job. Mit dem überdimensioniertesten Kochlöffel, den der Posthof je gesehen hat, wird lecker Menschensuppe a.k.a. ein Circle Pit, der auch den Namen verdient, zur Mitte des Gigs hin gekocht. Nun ja, die Setlist hat alles Bekannte zu bieten. Und dass das Lumpenpack ihr Herz am rechten, pardon, am linken Fleck hat, ist hinlänglich bekannt. Kann es sein dass du dumm bist, Ford Fiesta, Hauch mich mal an, Pädagogen, und auch der einzige Mark im Saal fühlt sich beim gleichnamigen Song nicht unwohl. Ein schönes Wochenausklang-Konzert mit motivierter Band samt Message in den Texten – was will man mehr?