Brosch AI: ein FH-Kurzfilmprojekt belebt die Vergangenheit neu
Im Gespräch mit einer Digital Arts-Studentin der FH Hagenberg: Jolanda Abasolo, haucht mit ihrem Team neues Leben in die Kunstwerke von Klemens Brosch. Das Team schuf mithilfe von KI-Tools einen animierten Kurzfilm, der Vergangenheit und Technologie auf ungewöhnliche Weise verbindet.
Anfang 2024 startet das Projekt Brosch AI. Ein vierköpfiges Team der FH Hagenberg, bestehend aus Studentinnen und Lehrenden, experimentiert mit den scheinbar unendlichen Möglichkeiten von KI, stößt dabei jedoch auch an seine Grenzen. Jolanada Abasolo, die in dem 6-minütigen Kurzfilm als Animateurin mit an Board war, erzählt von der Entstehung des Projektes, der Ausbildung an der FH Hagenberg und davon, wie sie KI Tools nützt.
Mit KI ins bewegte Bild
Die Ideenfindung zum Projekt begann Anfang Jänner 2024 – und im Laufe der Zeit entwickelte es sich rasch zu einem ambitionierten Kunstprojekt mit Festivalanspruch. „Ich bin selbst erst im September 2024 dazugestoßen, die Ideenfindung lief da schon seit Januar“, erzählt die Studentin. Ursprünglich wollte man mit Werken von Alfred Kubin arbeiten. Wegen urheberrechtlicher Hürden musste das Team jedoch neu starten und eine/n andere/n KünstlerIn suchen. Schließlich fiel die Wahl auf Klemens Brosch, ein oberösterreichischer Künstler, der 1926 verstorben ist und der frühen Moderne zugeordnet werden kann.
Dank Unterstützung der OÖ Landesmuseen und dem Lentos Kunstmuseum Linz bekam das Projektteam Zugang zu rund 250 Bildern – 30 davon animierten sie mithilfe von KI. Das wichtigste dabei war nicht einfach generische Animationen zu erstellen, sondern die Geschichte Brosch‘ so erzählen, als hätte er seine Bilder selbst in Bewegung gesetzt. Chronologisch wurden diverse Stationen seines Lebensweges aufgearbeitet: der Erste Weltkrieg, daraus resultierende Traumata, sowie die darauffolgende Suchterkrankung.
Brosch AI
Die technische Umsetzung war dabei nicht gerade einfach. „Wir haben viele verschiedene KI-Tools getestet, darunter unter anderem Runway oder Dream Machine. Bei einigen Bildern funktionierte das gut – bei anderen, etwa bei Darstellungen von Händen, überhaupt nicht.“ Gerade bei der Darstellung von Händen, mit der KI-Tools noch immer große Schwierigkeiten haben, entschied sich das Team bewusst, die fehlerhaften Ergebnisse im Film zu belassen. Sie zeigen nicht nur den aktuellen Stand der Technologie, sondern spiegeln zugleich Broschs psychischen Zustand in seiner Suchterkrankung wider.
Allen Beteiligten war wichtig, die KI-Grenzen nicht zu verstecken – sondern gezielt sichtbar zu machen: „Gerade bei den Artefakten sieht man, dass KI hier mitarbeitet. Das passt zur Geschichte Brosch’s, zu seiner Zerrissenheit, seiner Aufgelöstheit.“
Die Erstellung des Kurzfilms war intensiv. Vor allem im Herbst 2024 wurde viel produziert. Im November wurde die Bildgenerierung abgeschlossen, anschließend folgten Postproduktion und Audio. Für die Audiogestaltung bekam das Team noch externe Unterstützung von Moritz Köller. Das Ziel war schon von Anfang an klar, der Film sollte beim Crossing Europe eingereicht werden. Da die Einreichungsfrist hier Anfang Jänner war, wurde dieses Datum als interne Deadline angesetzt. Fertiggestellt wurde der Film dann Ende Februar 2025.
KI als kreative Partnerin?
Im Umgang mit generativer KI ist Jolanda Abasolo sehr reflektiert und offen für Neues. Schon seit 2022 setzt sie sich stark mit KI-Tools auseinander, sie sieht darin weniger eine Bedrohung als eine Chance. Auch wenn man theoretisch ohne KI auskommen kann, sieht sie vorrangig Vorteile darin, die Technologie zu verstehen und sie sinnvoll einzusetzen, besonders deshalb, weil man früher oder später sowieso damit konfrontiert wird. Für sie ist KI ein Werkzeug wie jedes andere auch: Der Umgang damit braucht Know-how, aber genau darin liegt das kreative Potenzial.
Besonders interessant findet sie den Einsatz von KI als kreative Partnerin. „Manchmal kommt was raus, auf das man selbst nie gekommen wäre. Es ist dann ein bisschen so wie mit anderen Teammitgliedern bei klassischen Projektarbeiten.“ Und: „KI wird Fotografie oder Animation nicht eliminieren, es ist etwas Eigenständiges. Man erkennt meist auf den ersten Blick, dass etwas KI-generiert ist.“
Studium mit Spielraum und Struktur
Wie schon erwähnt entstand das Projekt Brosch AI im Rahmen des Digital Arts Studiums, das, wie die Studentin erzählt, vor allem ab dem dritten Semester sehr viel Raum für persönliche Interessen lässt. Es gibt viele Projektarbeiten, bei denen man sich auf die Themen spezialisieren kann, die einen selbst am meisten interessieren. Das Wichtigste dabei ist es, Eigeninitiative zu zeigen. „Im ersten Semester war für mich vieles Wiederholung, weil ich davor schon an der Graphischen in Wien war. Das war teilweise etwas enttäuschend, aber besonders ab dem zweiten und dritten Semester hat man wirklich die Möglichkeit, eigene Sachen zu machen und sich zu spezialisieren.“
Besonders positiv hebt sie hervor, dass die ProfessorInnen selbst aus der Praxis kommen und so echte Expertise vermitteln können: „Unsere Lehrenden arbeiten auch selbst aktiv in der Branche. Viele haben ein großes Netzwerk, von dem man profitieren kann.“ Speziell Filminteressierte können grundsätzlich alle Werkzeuge lernen, die man braucht, um seine eigenen Filme und Animationen auf einem Festival wie dem Crossing Europe einzureichen. In Zukunft möchte sie sich noch mehr in Animation, Motion Graphics und interaktiven Erlebnissen vertiefen, besonders in Verbindung mit KI.
Persönliche Tipps
Jolandas Rat an alle Studierende, Kreative und alle, die’s noch werden möchten: „Notiert euch alle Ideen, die ihr habt – auch wenn sie noch nicht realisierbar sind. Am besten man hat immer einen kleinen Block dabei, aber Handy geht natürlich auch. Wenn ein Projekt ansteht, kann man super darauf zurückgreifen und hat schon eine große Ideensammlung.“ Außerdem: Immer ein offenes Auge für neue Technologien haben. Am besten ist es selbst, die Grenzen neuer Tools zu erforschen, bevor man sich schon im Vorhinein davor verschließt.
Brosch AI
Distorted Dreams
Celine Pham, Jolanda Abasolo, Jürgen Hagler, Victoria Wolfersberger
6 min
filmfestival linz
29 april – 04 mai 2025
www.crossingeurope.at
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