FIlmstill aus The Last Ambassador
Foto: crossingeurope.at

Die letzte Botschafterin – Kampf für Afghanistans Frauen und Mädchen

Als die Taliban 2021 die Macht in Afghanistan übernehmen, wird Manizha Bakhtari, Botschafterin in Wien, offiziell ihres Amtes enthoben – doch sie stellt sich offen gegen das Regime. Die letzte Botschafterin zeigt ihren Kampf für Frauenrechte, Würde und internationale Aufmerksamkeit für Afghanistan.

Manizha Bakhtari ist eine beeindruckende Frau – auf der Leinwand wie im echten Leben. Das wird bei der Österreichpremiere von Die letzte Botschafterin im Rahmen des Crossing Europe Film Festivals in Linz schnell deutlich. Mit ihrer kraftvollen Präsenz füllt sie nicht nur die Leinwand, sondern auch das Linzer Central. Ihre Anwesenheit beim Screening ist von hohen Sicherheitsvorkehrungen, Taschenkontrollen und Sicherheitskräften begleitet. Seit sie sich nach der Machtübernahme der Taliban weigert, diese als legitime Regierung Afghanistans anzuerkennen, sieht sie sich mit Drohungen und ständiger Gefahr konfrontiert. Die Herausforderungen werden sowohl auf persönlicher als auch finanzieller Ebene immer drängender für die letzte diplomatische Vertreterin ihres Landes in Europa. Doch anstatt sich einschüchtern zu lassen, spornen diese Widrigkeiten Bakhtari nur noch mehr an, für ihre Überzeugungen zu kämpfen.

Bildung als Widerstand und Hoffnung

FIlmstill aus The Last Ambassador
Foto: crossingeurope.at

Die österreichische Regisseurin Natalie Halla zeichnet in ihrer Dokumentation das eindrucksvolle Porträt einer unermüdlichen Kämpferin. In zahlreichen Nahaufnahmen erscheint Manizha Bakhtari oft erschöpft und angespannt – doch nie ohne Hoffnung. Afghanistan und sein Volk, so sagt sie selbst, hätten für sie stets an erster Stelle gestanden – noch vor ihrer eigenen Familie. Auch aus dem Exil heraus setzt sie ihren Einsatz fort: Als Mädchen der Zugang zu Bildung verweigert wird, gründet sie das „Daughters Programme“, um ihnen im Verborgenen weiterhin Lernen zu ermöglichen. Sie spricht auf internationalen Konferenzen, initiiert den „Vienna Process for a Democratic Afghanistan“ und erhebt unermüdlich ihre Stimme für die Rechte von Frauen und Mädchen.

Trotz der Plattformen, die sie erreicht, bleibt Bakhtaris Einsatz oft ein einsamer. Als letzte diplomatische Vertreterin Afghanistans in Europa steht sie zunehmend unter Druck – finanziell, organisatorisch, emotional. Sie kann ihre Mitarbeiter:innen kaum noch bezahlen, sucht nach leistbaren Räumen für ihre Botschaft und hält dennoch an ihrer Aufgabe fest: sichtbar zu bleiben, hörbar zu sein – für die Frauen, für ihr Land, für eine Zukunft. Die Standing Ovations für sie und ihre Ansprache am Ende des Films zeigen, dass ihr Einsatz nicht ungehört bleibt.

Die Sehnsucht nach der Heimat

Eine zentrale Rolle in Bakhtaris Leben spielt ihr Vater, ein angesehener afghanischer Dichter. Ihr Herz bricht, als sie ihm seinen letzten Wunsch nicht erfüllen kann: In Afghanistan begraben zu werden. Die politische Lage macht eine Rückkehr unmöglich – schlussendlich bleibt ihr nur ein sehnsuchtsvoller Blick über die Grenze in Tadschikistan. Und doch hält Bakhtari an ihrer Hoffnung fest: Eines Tages wird sie zurückkehren – in ein freies Afghanistan.

Fazit

Die letzte Botschafterin ist ein eindrucksvolles Porträt von Mut, Integrität und unermüdlichem Engagement. Manizha Bakhtari kämpft mit klarer Stimme und großer Würde für ein freies Afghanistan – ein Film, der nicht nur dokumentiert, sondern bewegt, bestärkt und lange nachhallt.

FIlmstill aus The Last Ambassador

Die letzte Botschafterin | The Last Ambassador

Regie: Natalie Halla

80 Minuten, Dari / Englisch, OmdU
Österreich 2025


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filmfestival linz
29 april – 04 mai 2025
www.crossingeurope.at

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