Filmstill One in a Million
Foto: flare-film.com

One in a Million

Zwei Mädchen, eine Geschichte und ihre Reise voller Zweifel, Fragen, Veränderungen und Entwicklungen, um nicht nur sich selbst, sondern auch die Welt um sie neu zu entdecken.

Zwei entfernte Welten in einer gemeinsamen Geschichte verwoben. Auf der einen Seite die junge Influencerin und Sportgymnastikerin Whitney Bjerken, deren Leben täglich von einer Million Menschen begleitet wird. Auf der anderen Seite die schüchterne und unsichere Turnerin Yara, die ihr größtes Idol in Whitney gefunden hat, sich selbst aber noch zu suchen scheint.

von mutigen zielen, großen träumen und unumgänglicher realität

Filmstill One in a Million
Foto: flare-film.com

Whitney Bjerken wurde mit über 1 Million Follower auf ihrem YouTube-Kanal schon in jungen Jahren zur Influencerin. Sie begeistert ihre Zuseher*innen neben trendigem Comedy-Content seit jeher vor allem mit Videos ihrer erfolgreichen Karriere in der Sportgymnastik. Yara ist eine dieser 1 Million Follower und verfolgt das Leben ihres Idols fasziniert. Während der junge Star davon träumt, irgendwann bei den Olympischen Spielen anzutreten, faszinieren Yara bereits die kleineren Errungenschaften der Gleichaltrigen.

Aber nicht nur zu den Turnerfolgen blickt das eher zurückhaltende Mädchen aus Deutschland auf. Besonders die Willensstärke und Offenheit der Amerikanerin bewundert sie zutiefst. Das Selbstvertrauen der Influencerin beginnt mit der Zeit allerdings zu bröckeln und stellt sich im Laufe des Filmes eher als eine auferlegte Fassade anstatt eines authentischen Porträts von Whitney selbst heraus.

Filmstill One in a Million
Foto: flare-film.com

Während Yara einem Idol nacheifert, deren Leben sie als nahezu perfekt erachtet, kämpft Whitney, die für so viele dieses unerreichbare Vorbild bildet, zunehmend damit, der idealisierten Version ihres Selbst gerecht zu werden. Als Zuschauer*in wird man schrittweise durch die Entwicklung von hochgesteckten Zielen und mutigen Lebensträumen sowie der mitschwingenden Einsicht, sich selbst nie genug sein zu werden, geführt.

gleich und doch verschieden

Zu Beginn präsentiert uns der Film genau das, was man vom Leben der jungen Mädchen erwarten würde. Fröhliche, bewegte und belebte Szenen untermauern Whitneys Lebensstil. Ruhige und isolierte Aufnahmen erlauben uns ein Blick in Yaras Welt. Im stetigen Perspektivenwechsel entwickeln sich die beiden Geschichten dann nahezu gegengleich. Zu spüren bekommt man vor allem die Stärke, die in Yara wächst und sie im Laufe der Jahre regelrecht aufblühen lässt. Die Schatten, die sich hinter der idealisierten Influencer-Rolle einer Teenagerin verbergen, kann man hingegen nur erahnen.

Filmstill One in a Million
Foto: flare-film.com

Whitney gewährt erst durch intime Liedertexte Zugang zu ihren bedrückenden Gedanken und tiefen Gefühlen. Der Einsatz dieser Lieder als musikalische Untermalung des Films unterstreicht und verstärkt die emotionale Bindung des Publikums und schafft auch für jenen, die sich auf inhaltlicher Ebene weniger mit den Teenagermädchen identifizieren können, einen möglichen Anknüpfungspunkt.

Beide Charaktere legen über die gesamte Dokumentation hinweg ein unglaubliches Maß an Authentizität an den Tag. Die Offenheit, mit derer sie ihr persönliches Leben teilen und sich dabei nicht nur einmal unheimlich verletzbar zeigen, bleibt keinesfalls unbemerkt und ist letztendlich das, was die teils wenig greifbaren Lebensstile doch sehr gut nachempfindbar machen. Jedoch frustriert es, dass die zwei gezeigten Welten letztendlich nicht direkt aufeinandertreffen – eine Interaktion auf dem Kinobildschirm zwischen Yara und Whitney findet nie statt, lediglich ein gemeinsames Foto berichtet davon

Fazit

In „One in a Million“ findet man einen Film, der durch Dokumentations-Charakter kombiniert mit Spielfilm-Feeling überzeugt, allerdings in seiner Laufzeit etwas langatmig wirken kann. Neben einer einheitlich stimmigen kinematografischen Gestaltung wird man vor allem durch die Authentizität der porträtierten Figuren eingefangen. Durch die oftmals recht zielgruppenspezifischen Inhalte wird diese Dokumentation bei einem großen Teil des Publikums aber vermutlich eher schnell verblassen und sich letztlich leider als eine von vielen Dokus verlieren.


Filmplakat One in a Million

One in a Million

Regie: Joya Thome
Kamera: Lydia Richter
Deutschland 2022, 84 Minuten

www.flare-film.com – One in a Million

Premiere: 26. Juni 2022


Festival Der neue Heimatfilm

24. – 28. August 2022

www.filmfestivalfreistadt.at

Alle Artikel zum Festival hier auf subtext.at