Local Artists – Between yesterday and home
Zwischen Erinnerungen, Abschieden und Neuanfängen: Sechs Kurzfilme und Musikvideos erzählen von Wendepunkten, Freundschaft, dem Aufbrechen und Ankommen – mal leise, mal laut. Ein Local Artists Screening, das die Vielfalt der heimischen Filmszene präsentierte.
Das vierte und letzte Local Artists Screen im Rahmen des diesjährigen Crossing Europe’s war ausverkauft. Die gezeigten Werke beschäftigten sich mit Themen wie Erinnerung, Identität, Freundschaft und Zugehörigkeit – immer aus einer sehr persönlichen Perspektive. Jeder Beitrag in einem ganz eigenen Stil und Ausdrucksformen gezeigt: von poetisch und zurückgenommen bis hin zu laut und experimentell. Es war ein Abend, der sowohl leise als auch gewaltig im Kopf nachhallte.
Woche 11
Ein Wochenende im Haus ihrer Kindheit stellt Rosa vor eine lebensverändernde Entscheidung. Es wird wenig gesprochen, die entscheidende Wendung entfaltet sich erst im letzten Drittel und doch ist das Publikum von Anfang an gefesselt. Durch den Einsatz wechselnder Bildformate wird der Film noch spannender: Immer wenn Rosa etwas intensiv körperlich erlebt, z.B. beim Spaghettiessen, beim Malen oder beim Rauchen – wechselt das Format von 16:9 zu 1:1. Dieser Stilbruch ist bewusst gesetzt und wurde von Regisseurin Lisa Studener bereits von Anfang an geplant, wie sie im Q&A erzählt. Ein kurzweiliger Film, der ein sehr wichtiges Thema behandelt.
Similar Strands of Hair
Ein Nachmittag in Wien. Zwei Freundinnen treffen sich nach langer Zeit wieder. Sie kennen sich eigentlich sehr gut – und doch wirkt alles seltsam angespannt. Der Film lebt komplett vom Gespräch der beiden, das zwischen Nähe und Distanz pendelt. Man hat das Gefühl, als würde gleich etwas ausbrechen – aber es bleibt leise und genau das macht es so spannend. Der Kurzfilm von Simon Spitzer ist zurückgenommen, aber sehr fein beobachtet. Man merkt: Die beiden teilen eine Vergangenheit, die mitschwingt, auch wenn nicht alles ausgesprochen wird.
Spicy Noodles
Wer schafft es, scharfe Ramen schneller zu essen? Tim und Fino schließen eine Wette ab, wer verliert, muss ein Geheimnis erraten. Spicy Noodles wirft einen Blick in die Gespräche zwischen zwei FreundInnen. Die Atmosphäre ist lustig und ehrlich, die Freundschaft ist sehr tief. Zu Beginn sieht man einige Camcorder Shots, im anschließenden Q&A wird verraten, dass diese unter anderem selbst von den ProtagonistInnen aufgenommen wurden, denn die sind auch im echten Leben befreundet. Der 10-minütige Kurzfilm von Regisseurin Sophia Hochedlinger ist sehr charmant aufbereitet und lädt das Publikum an einigen Stellen zum Lachen ein.
Als ich heute aufgewacht bin, wusste ich nicht, welcher Tag es war. Es ist wohl Sommer.
Mitten im August, draußen ist es heiß, doch in der Luft liegt das Gefühl von Abschiednehmen. Wir begleiten eine junge Frau durch die ungewisse Zeit zwischen dem Erwachsenwerden, Rückzug und Suche. Begleitet von den Gedichten von Olivia Lehnert, die im Original in den englischen Untertiteln stehen. Die Bilder und die Tonspur ist dabei absichtlich schwer verständlich – laut der Regisseurin J.S. Schöbauer würde der Film auch ganz ohne Ton funktionieren. Eine sehr persönliche Arbeit, entstanden als Abschlussprojekt der FH Hagenberg, mit schönen Animationen und poetischer Erzählweise.
Bei uns daham – Äffchen & Craigs feat. Texta
Äffchen & Craigs streamen ein Videogame und spawnen lowpoly-Avatare der Linzer Rap-Legenden TEXTA. Im Video zum Song „Bei uns daham“ tut sich auf jeden Fall einiges: Realaufnahmen treffen auf 3D-Animationen, und das Ganze sieht einfach komplett verrückt aus. Der Look erinnert an einen klassischen Livestream – inklusive Texteinblendungen unten rechts, wie man sie von Twitch kennt. Erstellt wurde das Video von Florian Hackl und Herbert Gutauer, die schon öfter zusammengearbeitet haben. Weil es pünktlich zur Nationalratswahl fertig werden musste, blieb dem Team nur wenig Zeit und die Umsetzung dauerte nur knapp zwei Wochen.
Preiswerte Lösungen für ein besseres Leben
Anna ist überfordert mit allem: Job, Beziehung, Leben. An einem Nachmittag im IKEA wird sie kurzerhand mit einer anderen Personen verwechselt und so ergibt sich für sie die Möglichkeit in das Leben einer bis dato fremden Frau zu flüchten, die ihr aber extrem ähnlich sieht. Ein rund 29-minütiger Film (gerade noch ein Kurzfilm), der trotz seiner Absurdität ein ernsthaftes Thema behandelt. Die Hauptdarstellerin sagt kaum etwas, aber ihre Körpersprache reicht völlig. Man spürt förmlich, wie sie innerlich fast zerbricht. Sehr charmant, sehr genau beobachtet – umgesetzt vom Duo Alex Reinberg und Leni Gruber.
AMS – ZAK!
Kein Bock mehr auf Arbeit? Dann bist du hier richtig. Das Musikvideo zu „AMS“ von der Linzer Punkband ZAK! zeigt dir, wie es geht. Auf einem turbulenten Trip durch Linz spielt sich das Leben ab. Das Video ist ein echter Schnellschuss – von der Idee bis zum fertigen Schnitt in nur 72 Stunden und das trotz Camcorderproblemen. Umgesetzt wurde das Video von den Geschwistern Amaryllis und Filonas Baschant, die beide auch Teil der Band sind, gemeinsam mit Ronja Hoffert. Das Ergebnis? Wild, ehrlich und komplett ungeschönt. Ein gebührender Abschluss für das letzte Local Artists Screening.
filmfestival linz
29 april – 04 mai 2025
www.crossingeurope.at
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