Diagonale: Mut Brauchen Wir
Die Diagonale 2025 fand vom 27. März bis 1. April in Graz statt und zeigte über 160 Filme österreichischer Filmschaffender. Besonders beeindruckten Werke wie How to Be Normal and the Oddness of the Other World, Mond und Happy, die sich mit psychischer Gesundheit, feministischen Themen und Migration auseinandersetzen. Auch der Nachwuchs stand im Fokus.
Vergangene Woche wurde die Diagonale von der inzwischen nicht mehr ganz neuen Festivalleitung Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar in der Helmut-List-Halle mit einer bewegenden Rede eröffnet. In einer Zeit, in der Kultur in der Steiermark neu bewertet wird und die Landesregierung entschieden hat, dass für offene, kritische, innovative und diverse Kultur kein Platz mehr ist, passiert hier ein Festival, das genau dafür einsteht. Es war daher nur konsequent, dass die beiden Intendant:innen diese Problematik aufgriffen und auch die mangelnde Kompromissbereitschaft der Politik direkt thematisierten. Sie stellten die Frage: Muss man sich unterordnen, wenn alles schief läuft?
Auch der Eröffnungsfilm How to Be Normal and the Oddness of the Other World von Florian Pochlatko beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung mit Norm(en).
Denn wir sind davon überzeugt, dass Film, dass das Kino die Kraft hat, auf den chronisch gewordenen Zustand der Farce mit einem Schritt der Kenntlichmachung zu kontern, indem es Bilder anders arrangiert, Verhältnisse hinterfragt und nicht einfach reproduziert.
Diagonale Festivalleitung
Bevor es im größten (temporären) Kino des Landes losging, wurde traditionsgemäß der Große Diagonale-Schauspielpreis 2025 für herausragende Verdienste um die österreichische Filmkultur verliehen – heuer an Inge Maux. Die Schauspielerin wurde durch ihre Rollen in Ulrich Seidls Filmen zur Institution. Überreicht wurde der Preis von Maria Köstlinger und Michael Sturminger, die Maux als „spektralen Freudengenerator, ein großes Packerl Herz“ würdigten.
Filmkultur brauchen wir
Die Diagonale ist ein Synonym für den österreichischen Film und hatte heuer über 160 Filme von nationalen Filmschaffenden im Programm. Davon brachte das Festival 91 Filme als Österreich- oder Weltpremiere auf die Leinwand. Von jungen Erstlingswerken bis zu renommierten Regisseur:innen ist die Bandbreite sehr vielfältig, wie auch die Themen in den behandelten Filmen. Auch wenn der Film von und mit heimischen Filmkünstler:innen produziert wurde, lässt sich der Inhalt der Filme nicht durch Staatsgrenzen beschränken und schaut weit über den Tellerrand hinaus. Von Nachbarländern wie Italien oder europäischen Ländern wie Schottland geht die Reise über Amerika und Asien bis hin zu kleinen Dörfern in Somalia und bringt die Geschichten der dort lebenden Menschen in die Grazer Kinos.
Das heurige Leitmotiv der Diagonale war, den Nachwuchs des Landes vor den Vorhang zu holen. Dies spiegelte sich im ganzen Programm und auch am Festival selbst wider. Auch der Trailer The Lawn is the Most Pleasant Sight in the Scenery von Simona Obholzer reiht sich unter dieses Motto ein. Der Kurzfilm ist eine Weiterführung ihres Films DIN 18035 und soll das Atmen der Filme auf der Leinwand symbolisieren.
dIAGONALE brauchen wir
Filmfestivals haben eine besondere Eigenschaft. Sie lassen einen komplett in eine andere Welt eintauchen und verdrängen die eigene Realität für einen gewissen Zeitraum. Filmfestivals besitzen eine ganz eigene Magie. Auch die Diagonale schafft es immer wieder, uns die Buntheit des österreichischen Films näherzubringen.
Doch nicht nur deshalb ist es wichtig, solche Festivals zu unterstützen. Sondern auch wegen der unsichtbaren, aber essenziellen Arbeit, die sie für die gesamte Filmcommunity leisten. Vor allem, wenn – wie bei der heurigen Ausgabe – das Ziel ist, neuen und jungen Filmschaffenden eine Bühne zu bieten. Film ist eine Kunstform, die in Österreich eine wichtige und tragende Rolle spielt – und in der der Nachwuchs gefördert werden sollte. Festivals wie die Diagonale oder auch das Crossing Europe nehmen sich dieser Aufgabe unabhängig von der Meinung mancher Fördergeber:innen an. Sie fördern somit eine vielfältige Kulturlandschaft in Österreich – eine, die auch über die Grenzen hinaus bekannt ist.
HOW TO BE NORMAL AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD
Florian Pochlatkos Film zeigt eindrucksvoll, wie brüchig unsere Vorstellung von Normalität ist. Hinterlegt mit starken Bildern, Musik und emotionaler Tiefe.
Mond
Kurdwin Ayub präsentiert ihr zweites Werk bei der Diagonale 2025 – zwei Jahre nach ihrem gefeierten Debüt Sonne. Im Zentrum steht eine junge Kampfsportlerin, die in Jordanien auf patriarchale Strukturen trifft. Mond wurde mit zwei Preisen ausgezeichnet und sorgt für eindrucksvolle Bilder und starke Emotionen.
Happy
Regisseur Sandeep Kumar bringt ein berührendes Drama auf die Leinwand, das die Lebensrealität von Asylwerbern in Österreich zeigt. Inspiriert von seiner eigenen Familiengeschichte, erzählt Kumar die Geschichte eines Vaters, der alles riskiert, um für seine Tochter in einem fremden Land bleiben zu dürfen.
WENN DU ANGST HAST NIMMST DU DEIN HERZ IN DEN MUND UND LÄCHELST
Marie Luise Lehners Debütfilm erzählt sensibel vom Aufwachsen in prekären Verhältnissen, von Mut, Angst, Scham und familiärem Zusammenhalt – inklusiv, divers und voller leiser Stärke.
Festival des österreichischen Films
27. März – 1. April 2025. Graz
www.diagonale.at