Roman Polanski: Der Gott des Gemetzels

Die Tragikkomödie „Der Gott des Gemetzels“ des Regisseurs Roman Polanski, die derzeit im Kino zu sehen ist, ist einen wunderbar realistischer Film, der auf dem Theaterstück von Yasmina Reza basiert.

Zwei elfjährige Jungen prügeln sich auf einen Spielplatz, bei dem einer der beiden 2 Zähne verliert. Nun treffen sich die Eltern der jeweiligen Jungen, um den Vorfall zu besprechen und zu klären. Die Eltern des „Opfers“ (Jodie Foster und John C. Riley) glauben an die reine Unschuld ihres Sohnes und auch die anderen beiden Eltern, die des „Täters“ (kate Winslet und Chrstoph Waltz), stehen hinter ihrem „unschuldigen“ Sohn.
Zuerst versuchen sie das ganze ruhig und zivilisiert zu lösen, doch eine richtige „Lösung“ oder Entschädigung kommt dabei nicht heraus. Darum wollen sie ein weiteres Treffen veranstalten, um eine Versöhnung der beiden Burschen herbeizuführen. Doch immer wieder werden sie durch irgendwelche Zwischenfälle wieder in ein weiteres Gespräch vertieft, sodass das vorerst geplante kurze Treffen, zu einem ganzen Nachmittag andauert.

An diesem Nachmittag entfernen sich die jeweiligen Eltern immer mehr von dem eigentlichen Vorfall ihrer Kinder, zu eigenen Neurosen und Schwächen der anderen. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, bis jeder der Charaktere anfängt durchzudrehen und anstatt der „perfekten Fassade“ sein wahres Ich präsentiert. Ein verbales „Gemetzel“ bricht aus. Kurze Anspielungen auf den eigentlichen Vorfall entfachen neue hitzige Diskussionen und Streitereien, bis alle von zu Tode betrübt bis hin zu überdreht komisch agieren.
Am eigentlichen Höhepunkt setzt bereits die Schlussszene am Spielplatz ein: Die beiden Jungen vertragen sich wieder – viel Rummel um Nichts, aus Sicht der Kinder zumindestens.
Roman Polanski, der wieder auf freien Fuße leben darf (es läuft eine Anklage gegen ihn, er habe ein junges Mädchen vergewaltigt), beweist in guter Manier, aus einer kleinen Mücke einen großen Elefanten zu machen. Dies ist aber nicht immer leicht, da es sehr schwierig ist, einerseits das Publikum nicht zu langweilen, andererseits nicht gleich alles auf einmal preiszugeben und zu verraten.

Alles in allem: Sehr gute, oscar- preistragende Schauspieler, Jodie Foster, Kate Winslet und unser „Österreicher“ in der Runde, Christoph Waltz. Wunderbare, sarkastische, aber auch durchaus realistische und humorvolle Dialoge. Eine breite Palette an Emotionen, gezeigt sowohl von den weiblichen, als auch von den männlichen Schauspielern. Ein zu kurzes, abruptes Ende.

Roman Polanski zeigt, dass man für einen gelungen Film nicht mehr braucht, als: 4 gute Schauspieler (3 davon Oscar- Preisträger), ein gutes Drehbuch und  nur 2 Drehorte (Spielplatz und Wohnung). Prädikat: Unbedingt sehenswert!

Anmerkungen zum Regisseur Roman Polanski: Abgesehen von einem so hochrangigen Regisseur, der wieder einmal einen sehr guten Film geliefert hat, finde ich es dennoch irgendwie absurd, einem „Vergewaltiger“ so hochzujubeln. Privates und Berufliches sollte getrennt werden. Ein „normaler, unberühmter“ Vergewaltiger wird von der Gesellschaft verachtet, ein prominenter hingegen verehrt und über seine vermeintlich begangene Straftat hinweggesehen!

Ich, ein Mädel aus Linzer Umgebung schreibe liebend gerne Konzert-Reviews, Filmkritiken und so manch anderes über Kultur, Leute und dem ganzen Drumherum. Wortspielereien mit Gefühlen, die echten Tatsachen und Stimmungen sind mein Metier, in dem ich mich am Wohlsten fühle. Kultur wie sie leibt & lebt im Linzer Raum und sonstwo, am Puls der Zeit, niemals vergessen, sondern dokumentiert, hier auf subtext.at Das ist meine Welt, ahoi!