Nackte Männer im Lentos Linz
Düsseldorf 5 (Museum Kunst Palast) - Spencer Tunick

Endlich nackte Männer!

Das LENTOS Kunstmuseum Linz zeigt nun mit der Ausstellung „Der nackte Mann“ über 300 Exponate zum Thema Männlichkeit und hat somit ein Kapitel der Kunstgeschichte aufgearbeitet, das bisher eher im Verborgenen lag. Viele der Werke bedeutender KünstlerInnen waren bisher noch nie zu sehen oder werden erstmals in diesem Zusammenhang gezeigt.

Bis zum Ende des 19. Jahrhundert wurden eigentlich nur Helden sowie religiöse und mythologische Figuren nackt dargestellt. Der Körper von Jedermann war für die Kunst nicht von Bedeutung. Doch mit moralischen Aufbrüchen, dem Beginn des Feminismus und der freudschen Psychoanalyse um 1900 hat sich die Gesellschaft stark verändert. Es kam zu einer Krise der Männlichkeit, der eigene Wert wurde hinterfragt. Viele Künstler begannen sich mit dem Selbstakt zu beschäftigen und zeigen den Körper nicht heroisch, sondern verletzlich und objekthaft. Damit startet im LENTOS eine Zeitreise durch 110 Jahre Männlichkeit.

Männliche Nabelschau

Die Ausstellung ist nicht kunsthistorisch gegliedert, sondern hat die Werke der mehr als 200 KünsterlInnen in zwölf verschiedene Kapitel zusammengefasst: Akt, Ich, Alter, Knabe, Adam, Schwul, hüllenlos, Schmerz, Pose, Bizeps, Penis und Herrschaft. Unter diesen Überschriften finden sich Werke von Egon Schiele, Andy Warhol, Edvard Munch, Maria Lassnig und vielen weiteren bekannten KünstlerInnen. Es gelang auch ein Bild von Lucien Freud aus der TATE Gallery London erstmals nach Österreich zu holen. Kuratiert wurde „Der nackte Mann“ übrigens von drei Damen. Die Leiterin des Hauses Dr.in Stella Rollig hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr.in Elisabeth Nowak-Thaller und Dr.in Sabine Fellner drei Jahre an dieser Ausstellung gearbeitet und damit die 2.700 Quadratmeter im LENTOS erstmals seit 2009 wieder komplett einem Thema gewidmet.

Im Untergeschoss beschäftigt sich FM4-Radiojournalist Thomas Edlinger unter dem Titel „Vollmilch – Der Bart als Zeichen“ der (meist) männlichen Gesichtsbehaarung. Früher noch ein Ausdruck von Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht oder Religion, ist er mittlerweile ein zum Ausdrucksmittel gelebter Individualität geworden.

Die Ausstellung ist von 26.Oktober 2012 bis 17. Februar 2013 zu sehen.
Öffnungszeiten und weitere Infos unter www.lentos.at 

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