Ahoi!Pop 2018: das Finale

Ein drittes und letztes Mal für 2018 wurde am Samstagabend im Posthof die zeitgenössische Popkultur gefeiert. Steaming Satellites, Drangsal, Cosmo Sheldrake und Tonfabrik bildeten das breit gefächerte Programm für den letzten Festivaltag.

Welch Freude im Kontext des Ahoi!Pop mal wieder eine lokale Band auf der großen Posthof-Bühne sehen zu können. Tonfabrik widmen sich einer hierzulande fast schon vergessenen Spielart des Indierock, angelehnt an Tocotronic, Die Sterne, oder auch Petsch Moser. Die Gitarren sind schrammelig, die Texte direkt und gerne auch politisch. Im September ist übrigens ihre neue Platte „wohlerzogen!“ erschienen, die wir hier etwas genauer unter die Lupe genommen haben.

Der Saal war an diesem Abend wieder deutlich besser ausgefüllt als noch Tags davor. Dass das auch zu einem guten Teil an Cosmo Sheldrake lag, zeigte sich anschließend an der Länge der Schlange am Merchtisch. Der 28-jährige Londoner wirkte sehr sympathisch, ging mit großem Enthusiasmus zu Werke und zog das Publikum hinein in seine bunte Welt. Erklärungen aus den Aufnahmen, nach welchen Fischarten er die Samples für den folgenden Song zusammengebastelt hat gehören da genauso dazu wie minutenlange Loop-Improvisationen und natürlich Hits wie „Come Along“ und „Wriggle“ von seinem im Frühjahr erschienenen Album „The Much Much How How And I“. Letzterer wurde begleitet von drei tanzenden Sonnenblumen zum bleibendsten Moment des gesamten Abends.

Die Gruppe Drangsal, angeführt von Max Gruber (a.k.a. Dr. Angsal), befindet sich gerade auf großer Zores-Tour durch den deutschsprachigen Raum und absolvierte dabei zwischen all den Konzerten als Headliner auch einen sehr souveränen Auftritt am Ahoi!Pop – trotz angeschlagener Stimme und dank einer wirkungsvollen Whiskey-Schmerzmittel-Mischung. Ähnlich wie bei den österreichischen Kollegen von FLUT dürfen auch bei Drangsal die 80er als Lieblingsjahrzehnt und Inspirationsquelle Nummer 1 herhalten. Sei es auf Deutsch oder Englisch – Von den frühen Ärzten bis zu The Smiths finden sich Referenzpunkte, die der Magier Gruber in die Gegenwart gezaubert hat. Angesichts von grandiosen Songs wie „Love Me Or Leave Me Alone“, „Turmbau zu Babel“ und, und, und…finden wir es doch sehr schade, dass wir Drangsal nächstes Jahr nicht beim Songcontest erleben dürfen.
Wir starten hiermit den Aufruf #drangsal4ESC2020 !

Steaming Satellites sind ja wirklich gerne und oft gesehene Gäste in Linz. Eine verlässlich Bank, wenn man auf einen vollen Posthof und ein großartiges Rockkonzert aus ist, denn diese Band enttäuscht nie. Eine betörende Lichtshow, altbewährte Hits wie „Witches“ und „Honey“, viel Material vom aktuellen Album „Back From Space“ und sogar zwei brandneue Songs (obwohl besagtes Album gerade mal sechs Monate alt ist) bekommt das Publikum geboten. Die vier Salzburger funktionieren in jedem Kontext und sind routinierte „Space Rock“-Handwerkskunst in Perfektion. Die ganz großen Bühnen rufen. Wir können auch nach dem circa 100. Mal noch nicht genug von dieser Band bekommen.

 

Fotos: Christoph Thorwartl

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.