Folkshilfe Posthof Linz 23
Foto: Christoph Leeb

Folkshilfe: hauts eich her!

Zurecht ausverkauft: die Folkshilfe gastierte am vergangnen Samstagabend im Linzer Posthof auf der Frischluft-Stage. Support kam an diesem Abend von Naked Cameo.

Zugegeben: den Werdegang der Folkshilfe begleiten wir hier auf subtext.at schon lange. 2014 noch bei uns im ehrwürdigen Musikpavillon zu Gast, haben die Jungs bereits 2015 mit „Mit F“ in der heimischen Pop-Landschaft aufgeschlagen. Es folgte eine Bewerbung zum ESC, glücklicherweise nicht zustandegekommen, wie sie im Nachhinein selber sagen. Dann 2017 mit „Bahö“ eine Sold-Out-Tour sowie 2020 das ungewöhnlichste Konzert der subtext.at-Geschichte. Was das war? Das erste Post-oder-dann-doch-in-der-Mitte-Coronakonzert vor 100 Sitzplätzen im großen Saal des Linzer Posthofes. Nicht nur, um 2021 dann auch wieder „normal“ die neue Frischluft-Stage im Linzer Zeitkulturtempel abzureißen. Soweit mal in die Vergangenheit. Denn mit „Vire“ sind die drei Jungs, die in ihrer Geschichte auch erst einen Besetzungswechsel hinter sich haben, motiviert wie eh und je. Das wurde auch im mit 2000 Besucher:innen ausverkauften Posthof am Samstagabend deutlich.

Publikum im Live-Konzerterlebnis

Eins wird bereits bei Betreten des Konzertareals deutlich: das Folkshilfe-Publikum ist divers. Vom offensichtlichen Trachten-Fan bis zum gleichgeschlechtlichen Pärchen ist hier alles vertreten, das durch eines an diesem Abend verbunden wird: die Musik. Das wird auch beim Support, Naked Cameo, schon deutlich, wenngleich natürlich auch nicht auf gleichem Enthusiasmus-Level im Vergleich zum Mainact. „Luddite“, „Phony“, „Son House“, das neue „Shangri La“ – tanzbarer Indie, der einem Teil des Publikums richtig taugt, einem anderen Teil aber die Pflicht-Selfie-Vom-Konzert-Einlage bereits beim Support erleichtert. Für all die Enthusiastischen: am 18. November kommen Naked Cameo dann eh wieder in den Posthof – mit neuem Album, dann auch als Headliner!

Gekommen waren die 2000 Besucher:innen natürlich wegen Folkshilfe. Die zeigen sich dann auch in Form und wissen, wie man eine Live-Show zelebriert. Die Frontmann-Qualitäten von Flo Ritt sind sowieso hinlänglich bekannt. Folkshilfe sind, und das wissen sie auch, eine der Bands, die eines geschafft haben: Alleinstellungsmerkmal. Da verzeiht man auch etwaiger Kritik von Quetschn-Puristen, dass die Folkshilfe’sche Variante durch einen Synthie geschossen wird. Macht ja nix. Denn spätestens wenn „Najo eh“, „Mir laungts“, „Hau di her“, „Maria Dolores“, „Hey Du“, „Simone“ und co gespielt werden, ist das Publikum „eins“. „Eins sein“ – auch etwas, was der Band am Herzen liegt. Das betont Flo Ritt während des Konzertes nicht nur ob der Geschehnisse der vergangenen Jahre. „Lieb doch wen du willst“ und die Tatsache, dass es hier ehrlich als Privileg angesehen wird, nach einem Jahrzehnt immer noch Musik machen zu können, ohne sich als Band zu hassen, sind ebenso unterstützenswerte Messages.

Dass Folkshilfe auch Pop-Konzert-Qualitäten besitzen, wird auf der „B-Stage“ deutlich, wo sowohl der „Mama“ als auch der „Männerfreundschaft“ auf dem FOH-Container im Posthof gehuldigt wird. Frenetischer Applaus, der nur dann noch stärker wird, als mit „Seid a poa Tog“ und „Karl und Resi“ die Evergreens zum Besten gegeben werden.

Fazit

Folkshilfe sind eine der wenigen Bands, wo man getrost sagen kann, dass sie es „geschafft“ haben. Und nein, das ist jetzt nicht nur auf den Erfolg bezogen. Sie sind eine der Bands, denen man das Attribut „Ehrlichkeit“ abkauft. Eine der Bands, mit deren Protagonisten man gerne auf ein oder auch mehrere Getränke gehen möchte. Eine der Bands, die daneben live aber immer wieder performen, sich ihrer Situation dabei aber immer bewusst sind. Oder, um die Rezension mit einer Floskel zu beenden: liebe Folkshilfe, uns laungts no lang net!

Foto: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.