FM4 Geburtstagsfest – Regen & Gatsch
Auch der Jugendsender kommt in die Pubertät und hat mit den üblichen Problemen zu kämpfen. Das FM4-Geburtstagsfest in der Arena Wien zählt zu den härtesten Outdoor-Events des Jahres. Bei der OpenAir-Party im Jänner wissen die Gäste nun schon seit Jahren, dass sie sich auf Ungemütliches einstellen müssen.
Das Wetter machte es den BesucherInnen heuer wieder ziemlich schwer. Hunderte in gelbe Sponsorenplastikfolien gehüllte Figuren huschten durch den Schneeregen und hüpften zur stakkatoartigen Wortakrobatik der Mediengruppe Telekommander im Gatsch. Die Deutsch-Österreichische Kollaboration gab heute in der Arena ihr Abschiedskonzert. Doch beim ausverkauften Winterfestival scheinen vorerst selbst diejenigen gut drauf zu sein, die vor den Toren im Regen stehen und versuchen noch Karten zu bekommen.
Ab in die Halle
Sollen die Kids draußen in der frischen Luft doch ihre Freude haben, das gesetztere FM4-Publikum zog es schnell in die große Halle. Die beruhigten Klänge von Lonely Drifter Karen kamen leider in diesem Setting nicht voll zur Geltung und wurden durch die enorme Lautstärke komplett entzaubert. Der Band würde ein kleineres, wohnzimmerhaftes Ambiente besser stehen. Der grobschlächtige Sound der Arena-Anlage passte einfach nicht.
Kuchenschlacht
Aber auch draußen ging das Programm weiter. Kaizers Orchestra und Kettcar trotzten dem stürmisch-nassen Wetter und bespielten routiniert die Menge, die wohl nicht bloß tanzte, um sich warmzuhalten. Pünktlich zu Mitternacht gabs wieder eine riesige Torte, die an eine hungrige Meute verteilt wurde. Brot & Spiele eben.
Platzprobleme
Da mit Fiva MC, Nada Surf und Frittenbude nun die eigentlich Highlights erst kommen sollten, wurde die Halle bald gesperrt. Der Platz reichte einfach nicht aus. Hunderte zahlende BesucherInnen standen teilweise weit mehr als eine Stunde vor verschlossenen Türen, während Security-Personal mit gewohnt minderer Sozialkompetenz und dem Charme russischer Staatsbeamter willkürlich Einlass gewährten (oder eben nicht). Wer Unmut äußerte, hatte gar keine Chance mehr, für sein Geld auch was zu sehen.
Missing Hermes
Der Herr im weißen Anzug hatte seine heurige Abwesenheit ja schon länger on air angekündigt und würdige VertreterInnen gesucht. Darunter dürften sich wohl alle HörerInnen etwas anderes vorgestellt haben. Für die Gnade des freien Eintritts „durften“ die GewinnerInnen in weißen Einweg-Overalls Sponsorware an die Gäste verteilen. Das ganze natürlich „freiwillig“. Der Jugendsender macht wohl nun mit seinen 17 Jahren die ersten Erfahrungen mit dem Arbeitsmarkt und den Vorteilen von unbezahlten PraktikantInnen. Für eine öffentlich-rechtliche Institution eigentlich bedenklich.
Es bleibt ein schaler Nachtgeschmack und ein ungewöhnlich frühes Ende für viele der BesucherInnen. Unser Fotograf hat es trotzdem hineingeschafft und das Konzert zumindest in Bildern festgehalten.
Fotos: Christoph Thorwartl