Michael Buchinger

Michael Buchinger: „Ja, ich bin noch immer schwul.“

Der etwas merkwürdige Youtuber mit einer ungesunden Vorliebe für Chips und Messer treibt seit 2009 im Internet sein Unwesen. Bekanntheit erlangt er nicht nur durch seine Videos, sondern auch durch seine Kolumnen bei Faux Fox und Vangardist. Wir haben ihn getroffen um über Karriere, die Zusammenarbeit mit Al Axy und seine Erfahrungen als homosexueller Mensch zu sprechen.

subtext.at: Seit 2009 machst du Videos auf Youtube. Wie hat sich deine Karriere von den ersten Videos für Freunde zum österreichweit bekannten Youtuber entwickelt?

Michael Buchinger: Keine Ahnung, es war von mir nicht beabsichtigt, dass das dann so abhebt. Ich habe immer mehr populäre Themen wie Facebook angesprochen und ich denke, infolgedessen sind die Leute auf mich aufmerksam geworden. Du gehst auf YouTube und gibst einfach Facebook ein und kommst dann auf mich im Endeffekt. Dasselbe gilt für Twilight. Ich habe auch bemerkt, dass bei der Suche nach Tine Wittler zuerst ich komme und nicht Tine Wittler, was ziemlich witzig ist. Der Erfolg war schon unerwartet, aber ich beschwere mich jetzt nicht. Das hat auch Vor- und Nachteile.

subtext.at: Dein Facebook Video hat über eine Million Views erreicht. Hast du ordentlich gefeiert?

Michael: Sicher habe ich ordentlich gefeiert, ich habe mich voll angesoffen. (lacht) Nein, normalerweise bin ich nicht der Typ, der irrsinnig stolz auf irgendetwas ist, aber dann habe ich mir gedacht, eine Million ist schon viel. So viele Menschen kenne ich nicht einmal. Also ja, ich habe das schon ein wenig zelebriert, soweit man so etwas feiern kann. Ich habe mich mit ein paar Freunden getroffen und einen netten Abend bei Wein und Gesang verbracht.

subtext.at: Gibt es ein Projekt, das du seit längerem machen willst, wofür du aber noch nie die Mittel oder die Zeit hattest?

Michael: Ja schon. Ich kann nicht sehr gut singen, aber es hat mich ein befreundeter Musiker angesprochen und wir bringen jetzt unsere erste gemeinsame Single heraus. Das ist ziemlich aufregend für mich. Ich höre schon gerne Musik und ich finde es auch toll, etwas Eigenes zu produzieren, aber da ich nicht singen kann, naja… Wir haben es mit Autotune ganz gut hingebogen.

subtext.at: Aber nicht zufällig Al Axy?

Michael: Doch sicher, klar.

subtext.at: Wie kommt es zu dieser Zusammenarbeit?

Michael: Wir haben eine gemeinsame Freundin und sie hat mich damals auf Facebook angeschrieben. Normalerweise treffe ich mich nicht mit Leuten von Facebook, aber sie ist schon 25, schreibt an ihrer Doktorarbeit und ich hab mir gedacht sie wird schon nicht deppert sein. Und sie hat gemeint sie hat da einen tollen Freud, der ist Musiker und ich muss mich unbedingt mit ihm treffen und gemeinsame Projekte machen. Er wäre super nett.

subtext.at: Wie heißt die erste Single?

Michael: Glitzerrausch – Ich glaube, sie ist die erste und einzige Single. Aber sie ist cool, ein wenig sommerhitmäßig.  Wahrscheinlich machen wir auch noch ein Musikvideo. Das wird mein Sommerprojekt, ein Musikvideo mit Al Axy.

subtext.at: Neben deiner Tätigkeit auf Youtube, betreibst du einen Blog namens „Michaels Eskapaden“ und du schreibst als Kolumnist für FAUX FOX und Vangardist.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich in welchen Medien?

 Michael: Ich habe kein Thema vorgegeben, ich darf schreiben worüber ich will. Jetzt versuche ich immer über Dinge zu schreiben, die mich gerade in dieser bestimmten Woche oder zu der Zeit, wo ich gerade schreibe, bewegen. Und bei Vangardist probiere ich auf aktuelle Themen einzugehen, soweit als möglich. Als das Madonna-Album herausgekommen ist, habe ich darüber geschrieben. Früher habe ich meiner Meinung nur durch Videos Ausdruck verliehen und jetzt bin ich froh, dass ich auch diese Plattform habe.

subtext.at: In einem deiner Texte auf Vangardist stellst du fest, dass viele deiner Lieblingsfilme, die allerdings von vielen anderen Menschen als schlecht empfunden werden, als Camp gelten. Das ist eine Stilrichtung die durch ursprünglich übertriebene, teilweise selbstironische Darstellung femininer Affekte, wie sie in schwuler Subkultur der 1969 Jahre üblich waren, definiert ist. Was würdest du sagen, wenn man dich als YouTube-Camp bezeichnen würde?

Michael: Ich finde das sehr treffend (lacht). Diese Beschreibung trifft schon auf mich auch zu. Das sind die Filme, die ich gerne mag. Sie inspirieren mich und ich mache dann etwas Ähnliches in meinen Videos. Ich glaube du hast schon sehr Recht, die Videos sind teilweise sehr selbstironisch und homosexuell angehaucht.

subtext.at: Laut der Webside vom FAUX FOX Magazin bist du der bekannteste YouTube-Star Österreichs. Wer sind die anderen empfehlenswerten österreichischen Youtuber?

 Michael: (lacht) Empfehlenswert, weiß nicht…  Es gibt auch nicht so super viele. Es gibt ein Mädchen, die kennt niemand, aber sie gibt sich so viel Mühe, ihr Channel heißt TieFighterR2D2. In den Videos nennt sie sich TieFighter und ihr Freund heißt Takeya. Sie filmt mit, wenn sie etwas mit ihrem Freund unternimmt, wie zB Tretboot fahren. Das sind die witzigsten Menschen, nur es schaut niemand, außer ein paar Freunde von mir und ich. Wir treffen uns immer und schauen abendelang TieFighter-Videos.

subtext.at: Vor gar nicht allzu langer Zeit feierte der Kurzfilm HOMOPHOBIA von Gregor Schmidinger Premiere. Hast du ihn gesehen?

Michael: Ja, ich war bei der Premiere und er war sehr cool. Er ist als Aufklärungsfilm für Schulen gedacht und dafür ist er ziemlich gut geeignet. Er dauert nur so 25 Minuten und in einer Unterrichtsstunde lässt sich danach noch super in der Klasse diskutieren. Wirklich ein guter Film.

subtext.at: In den Medien wird immer wieder deine Homosexualität hervorgehoben – das geht sogar so weit, dich als Schwulen-Ikone zu bezeichnen. Warum ist das so wichtig?

 Michael: Echt wahr? (lacht) Ich finde das nicht so wichtig, nur die Medien machen das so wichtig. Ich habe am Anfang meine Videos gemacht und dann bemerkt, dass in den Kommentaren, nicht einmal negativ, immer wieder Fragen gekommen sind wie: „Hey bist du schwul?“ Und dann habe ich mir gedacht, gut, wenn das von Interesse ist, gehe ich darauf ein. Eigentlich habe ich gedacht, ich oute mich einmal und das war es, aber nein, es kommt immer wieder. „Bist du noch immer schwul?“ – Ja, ich bin noch immer schwul.
Und warum das so wichtig ist? Weil manche Leute gerne in Schubladen denken und unbedingt wissen wollen, in welche Schublade sie den Michael stecken sollen.

subtext.at: Wärst du weniger erfolgreich, wenn du nicht homosexuell wärst?

Michael: Das habe ich mich auch schon gefragt. Keine Ahnung, ich kann es nicht wissen. Vielleicht wäre ich auch mehr erfolgreich, wenn ich eine Frau wäre und riesige Titten hätte. So wird man schnell erfolgreich auf YouTube.

 subtext.at: Beim Durschauen deiner Videos bin ich auf ein eher untypisches Buchinger-Video gestoßen, in dem du für die „Junge ÖVP Burgenland“ auf der Straße Leute interviewst, zum Thema Jugend & Politik.

Michael: Ich wurde von der JVP angesprochen und sie haben gemeint, ich muss mich gar nicht ihrer Partei unterordnen, sondern das soll ein unparteiisches Video werden. Ich habe die Interviews dann auch selbst bearbeiten dürfen und selbst entscheiden können, welche Meinung ins Video kommt. Ich habe versucht ein möglichst weites Spektrum an Meinungen einzubauen. Es wären weitere Videos geplant gewesen, aber dazu kam es nie. Ehrlich gesagt hat es auch keinen Spaß gemacht, denn die Leute in Eisenstadt wollten einfach nicht mit mir sprechen und sind weitergegangen. Als ich dann von der JVP gefragt wurde, ob ich beitreten wolle, habe ich abgelehnt.

subtext.at: Über Facebook, Twitter, Formspring und vor allem deine Livestreams gibst du deinen Fans immer wieder die Möglichkeit dir direkt Fragen zu stellen. Sind Fans die besseren Journalisten?

Michael: Sie haben teilweise schon ganz gute Fragen, würde ich sagen. Fragen die mich auch zum Nachdenken bringen – aber meistens so Fragen wie „Welches Shampoo benutzt du?“  So generell gesagt würde ich sagen, nein, Journalisten sind die besten Journalisten.

subtext.at: Bist du im Internet oder im realen Leben sympathischer?

Michael: Ich bin sicher im realen Leben ein bisschen sympathischer. Vor allem ruhiger. Die meisten Leute finden es nervig an meiner Internetfigur, dass sie so aufgedreht ist. Ja gut, ich kann auch kein Video machen, in dem ich 2 Minuten lang leise bin. Vielleicht wenn es sich manche Menschen wünschen würden. Aber ich glaube, im realen Leben bin ich ruhiger und sympathischer.


Fotos: Michael Straub