Crossing Europe 2014: 100% Dakar – More Than Art

Wenn man in Europa über Afrika redet, dann beschreibt man damit selten die lokale Kulturszene, sondern eher das Bild einer in Strohhütten lebenden und von Armut und Korruption geformten Gesellschaft. Sandra Krampelhubers zweiter Dokumentarfilm greift genau dieses Missverständnis auf und verleiht denen eine Stimme, die etwas zu sagen haben: Den Musikern, Designern, Sprayern und Lebenskünstlern des Senegals.


100% Dakar widmet sich einer Generation, die ihre Zukunft selbst in die Hand nimmt und in ihrer eigenen Sprache mit der Bevölkerung kommuniziert. Es ist durchaus ok, für seine Ausbildung nach London, Paris oder New York zu gehen – aber man kommt zurück um mit eigenem Wissen und Erfahrungen die heimische Kulturszene aufzubauen. Es geht darum, die Jugend spüren zu lassen, dass sie etwas bewirken kann aber auch darum, seine eigene Identität zu finden.

Auf diese Art und Weise vereint senegalesische Kultur sein Volk und schafft es auch sich, wenn nötig, gegen die Regierung zu stellen. Etwa während einer Wahl durch Hip Hop seine Meinung zu äußern oder mit durchdachten Graffitis Umdenkprozesse zu starten. Man wartet nicht darauf bis die Regierung das Besprühen öffentlicher Wände erlaubt – man tut es.

Dieser Dokumentarfilm, der vor allem durch Interviews geprägt ist, schafft es Lust auf mehr zu machen. Sympathische Protagonisten und authentische Themen regen ihr Publikum dazu an, sich von Vorurteilen zu lösen und seiner eigenen Macht bewusst zu werden. Wenn man kritisieren darf, ohne verfolgt zu werden, dann sollte man diese Möglichkeit nutzen und Dialoge starten. Selbst wenn Afrika durchaus noch einen langen Kampf vor sich hat, so können auch wir Europäer uns den Senegal in vielerlei Hinsicht zum Vorbild nehmen. Danke für diesen spannenden Einblick!

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:
5/5 Punkte