Crossing Europe 2016: Holy Cow

Dieser Film schafft es mit einfachen Mitteln zu einem effektiven und eindrucksvoll gestalteten Dokumentarfilm, welcher auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.

Dieser Film entstand in Zusammenarbeit zwischen den Ländern Aserbaidschan, Deutschland und Rumänien. Imam Hasanov hat, nachdem er die Aserbaidschan State Universität für Kunst und Kultur in Baku abgeschlossen hat, sein Debüt im Theater gefeiert und die kreative Jugendorganisation- Aserbaidschanische Union der theatralischen Figuren begründet. 2006 begann er dann für das nationale Fernsehen zu arbeiten. Durch verschiedene Workshops während seines Werdegangs lernte Imam Hasanov Veronika Jonatkova, eine der Produzentinnen, kennen und gemeinsam entstand die Idee für den Film. Der erste Film des Regisseurs lief unter dem Titel „Virginity“ und zeigt ein kurzes Porträt einer 49 Jährigen Frau, die plant ihre Jungfräulichkeit aufzugeben, sich jedoch im letzten Moment um entscheidet.

Imam Hasanov wollte mit dem nun auf dem Crossing Europe Filmfestival Linz gezeigten Film „Holy Cow“ aufzeigen, wie Menschen mit Veränderung umgehen und ihren Traditionen trotzdem treu bleiben können. Er suchte sich gerade deshalb als Drehort ein kleines, tradionelles aserbaidschanisches Dorf aus.

Der Regisseur beschreibt, dass es sehr irritierend gewesen sein muss, als die Filmcrew in dem kleinen Örtchen eintraf und plötzlich damit begonnen wurde, einen internationalen Dokumentarfilm über genau diesen Ort zu drehen. Gleich zu Beginn der Dreharbeiten erfuhr Imam Hasnov von einem Dorfbewohner, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, eine europäische Kuh zu kaufen, da diese viel mehr Milch produzieren würde als die derzeit schon heimischen Tiere – und er sich somit sozialen Aufstieg verspricht. Vor allem die Dorfältesten hatten Probleme mit einer Veränderung, auch wenn es sich dabei lediglich um eine schwarzweiße Holsteinerin (eine europäische Kuh, Anm. d. Red.), handelte und hatten große Sorge, dass dieses neue Tier Unglück über die gesamte Dorfgemeinschaft bringen könnte. Im Film wird deutlich, wie unterschiedlich Menschen des gleichen Kulturkreises, Menschen aus der gleichen Gemeinschaft, ganz unterschiedlich mit einer Veränderung umgehen.

Die Dreharbeiten und die Fertigstellung des Films dauerten drei Jahre. Begonnen wurde 2011 und erstmals gezeigt wurde dieser Film 2015 auf dem Internationalen Dokumentation Film Festival in Amsterdam. Im Dorf selbst wurde der Film bis jetzt nicht gezeigt, da sich dies aus rechtlichen Gründen schwierig gestaltet. Der Regisseur beschreibt  die Dreharbeiten als nicht „Echt“ und „Kongruent“, da alle DarstellerInnen nicht ehrlich sind bzw. es ihnen nicht möglich war, unbeschadet ehrlich zu sein. Die politischen Strukturen lassen es nicht zu, dass eine freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit garantiert werden.

Drehbuch: Imam Hasanov
Kamera: Sarvar Javadov
Schnitt: Phillip Gromov
ProduzentInnen: FreeArt (AZ), Andra Popescu (Conset RO), Veronika Janatkova, Stefan Kloos (Kloos&Co., DE)
www.crossingeurope.at

musikoffene, neugierige, lebensfrohe und kreativitätsfreudige Menschin :-)